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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Glückwünschen.
    Ein so berühmter Mann wie Marco Polo konnte natürlich auch der Uebertragung staatlicher Ehrenämter nicht entgehen. So ward er denn in die erste Magistratur von Venedig berufen, und da er immer von den »Millionen« des Groß-Khans sprach, der über viele, »Millionen« von Unterthanen gebot, so nannte man ihn selbst den »ehr-und tugendsamen Messire Million«.
    Zu dieser Zeit, nämlich 1296, brach ein Krieg zwischen Venedig und Genua aus. Eine von Lamba Doria geführte Flotte dieses Staates kreuzte auf dem Adriatischen Meere und bedrohte das Uferland. Andrea Dondalo, der Admiral Venedigs, bewaffnete sofort eine der genuesischen Flotte überlegene Anzahl Schiffe und betraute Marco Polo, der mit Recht für einen erfahrenen Seemann galt, mit dem Commando einer Galeere. In der Seeschlacht vom 8. September 1296 wurden die Venetianer jedoch geschlagen und der schwer verwundete Marco Polo fiel dabei den Genuesen in die Hände. Die Sieger, welche den Werth ihres Gefangenen kannten und selbst gerecht schätzten, behandelten ihn mit vieler Rücksicht. Cr wurde nach Genua befördert, wo ihn die angesehensten Familien, begierig, seine märchenhaften Berichte zu hören, mit Auszeichnung aufnahmen. Wurde man nun auch nicht müde, ihm zuzuhören, so wurde doch Marco Polo müde des Erzählens, und als er 1298, während seiner Gefangenschaft, den Pisaner Rusticien kennen gelernt hatte, dictirte er diesem seinen Reisebericht in die Feder.
    Gegen 1299 erhielt Marco Polo die Freiheit wieder. Er kehrte nach Venedig zurück, wo er sich vermälte. Von nun ab schweigt die Geschichte über sein späteres Geschick. Man weiß nur aus seinem, vom 9. Januar 1323 datirenden Testamente, daß er drei Töchter hinterließ, und glaubt, daß er etwa zu jener Zeit, im Alter von siebzig Jahren gestorben ist.
    Das war die Lebensgeschichte dieses berühmten Reisenden, dessen Berichte einen so großen Einfluß auf die Fortschritte der geographischen Wissenschaften ausübten. Er besaß in eminentem Maße die Kunst scharfer Beobachtung. Er wußte zu sehen, wie er zu reden verstand, und den späteren Forschern blieb nur übrig, die Richtigkeit seiner Reisebeschreibung zu bestätigen. Bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts dienten die den Berichten Marco Polo’s entlehnten Documente als Grundlage sowohl für geographische Studien, wie für Handelsexpeditionen nach China, Indien und Innerasien. Auch die Nachwelt kann nur ihre Zustimmung geben zu dem Titel: »Das Buch der Weltwunder«, den die ersten Abschreiber dem Werke Marco Polo’s vorgesetzt hatten.

Fünftes Capitel.
Ibn Batuta (1328–1353).
    Ibn Batuta. – Der Nil. – Gaza, Tyrus, Tiberias, der Libanon, Balbek, Damaskus, Mesched, Bassorah, Bagdad, Tebriz, Medina, Mekka. – Yemen. – Abyssinien. – Das Land der Berber. – Zanguebar. – Ormuz. – Syrien. – Anatolien. – Kleinasien. – Astrachan. – Konstantinopel. – Turkestan. – Herat. – Der Indus. – Delhi. – Malabar. – Die Malediven. – Ceylon. – Coromandel. – Bengalen. – Die Nikobaren. – Sumatra. – China. – Afrika. – Der Niger. – Timbutku.
     
    Marco Polo hatte sein Vaterland seit fünfundzwanzig Jahren wieder gesehen, als ein Laienbruder des Franziskanerordens zwischen 1313 – 1330 ganz Asien vom Schwarzen Meere aus bis zu den äußersten Punkten von China durchwanderte, wobei er über Trebizonde, den Berg Ararat, Babel und durch die Insel Java kam. Sein Bericht ist aber so verwirrt und seine Leichtgläubigkeit so offenbar, daß man seinen Angaben keinerlei Gewicht beilegen kann. Dasselbe gilt von den fabelhaften Reisen Johannes von Mandeville’s, von dem Cooley sagt, er habe»ein Werk veröffentlicht, so voll von Lügen, daß es wahrscheinlich unter allen bekannten Sprachen kein ähnliches wieder giebt«.
    Der erste würdige Nachfolger des venetianischen Reisenden ist ein Araber, der für Egypten, Arabien, Anatolien, die Tatarei, Indien, China, Bengalen und Sudan dasselbe leistete wie Marco Polo für einen beträchtlichen Theil Centralasiens. Dieser ebenso geistvolle als unternehmende Mann verdient unbedingt einen Platz unter den kühnsten Forschern.
    Er war ein Gottesgelehrter und hieß eigentlich Abd Allah El Lawati, erwarb seinen Ruhm aber unter dem Beinamen Ibn Batuta. Im Jahre 1324, d. i. im siebenhundertundfünfundzwanzigsten Jahre der Hedschira, entschloß er sich zu einer Pilgerfahrt nach Mekka und begab sich von Tanger, seiner Vaterstadt aus, nach Alexandrien und von da nach Kairo.

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