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Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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sich dem Könige von Castilien persönlich vorzustellen, und sagte, nachdem er den vorläufigen Erfolg seines kühnen Zuges geschildert, Folgendes: »Ich komme, Sire, um Sie um Unterstützung anzugehen und mir gleichzeitig die Genehmigung auszuwirken, die Bewohner der Länder, welche man die Canarischen Inseln nennt, zum christlichen Glauben zu bekehren, Sie als König und Herrn der genannten Gebiete nebst Umgebung ausrufen zu lassen, da Sie ja doch der nächst interessirte König sind, und zu bitten, daß Sie geruhen mögen, mich als Lehenspflichtigen anzuerkennen«. Sehr erfreut nahm der König das Anerbieten des normannischen Ritters an. Er belehnte ihn mit stellvertretender höchster Gewalt auf den Canarischen Inseln und bewilligte ihm unter Anderem den fünften Theil der von jenen Inseln nach Spanien kommenden Waaren. Außerdem machte er ihm ein Geschenk von 20.000 Maravedis (etwa 12.000 Mark – 6000 Gulden), um alle für den Gouverneur Gadifer nöthigen Ausrüstungsgegenstände, Lebensmittel u.s.w. einzukaufen, und verlieh ihm überdies das Recht, auf den Canarien selbst Geld zu prägen.
    Leider wurden diese 20.000 Maravedis einem unzuverlässigen Mann übergeben, der nach Frankreich entfloh und das Geschenk des Königs von Castilien raubte.
    Als Ersatz erhielt Johann von Bethencourt von Heinrich III. ein wohlausgerüstetes Fahrzeug mit vierundzwanzig Mann Besatzung und reicher Ladung an Nahrungsmitteln, Waffen und Werkzeugen aller Art.-Johann von Bethencourt schrieb unter dem Ausdruck des wärmsten Dankes für die Freigebigkeit des Königs an Gadifer, was ihm hier auszurichten gelungen sei, gab seiner Erregung und »Verblüffung« Ausdruck über Berneval’s Schurkenstreiche, da er gerade diesen für ganz zuverlässig gehalten hatte, und meldete ihm die nahe bevorstehende Abfahrt des vom Könige von Castilien geschenkten Schiffes.
    Während dieser Zeit wurde aber die Insel Lancerote der Schauplatz sehr ernster Ereignisse. Der König Guardarfia, tief entrüstet über das Verfahren des Verräthers Berneval ihm gegenüber, hatte sich erhoben, und es waren in Folge dessen mehrere Leute Gadifer’s von den Canariern umgebracht worden. Gadifer war im Begriff, die Bestrafung der Schuldigen zu fordern, als ein Verwandter des Königs, der Eingeborne Ache, ihm den Vorschlag machte, sich Guardarfia’s zu bemächtigen und ihn zu seinen Gunsten zu entthronen. Dieser Ache war nichts als ein Betrüger, der, nachdem er seinen König verrathen, auch die Normannen hintergehen und sie wieder aus dem Lande treiben wollte. Da Gadifer diese schlechten Absichten nicht erkannte und den Tod seiner Leute rächen wollte, nahm er den Vorschlag Ache’s an, und kurze Zeit darauf, am Tage der heiligen Katharina, wurde der König überfallen, nach dem Fort geschleppt und in Ketten gelegt.
    Wenige Tage später aber überfiel der nun zum König ausgerufene Ache die Leute Gadifer’s und verwundete mehrere tödtlich. Schon in der folgenden Nacht jedoch gelang es Guardarfia nochmals, zu entkommen, und nun brachte er Ache in seine Gewalt und ließ ihn ohne Umstände zu Tode steinigen und verbrennen.
    Der über die Gewaltscenen, welche sich fast täglich auf der Insel abspielten, aufgebrachte Gouverneur beschloß jetzt, alle männlichen Bewohner des Landes zu tödten und nur die Frauen und Kinder zu schonen, um diese taufen zu lassen. Ungefähr zu eben dieser Zeit traf indeß das von Johann von Bethencourt abgesandte Schiff ein, wodurch Gadifer von anderen Dingen in Anspruch genommen wurde. Johann von Bethencourt theilte Gadifer officiell mit, daß er ein Lebensverhältniß der Canarischen Inseln mit dem Könige verabredet habe, worüber der Gouverneur keineswegs erfreut war, da auch er ein Anrecht auf die erwähnten Inseln zu haben glaubte. Er verheimlichte jedoch seine Mißstimmung und nahm die neuen Ankömmlinge so gut wie möglich auf.
    Die Löschung der Ladung an Lebensmitteln und Waffen ging sofort vor sich, dann aber schiffte sich Gadifer auf jenem Fahrzeuge ein, um die benachbarten Inseln näher in Augenschein zu nehmen. Ihn begleiteten Remonnet und mehrere Andere, auch nahm er verschiedene Eingeborne mit, die ihm als Führer dienen sollten.
    Ohne Unfall kam Gadifer bei der Insel Fortaventura an. Einige Tage nach der Landung brach er mit dreißig Mann Bedeckung auf, um das Land selbst kennen zu lernen. Sehr bald aber verließ ihn ein großer Theil seiner Mannschaften und nur dreizehn Leute, darunter zwei Bogenschützen, hielten noch zu

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