Die Entdeckung der Erde
See von heftigen Stürmen und ungünstigen Winden heimgesucht. Endlich erreichten die Leute zwar den Hafen von Teldes, da es indeß schon Nacht wurde und eine sehr frische Brise wehte, wagten sie nicht, hier an’s Land zu gehen, sondern fuhren noch ein Stück weiter bis zu der kleinen Stadt Arguynegui, bei welcher sie acht Tage lang vor Anker lagen. Von ihrem König Artaney aufgereizt, legten ihnen die hiesigen Bewohner aber da und dort einen verderblichen Hinterhalt, wodurch Gadifer’s Mannschaft ein empfindlicher Schaden zugefügt wurde. Es kam auch zu einem Scharmützel mit Blutvergießen, da die Castilier sich jedoch an Zahl zu schwach fühlten, wichen sie zurück, hielten sich noch zwei Tage vor Teldes auf und segelten dann wieder nach Lancerote.
Gadifer überließ sich wegen dieses Mißerfolges einer solchen üblen Stimmung, daß er an Allem zu tadeln hatte, was um ihn vorging. Die Eifersucht gegen seinen Chef wuchs mit jedem Tage und verleitete ihn zu den härtesten Beschuldigungen, in denen er wiederholt aussprach, daß der Baron selbst eigentlich gar nichts ausgeführt habe und daß Alles besser stehen würde, wenn nicht immer Andere ihre Hand mit im Spiele hätten. Diese Worte kamen dem Baron zu Ohren, der darüber erklärlicher Weise höchst aufgebracht war. Er nannte Gadifer einen mißgünstigen Eiferer, was einen harten Wortwechsel zwischen den beiden Führern zur Folge hatte. Gadifer bestand darauf, das Land zu verlassen, wo er, je länger er hier blieb, nur noch mehr verlieren könne. Da sich Johann von Bethencourt eben anschickte, noch einmal nach Spanien zu gehen, so schlug er Gadifer vor, ihn zu begleiten, um ihre Streitigkeiten vor Gericht zum Austrag zu bringen. Gadifer stimmte zu; die beiden Rivalen reisten indeß nicht miteinander, sondern der Baron auf seinem Schiffe und Gadifer auf dem seinigen. Beide kamen nach Sevilla und Gadifer brachte seine Klagen an; da der König von Castilien ihm aber nach allen Seiten Unrecht gab und Baron von Bethencourt’s Maßnahmen vollständig billigte, so verließ Gadifer Spanien, kehrte nach Frankreich zurück und kam auch später niemals wieder nach den Canarischen Inseln, welche er für sich selbst zu erwerben gedacht hatte.
Baron von Bethencourt nahm fast gleichzeitig vom Könige Abschied. Die Verwaltung der jungen Kolonie erheischte dringend seine Anwesenheit. Vor seiner Abreise bereiteten ihm die Bewohner von Sevilla, bei denen er in hohem Ansehen stand, mancherlei Huldigungen und – was noch wichtiger war – versorgten ihn reichlich mit Waffen, Lebensmitteln, Silber und Gold.
Johann von Bethencourt kam nach der Insel Fortaventura und wurde von den Seinen sehr freudig empfangen. Gadifer seinerseits hatte vor der Abfahrt seinen Bastard Annibal an seiner Statt zurückgelassen, dem der Baron indessen seinen berechtigten Groll gegen den früheren Nebenbuhler nicht entgelten ließ.
Während der ersten Zeit der Uebernahme der Geschäfte auf der Insel durch Johann von Bethencourt kam es zu zahlreichen Gefechten mit den Canariern, welche sogar die Befestigung von Richeroque zerstörten, nachdem sie eine Kapelle verbrannt und die Proviantspeicher beraubt hatten. Der Baron verfolgte sie eifrig und es gelang ihm auch, die Aufständischen vollständig zu zerstreuen und zu unterwerfen. Dann rief er schnellstens eine Anzahl Leute von Lancerote herbei, durch die er die zerstörte Citadelle sofort wieder aufbauen ließ.
Nichtsdestoweniger kam es immer wieder zu Gefechten mit den Canariern, wobei viele derselben fielen, unter Anderen auch ein Riese von neun Fuß Höhe, den Johann von Bethencourt gern lebend gefangen hätte. Der Baron konnte dem Sohne Gadifer’s übrigens ebensowenig vertrauen wie den Leuten, welche dessen Begleitung bildeten. Der Bastard hatte von seinem Vater die Eifersucht auf den Baron gleichsam geerbt; da der Letztere jedoch seiner Hilfe jetzt noch nicht entbehren konnte, verheimlichte er sein Mißtrauen gegen ihn. Zum Glück übertraf die Zahl seiner eigenen Leute beiweitem die der treu gebliebenen Anhänger Gadifer’s. Inzwischen nahmen die Beschwerden Annibal’s in solchem Maße zu, daß ihm der Baron einen seiner Lieutenants, Jean le Courtois, zuschickte, um jenen an seinen Eid zu erinnern und ihn zu ermahnen, darnach auch zu handeln.
Jean le Courtois wurde sehr übel empfangen; er gerieth mit dem Bastard und dessen Leuten in Streit, vorzüglich wegen gewisser canarischer Gefangener, welche diese unrechtmäßiger Weise zurückhielten
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