Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entdeckung der Erde

Die Entdeckung der Erde

Titel: Die Entdeckung der Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
Vom Netzwerk:
der Fremdlinge auf ihrer Insel, die unglücklichen Kolonisten überfallen und bis auf den letzten elend umgebracht. Guacanagari selbst wollte bei deren Vertheidigung eine Wunde davon getragen haben und zeigte zum Beweis noch sein mit einer Baumwollenbinde umwickeltes Bein vor.
    Christoph Columbus glaubte zwar nicht an diese angebliche Intervention zu Gunsten der Spanier, doch ließ er sich davon nichts merken und nahm am folgenden Tage, als Guacanagari zu ihm an Bord kam, denselben so freundlich wie früher auf. Der Cazike nahm auch ein kleines Bild der heiligen Jungfrau an, das er sich an die Brust hängte. Ueber die Pferde, die man ihm zeigte, schien er höchlichst erstaunt; solche Thiere waren ihm und seinen Begleitern noch nicht zu Gesicht gekommen. Nach Beendigung dieses Besuches kehrte der Cazike an’s Land zurück, begab sich in das Gebirge und ward dann nicht wieder gesehen.
    Der Admiral beorderte hierauf einen seiner Kapitäne nebst dreihundert Mann, das Land zu durchstreifen und sich des Caziken zu bemächtigen. Diese Truppe drang zwar bis tief in das Innere der Insel ein, entdeckte aber keine Spur von dem Caziken oder von den beklagenswerthen Kolonisten. Bei dieser Excursion entdeckte deren Anführer einen großen Fluß mit schönem sicheren Hafen, den er Port-Royal nannte.
    Trotz des Fehlschlagens seines ersten Versuches hatte Christoph Columbus doch beschlossen, auf dieser Insel eine neue Niederlassung zu gründen, da ihm das Land reich schien an Gold und Silbererzen. Die Eingebornen sprachen auch immer noch von den in der Provinz Cibao gelegenen Minen. Zwei Edelleute, Alonzo de Hojeda und Corvalan, erhielten deshalb den Auftrag, sich zu überzeugen, was hieran Wahres sei, und brachen im Laufe des Januar mit zahlreicher Begleitung auf. Wirklich fanden sie vier Flüsse mit goldhaltigem Sande und brachten unter Anderem ein Geschiebe von neu Unzen Gewicht mit zurück.
    Der Anblick dieser Reichthümer bestärkte den Admiral in dem Glauben daß dieses Espagnola das berühmte Ophir sein müsse, von dem im Buche der Könige die Rede ist. Er suchte einen geeigneten Platz zur Erbauung eine Stadt, und legte, zehn Meilen östlich vom Monte Christi, an der hafen artig erweiterten Mündung eines Flusses den Grundstein für das später Isabella. Am Tage Epiphanias celebrirten dreizehn Priester in Gegenwart einer ungeheuren Menge Eingeborner, den Gottesdienst in der Kirche.
    Columbus gedachte nun dem König und der Königin von Spanien einige Nachrichten über die Kolonie zugehen zu lassen. Unter dem Befehl des Kapitän Torres wurden also zwölf Schiffe auserwählt, die mit vielem auf der Insel gesammelten Golde und den verschiedensten Erzeugnissen des Bodens befrachtet nach Europa zurückkehren sollten. Diese Flottille ging am 2. Februar 1494 unter Segel und bald darauf schickte ihr Columbus noch eines der ihm verbliebenen fünf Schiffe mit dem Lieutenant Bernhard de Pisa, über den er sich mehrfach zu beklagen hatte, ebenfalls mit reichen Ladung nach.
    Sofort nach Wiederherstellung der Ordnung in der Kolonie Isabella bestellte der Admiral daselbst seinen Bruder Diego zum Gouverneur und brach mit fünfhundert Mann auf, um die Minen von Cibao selbst zu besuchen. Das Land, durch welches der Zug kam, zeigte eine an’s Wunderbare grenzende Fruchtbarkeit; Gemüse reisten hier binnen dreizehn Tagen; im Februar gesäeter Weizen stand schon im April in üppigen Aehren und lieferte jedes Jahr zwei reiche Ernten. Durch Berge und Thäler führte der Weg; oft mußte die Axt helfen, durch diese jungfräulichen Gebiete Bahn zu brechen, und nach vielen Beschwerden erst langten die Spanier in Cibao an Hier ließ der Admiral auf einem Hügel in der Nähe eines großen Flusses aus Stein und Holz ein Fort erbauen, das er mit einer Art Wallgraben umzog, und dem er, um einige seiner Officiere, welche an das Vorhandensein der Goldminen nicht glauben wollten, zu necken, den Namen St. Thomas beilegte. Jetzt konnten jene nämlich ihre Zweifel nicht wohl länger aufrecht erhalten; von allen Seiten brachten ja die Eingebornen Gold in Geschiebe und Körnern herbei, das sie eifrig gegen Perlen und vorzüglich gegen die so beliebten kleinen Schellen umzutauschen suchten, deren heller Klang sich zum Tanzen anreizte. Die in Rede stehende Gegend war aber nicht nur das Land des Goldes, sondern auch das Land der Gewürze und Balsame; ja, die Bäume, welche die so geschätzten Producte lieferten, bildeten hier wirkliche Wälder. Die Spanier hatten

Weitere Kostenlose Bücher