Die Entdeckung der Erde
also allen Grund, sich zur Besitznahme dieser reichen Insel zu beglückwünschen.
Nachdem er das Fort St. Thomas unter den Schutz von fünfzig Mann, mit Don Pedro de Margerita als deren Anführer, gestellt, begab sich Columbus Anfang April wieder nach Isabella zurück, wurde aber bei diesem Zuge durch häufige, starke Regen sehr aufgehalten. Bei seiner Ankunft fand er die entstehende Kolonie in größter Unordnung; schon drohte sogar eine Hungersnoth wegen Mangels an Mehl, und das Mehl fehlte wegen Mangels an Mühlen; Soldaten und Arbeiter waren von Anstrengung auf’s höchste erschöpft. Columbus wollte seine Edelleute veranlassen, mit helfender Hand einzugreifen; die dummstolzen Hidalgos aber, welche nur begierig waren, Schätze einzuheimsen, wollten sich doch nicht einmal bücken, um solche aufzuheben, und verweigerten, sich als Handarbeiter nützlich zu machen. Die Priester unterstützten sie in ihrem Widerstande, und Columbus, der nur mit Strenge durchzugreifen vermochte, mußte die Kirchen mit seinem Interdict belegen. Indeß konnte er seinen Aufenthalt in Isabella nicht allzusehr ausdehnen, es trieb ihn, immer noch neue Länder zu entdecken. So stach er denn nach Einsetzung eines aus drei Edelleuten und dem Chef der Missionäre unter Vorsitz Don Diego’s bestehenden Verwaltungsrathes der Kolonie, am 24. April wieder mit drei Fahrzeugen in See, um den Kreis seiner Entdeckungen zu vervollständigen.
Die Flottille wandte sich nach Süden. Bald entdeckte man eine neue Insel, welche die Eingebornen Jamaica nannten. Das Relief dieser Insel zeichnete sich durch einen bedeutenden Berg mit sanft verlaufenden Abhängen aus. Ihre Bewohner schienen sehr geweckten Geistes und für mechanische Künste begabt, aber von wenig friedliebendem Charakter zu sein. Wiederholt versuchten sie eine Landung der Spanier abzuwehren, wurden aber vertrieben und schlossen zuletzt eine Art Bündniß mit dem Admiral ab.
Von Jamaica aus setzte Columbus seine Nachforschungen weiter nach Westen hin fort. Er glaubte nach der Stelle gelangt zu sein, wohin die alten Geographen den Chersones, das Goldgebiet des Abendlandes, verlegten. Starke Meeresströmungen warfen ihn nach Cuba zurück, dessen Küste er auf 225 Meilen Länge folgte. Während dieser, wegen vieler Untiefen und enger Fahrstraßen sehr gefährlichen Seereise benannte er über 700 Inseln, untersuchte eine große Anzahl Häfen und trat mit den Eingebornen häufig in Verbindung.
Im Monat Mai meldeten die Ausluger der Schiffe wiederum eine große Anzahl pflanzenbedeckter, fruchtbarer und bewohnter Inseln. Columbus näherte sich dem Lande und lief in einen Fluß mit so heißem Wasser ein, daß Niemand die Hand in dasselbe halten konnte; offenbar eine sehr übertriebene Angabe, welche später niemals eine Bestätigung gefunden hat. Die Fischer dieses Strandes verwendeten beim Fischen einen gewissen Fisch mit Namen »Remora« (Hemm-, Saugfisch), der ihnen denselben Dienst leistete wie der Hund dem Jäger.
»Dieser bisher unbekannte Fisch glich etwa einem sehr großen Aale besaß aber an der Rückseite des Kopfes eine sehr haltbare, beutelförmige Haut, mit der er eigentlich Nahrung einfängt. Diesen Fisch halten die Leute hier mittelst einer Schnur außer dem Boote stets im Wasser, denn er kann den »Anblick« der Luft nicht vertragen. Bemerken sie nun einen Fisch oder eine Schildkröte, welche hier wirklich größer als Schilder sind, so verstatten sie dem Remora durch Nachlassen der Schnur eine freiere Bewegung. Sobald er das fühlt, schießt er schneller als ein Pfeil auf den betreffenden Fisch oder die Schildkröte los, wirst seinen Hautbeutel über diese und hält seine Beute so fest, daß sie ihm Niemand entreißen kann, wenn man ihn nicht durch allmähliches Einziehen der Schnur zur Wasseroberfläche heranholt; denn sobald er »den Glanz der Luft« wittert, läßt er sofort die Beute los. Die Fischer beugen sich so weit als möglich herab, um ihm den Fang abzunehmen, den sie dann in ihr Boot bringen. Den »Jagdfisch« binden sie dann kurz an, um ihn an Ort und Stelle zu halten, und geben ihm als Belohnung ein Stück Fleisch von der Beute.«
Die Ufer wurden auch noch weiter nach Westen hin untersucht. Der Admiral kam nach verschiedenen Ländern, in denen es Ueberfluß gab an Gänsen, Enten, Reihern und jenen stummen Hunden, welche die Einwohner als Nahrung benutzen, und die entweder sogenannte Almiguis oder eine Art Ratten sein dürften. Inzwischen verengten sich die
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