Die Entdeckung der Landschaft - Einführung in eine neue Wissenschaft
emporgehobener Sandsteinfelsen. Auf dem Sandstein lagert Kalk, der den Untergrund der Insel rechts bildet. Sie wird «Düne» genannt.
In Sümpfen und Mooren sammelt sich besonders viel Humus an. Die abgestorbene organische Masse wird dort wegen des Mangels an Sauerstoff unterhalb des Wasserspiegels nicht abgebaut; denn Organismen, die abgestorbene pflanzliche Masse zersetzen, können an diesen Orten nicht leben. Dort bildet sich zunächst Dauerhumus oder Torf. Unter dem Druck weiterer Ablagerungen, die sich über die Torfschicht legen, kann aus Torf Kohle werden. Organische Substanz, die sich beispielsweise in flachen Strandseen unter warmen Klimabedingungen ansammelte, konnte im Lauf der Zeit durch hohen Druck in Erdöl oder Erdgas verwandelt werden.
Vor allem im Wasser lebende Organismen bauen aus Carbonaten, die aus organischen Substanzen entstehen, und Calcium Kalk auf. Dieser Kalk kann abgelagert werden als – neben Kohle, Erdöl und Erdgas –weiteres äußerst wichtiges biogenes Sediment, das als Abbauprodukt aus früheren Organismen die Zeiten überdauert hat. Zu einer Kalkablagerung kann es nur dann kommen, wenn der Druck im Wasser gering ist, und dies ist nur in Flachwasserbereichen der Fall, einerseits in Seen, andererseits in flachen Meeresarmen, die allmählich verlanden, beispielsweise in einer Lagune. Auch Korallenriffe, die sich in geringer Wassertiefe befinden, werden aus Kalk aufgebaut und nehmen an Höhe zu, aber nur unmittelbar unterhalb der Wasseroberfläche. Wachsen sie über den Meeresspiegel hinaus, können ihre «Gipfel» von der Brandung zerstört und der daraus entstehende feine Sand verlagert werden, so dass es zur Bildung von hakenähnlichen Gebilden kommt. Wenn der feine Sand abtrocknet, bilden sich Dünen, und auf diese Weise kann ein Korallenriff zur Insel werden. Wird sie bei steigendem Wasserspiegel erneut überspült, wächst das Riff weiter nach oben, bis sein Gipfel wieder unmittelbar an der Wasseroberfläche liegt. Dort empfangen die mit den Korallen zusammenlebenden Algen das meiste Licht, um Fotosynthese zu betreiben und organische Substanzen aufzubauen, aus denen später auch weitere Carbonate und damit Kalk werden können.
In Kohle und Kalk finden sich besonders viele Fossilien, die noch exakt die Formen früherer Lebewesen aufweisen. Berühmt sind die Holzfossilien aus der Steinkohle oder die Versteinerungen aus Ablagerungen des Muschelkalks oder aus Schichten von Jura und Kreidekalk. Mit den Fossilienfunden lassen sich aber nur diejenigen Organismen nachweisen, die in dem speziellen Lebensumfeld vorkamen, in dem die Ablagerungen entstanden. Aus der Steinkohlezeit, dem Zeitalter des Karbon, kennt man nur die Holzgewächse, die in den Sümpfen wuchsen, in deren Ablagerungen sie später eingebettet wurden. In Kalksteinschichten findet man vor allem Überreste von Organismen aus dem Flachwasserbereich, wo Kalk ausfiel und der daher verlanden konnte. Wenn solche Lagunen zu Land geworden waren, starben sämtliche Organismenaus, die ausschließlich in Flachwasserbereichen lebten. Möglicherweise war dies der wesentliche Grund dafür, dass bestimmte Echsenarten, die wir als Saurier bezeichnen, am Ende des Kreidezeitalters verschwanden.
Karst
Wenn Kalkschichten nach ihrer Bildung angehoben werden, wenn es also nach der Lithogenese im flachen Wasser zu einer Oro- oder Epirogenese kommt, entsteht ein Kalkgebirge, das besondere Eigenschaften aufweist. Kalk ist in geringem Maße wasserlöslich. Daher kommt es zu Karsterscheinungen. Man nennt sie so nach Beobachtungen im kroatischen Karstgebirge, das neben der Schwäbischen Alb als das typische Kalkgebirge mit allen seinen besonderen Landschaftsformen gilt. An der Oberfläche eines Kalkgebirges gibt es viele trockene Standorte, weil Wasser in Kalkklüften versickert, die durch das Wasser ständig erweitert werden. Nur in wenigen Senken sammelt sich Wasser, beispielsweise über wasserundurchlässigen Schichten aus Feuersteinlehm. Wenn der Untergrund gefroren ist, versickert das Wasser ebenfalls nicht. Daher können in einem Kalkgebirge während einer Kaltzeit Täler entstehen, die in einer warmen Klimaperiode trocken fallen. Man bezeichnet sie als Trockentäler. Weitere Senken im Kalkgebirge nennt man Doline und Polje. Eine Doline ist ein kleiner Erdfall, der dadurch entsteht, dass über einem durch Kalklösung entstandenen Hohlraum das Gesteinsmaterial einbricht. Auf ähnliche Weise bildet sich ein Polje; es ist aber erheblich
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