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Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bönt
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noch, dass seit jeher nicht nur täglich Menschen im Gewitter erschlagen worden sind und Häuser abgebrannt.«
    Tatum lief redend von der linken Seite des Raumes zur rechten und nahm den einen oder anderen ins Visier. Auch Faraday sah er kurz in die Augen, als er sagte: »Es sind auch immer wieder Kirchen in die Luft geflogen, wenn die Pfaffen das Schießpulver im Keller lagerten. 1769 gab es im italienischen Brescia Tote.«
    Er kam jetzt hinter seinem Tisch hervor, stützte das Kinn auf die rechte Hand und den Ellbogen auf das Handgelenk des linken Armes vor dem Bauch, lehnte sich an den Tisch und sagte nachdenklich: »Dreitausend!«
    Dabei freute er sich und steckte die Hände ineinander, während er sich dem Publikum näherte: »Dreitausend Tote. Aber als der Wetterableiter erfunden worden ist, hat es noch mehr als dreitausend Gegner gegeben!«
    Er wolle nun etwas zeigen.
    Er holte einen hölzernen, etwa sechzig Zentimeter hohen Hohlkörper hervor, den er als Turm bezeichnete. Er nässte ihn innen und außen mit Wasser, füllte einen Fingerbreit Weingeist hinein und legte einen Deckel lose auf das obere Ende. Dann öffnete er zwei Aussparungen, die er Fenster nannte, indem er jeweils eine Art Stopfen entfernte. Er kurbelte an seinem Elektrisiergerät und leitete einen Funken so auf den Turm, dass man den Funken durch den Raum fliegen sehen konnte.
    Im Nu schrien die Frauen auf. Der Deckel war weggeflogen, der Turm stand in Flammen. Tatums Helfer, ein Junge, wie Faraday noch vor ein paar Jahren einer gewesen war und den er aus irgendwelchen Gründen gar nicht mochte, löschte den Brand mit einem Eimer Wasser. Der Turm dampfte, es roch nach verkohltem Holz, das Wasser lief durch die Gänge und sickerte zwischen den Dielen in den Fußboden.
    Tatum grinste. Er öffnete alle Fenster und ließ den Jungen mit einem großen Stück groben Tuchs einen Wirbel in der Luft herstellen, damit sie sich schnell austauschte und man den Vortragenden wieder sehen konnte. Im Publikum war erhebliche Unruhe entstanden.
    »Schauen Sie«, sagte Tatum und steigerte die Unruhe, indem er erneut Weingeist in den Holzturm goss und die Elektrisiermaschine wieder in Betrieb nahm. Zwei Frauen verließen eilig die Versammlung, die Männer waren bemüht, sich nichts anmerken zu lassen. Bevor Tatum erneut einen Funken zog, montierte der Junge einen Eisendraht an dem Turm, den er wenig über den Rand hinausragen ließ und unten mit einem Kabel verband. Das Kabel hängte er aus dem Fenster, und dann lief er nach unten, um das untere Ende mit einem Spatenstich in der nassen Erde zu verbuddeln.
    Während Tatum weiter Ladung erzeugte und erklärte, was der Junge tat, konnte man aufstehen und sich mit einem Blick aus dem Fenster vergewissern, was unten geschah. Faraday tat das, obwohl er keine Überraschung erwartete, und setzte sich wieder. Tatum stand währenddessen zufrieden mit hinter dem Rücken ineinandergreifenden Händen an seinem Tisch.
    »Aufgepasst«, rief er und ließ erneut den Blitz in den Turm schlagen. Der suchte sich nach einem Weg von einigen Fuß gut sichtbar selbsttätig den Draht und verschwand dann vollständig darin. Sonst passierte nichts. Im Raum ließ die Spannung nach.
    Tatum grinste, als er erzählte, dass viele Menschen anfangs geglaubt hätten, der Wetterableiter würde den Blitz und sein Unglück überhaupt erst erzeugen.
    »Andere haben behauptet: Ernten würden ohne Blitz ausfallen. Und manche haben gesagt: Erdbeben würden ausgelöst.«
    Er kam jetzt nah an die erste Stuhlreihe heran: »Es ist nichts davon in den letzten Jahrzehnten bestätigt worden. Weder gab es mehr Blitzeinschläge noch weniger Erträge der Bauern.« Sein Blick wanderte nach hinten: »Und schon gar nicht irgendwelche Erdbeben. Die großen Beben waren immer woanders, nicht beim Blitz. Es gibt da keinen Zusammenhang.«
    Der Junge räumte den Holzturm weg, Tatum wandte sich wieder seinem Tisch zu, ging jetzt hinter ihn: »Wie auch sollte der Blitz, dessen Geschwindigkeit wir gesehen haben, ein Erdbeben in einigen Wochen, Monaten oder Jahren auslösen? Das ist kindisch. Aber in Deutschland glaubt man hier und da, das Weglassen des Wettergebets und des Wetterläutens bringe Unglück über die Gemeinde, weil sie Gottes Wille auf unstatthafte Weise von sich ablenken wolle.«
    Einige lachten.
    »Lachen Sie nicht«, sagte er mit erhobenem Zeigefinger, in seinem Blick, fand Faraday, blitzte Schalk auf. Die Kicherer verstummten augenblicklich. »Die vielen beim

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