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Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bönt
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Hoffnung, bis Antwerpen und Paris marschieren zu können, zerstörten Hafenanlagen hatte er begutachtet. Man erinnerte sich noch lebhaft an die Proteste General Monnets bei Lord Chatham, aber auch an die hohen eigenen Verluste und den Rückzug. Von einem in der Nähe segelnden englischen Schiff habe man Buonaparte beobachten können, und die Reparaturen der Franzosen seien sicher bis zum Sommer, auf jeden Fall noch vor Jahresfrist abgeschlossen.
    Buonapartes Urteilskraft blieb angeblich hinter seinen Ambitionen zurück während der zwei Jahre, in denen Faraday Tatums Vorträge besuchte und in denen Russland angeblich mit einer Stimme sprach: Alexander würde ermordet, hieß es, suchte er weiter Frieden.
    Einer der Kunden und Freunde Riebaus, George Dance der Jüngere, hatte von Faradays Vortrag gehört. Dance der Ältere war Mitglied der Royal Institution . Der Jüngere wusste auch, dass Faraday seit sieben Jahren Unterricht in Sprechtechnik nahm, und Zeichenstunden bei Masquerier, dem Faraday die Schuhe putzte. Dance wusste, dass Faraday jeden Sonntag in den Gottesdienst der Sandemanier ging und seine Freunde bat, umstandslos seine Aussprache und Grammatik zu korrigieren, wo immer er Fehler machte.
    In der für ihn typischen aufgekratzten Art zeigte Riebau an einem Winterabend Dance die Aufzeichnungen seines Lehrlings. Dance nahm das Buch langsam an sich, blätterte durch die Seiten und verweilte hier und da. Liebe war in diesen Seiten. Als er in Richtung des Lehrlings blickte, der sich an einem selbstgebauten Elektrisierer zu schaffen machte, hob Dance eine Augenbraue. Faraday merkte, dass sie über ihn sprachen und sah scheu zu ihnen hinüber. Alle anderen Angestellten und Lehrlinge waren längst zu Hause am Herdfeuer ihrer Familien, wo sie Suppe löffelten und, wie es üblich war, kaum das Nötige sprachen.
    »Will er einmal in einen Vortrag von Humphry Davy gehen?«
    Dance hatte das laut gefragt und Faraday dabei angesehen, aber der wusste nicht, ob er antworten sollte. Dieses Recht kam nur Riebau zu, der längst an die Stelle von James Faraday gerückt war. In Faradays wie eine Sonne aufsteigender Freude über die zum Greifen nahe Möglichkeit, Davy zu sehen, aalte sich die Angst, unverschämt zu sein. Tatum mochte diskutabel gewesen sein, ein Glücksfall, unverdient. Davy war definitiv zu viel. Faraday wurde rot, sein Mund war trocken, in den Magen wurde Bitteres geträufelt: Gleich würde jemand ein Nein sagen, würde lachen, weil es doch nicht ernst gemeint sein konnte. Die aufsteigende Wut darüber machte ihm noch mehr Angst. Sein Herzklopfen war von den beiden Männern, die ihn ansahen, trotz der Entfernung sicher zu hören. Wieder verschwand die dritte Dimension, er hätte nicht gut sagen können, wie weit die beiden von ihm weg waren, aber er war an diese Ausfälle schon gewöhnt. Fast fiel er nach vorne über. Wäre er aufgestanden, er hätte sich mit der flachen Hand an einer Wand festhalten müssen. Er starrte Dance und Riebau an und zitterte und wartete auf den kapitalen Fehler, den er jetzt machen würde.
    »Aber sehr wohl«, hörte er seinen Lehrherrn aus der Ferne meinen, »möchte er das.«
    Sie sahen ihn weiter an, erwartungsvoll.
    Er glaubte, vorsichtig zu nicken.
    »Gut«, sagte Dance, offenbar freundlich und ohne Herablassung.
    Der Lehrling stand auf, wankte auf die beiden Männer zu und bedankte sich mit eisigem Blick. Riebau lächelte. Dance war irritiert, ging aber höflich über die kühle Bedankung weg. Faraday verabschiedete sich ebenso kalt.
    Auf dem Weg nach Hause spülte frische Luft durch seinen Kopf, und die Straßen sahen anders aus als zuvor. Gelassener, abwartend, gutmütig schaukelten sie jetzt durch seine unsicheren Schritte. Die Menschen schienen ihn selbstverständlich zu grüßen. Er hätte gerne ein Geländer gehabt oder neben seiner Tasche noch irgendetwas anderes zum Anfassen. Mit überfließender Freude umarmte er seine Mutter und begann dabei erst zu bemerken, was los war.
    4 Das Licht
    »Davy wird nur noch vier Mal öffentlich sprechen«, erzählte Faraday seinem Freund Abbott, bei dem er am nächsten Sonntag nicht mehr als derselbe ankam. Abbott wusste schon, dass Davy geheiratet hatte, reich geheiratet und sich in Zukunft allein der Forschung und dem Reisen widmen wollte.
    Vor Aufregung konnte Faraday kaum zuhören oder stillsitzen. Er lebte jetzt nicht mehr eingeschlossen im Moment, er fieberte auf einen kommenden hin.
    Auf dem Rückweg fand er sich in einer

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