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Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bönt
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weit gegangen.
    Er solle es schon sagen, so Robert freundlich und mit Tempo, aber Faraday schämte sich weiter, sein Kopf hing tief über der Tischkante. Eine Passion neben Gott zu haben, wer durfte sich das leisten? Nicht das kleinste Recht dazu besaß er, ausgerechnet er.
    »Jetzt sag.«
    Robert war, wenn auch ungeduldig, freundlich. Etwas anderes als Freundlichkeit gab es in der Familie nicht. Deshalb war das kein Gradmesser. Faraday selbst würde jetzt sagen, dass er es nicht ernst gemeint habe, dass er nur von Riebaus Spinnereien berichten wollte.
    »Ein Schilling«, sagte Robert: »oder?«
    Woher auch immer er das wusste, es brauchte alle familiäre Intimität und seine ganze Leidenschaft, dass Faraday nickte. Er wollte ja dahin, dieser Wunsch glühte nicht einfach in ihm, er fraß ihn auf. Gab es einen Weg zur Erfüllung des Wunsches vor Gott?
    War es Gott, der das wollte?
    Robert reagierte nicht auf die Antwort. Kurz vor dem Schlafengehen aber, als sie allein waren, gab er seinem Bruder den Schilling. Die beiden umarmten sich lange, Faradays Schultern bebten. Er würde ihn zurückgeben, eines Tages. Alles würde er zurückgeben. Lange schlief er nicht ein, das Licht des Mondes zog im Lauf der Nacht einen hellen, vom Einfallswinkel verzogenen Abdruck des Fensterausschnittes über sein Bett.
    Mit nur einigermaßen kontrollierter Erregung lief er am folgenden Montagabend durch die Straßen zum Haus von Tatum. Ängstlich betrat er den Flur: Natürlich würde man ihn belächeln.
    Viele Frauen mit großen Hüten waren da.
    Mit dem fünfzigsten Besucher, der kurz hinter Faraday anstand, wurde die Kasse geschlossen, denn mehr Personen hätten laut Gesetz eine »aufrührerische Versammlung« bedeutet. Auch freundliches oder energisches Bitten des einundfünfzigsten halfen nicht weiter, wie Faraday mit einem Ohr hörte, erleichtert, denn er hätte sich auch ohne einundfünfzigsten Besucher nicht gewundert, von einem Diener oder auch von Tatum höchstpersönlich wieder entfernt zu werden. Er hatte sich schon ohne den Schilling zurück auf der Straße gesehen, während andere Herrschaften Platz nahmen. Tatsächlich: Es musste etwas zu bedeuten haben, dass man ihn hier duldete.
    »Sie kannten doch Levi?«, fragte eine Frau eine andere.
    Die antwortete hektisch und unsicher: »Den Diamantenhändler? Wieso kannten?«
    »Hat sich gestern, äh, vom Monument gestürzt.«
    »Mein Gott.«
    Die erste nickte.
    »Hatte er denn ... gab es einen Grund?«
    »Nicht bekannt. Um elf hat er noch Geschäfte gemacht, um zwölf ist er hinauf. Schon vorvorgestern war er dort und ist oben merkwürdig umhergelaufen. Er hätte fast einen Porter erschlagen, der ihm ausweichen musste.«
    »Hören Sie auf«, bat die Frau, und schnell ging Faraday die Treppe hoch, wobei er die andere noch »acht Kinder« sagen hörte.
    Der Vortrag fand im ersten Stock statt, und manche standen an den Fenstern. Andere saßen bereits. Männer sagten Dinge wie: »Cobbett sitzt im Gefängnis, weil er über das unrechtmäßige Auspeitschen der Soldaten geschrieben hat« und als Antwort darauf leise und unwirsch: »Nicht hier.«
    War Cobbett nicht der Mann, der Masquerier als Spion Buonapartes bezeichnet hatte? Faraday wollte es lieber nicht wissen und setzte sich an den rechten Rand einer Stuhlreihe, indem er erst die Fingerspitzen, dann die Hand auf die Sitzfläche legte und sich anschließend mit umherschweifendem Blick niederließ. Er zog den Kopf ein, richtete seinen Blick auf das Papier, das er zum Mitschreiben zurechtlegte. Jedes Detail der Encyclopædia Britannica über Elektrizität, alle Erklärungen der Experimente aus Jane Marcets Konversationen zur Chemie lagen ihm wie kostbare Süßigkeiten auf der Zunge, die er hin und her wenden konnte, wie er wollte, sie hinterließen nur den Wunsch nach mehr.
    Auf Tatums Tisch standen Gerätschaften und zwei Glasscheiben. Die Scheiben würden den Vortragenden vom Publikum trennen. An der Wand hingen einige Diagramme. Faraday konnte kaum erwarten zu erfahren, was sie darstellten, welche Größen sie miteinander in Verbindung bringen würden, um aus ihnen eine zu machen. Denn das waren sie, sobald ein Gesetz sie miteinander verband: ein Ding. Und hier war man auf dem Weg zum ganzen Gesetz, dem einen, wie der Herr es geschrieben hatte. Kein leichter Weg, der da lockte.
    Zum Glück beobachtete ihn niemand. Abbott fiel ihm gleich auf, er saß nicht weit vor ihm, war ungefähr im selben Alter und schaute lebhaft um sich, mehr

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