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Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bönt
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Mechanik, wisse nichts von der Mathematik, noch weniger von der Messtechnik. Hätte er doch bloß diese statt nur die anderen Wissenschaften studiert! Dann hätte er jetzt vielleicht eine Stelle, hier in London, mit fünf-, sechs-, sieben- oder gar achthundert Pfund im Jahr: »Ach, ach das Nichtkönnen!« Schließlich, weil das »Papier alle, die Feder abgenutzt« war, wünschte er seinem Freund »einen guten Tag«.
    Was er fand, war eine Stelle als Buchbinder bei einem weiteren französischen Emigranten, Henri de la Roche. Dort bekam Faraday anderthalb Guineas pro Woche, aber mit dem Experimentieren war es aus. Kein Hinterzimmer, keine Verheißungen, keine Substanzen mehr, die Faraday mischte und kochte und mit Batteriestrom zerlegte. Keine Batterien mehr. Kein Rennen ans Fenster, wozu ihn schon die kleinste Verunreinigung der Luft immer zwang. Dafür ab und zu ein Wutausbruch vom »sehr passionierten« De la Roche.
    Wochenlang fügte Faraday Bücher aus Papierstapeln zusammen, er siedete lustlos Leim, schnitt Leder und bastelte Prägevorrichtungen, mit einem Einfallsreichtum, handwerklichen Geschick und einer Hingabe, dass sein neuer Herr in Bewunderung verfiel. Bald bot De la Roche ihm sein gesamtes Erbe an, wenn er nur bliebe: »Da ich kein Kind habe, sollst du, wenn du bei mir bleibst, alles haben, was ich habe, wenn ich nicht mehr da bin.« – Besitzend würde er sein, vermögend: Faraday, Sohn des Grobschmiedes James Faraday aus Outhgill. Ein Ladenbesitzer, ein Buchhändler.
    Es war nicht, was er wollte. Und De la Roche ahnte nicht: Es war für Faraday sogar indiskutabel.
    »Handel ist ein Laster«, ließ er Abbott im flackernden Licht einer Öllampe mit gedämpfter und doch drängender Stimme wissen, »etwas Selbstsüchtiges, während der Dienst an der Wissenschaft liebenswürdig und aufgeschlossen macht.«
    Der Handel war ihm »zuwider«.
    Statt das Angebot anzunehmen, das ihn aus der Misere befreit hätte wie keinen anderen seines Alters, schrieb er einen Brief an Joseph Banks, den Präsidenten der Royal Society . Gott weiß, wie er darauf kam.
    Faraday bat um eine Anstellung in der Wissenschaft, »wie niedrig auch immer«, selbst wenn er nur fürs Waschen und Schrubben der Flaschen zuständig sein würde.
    Banks hatte Thomas Cook finanziert, war mit ihm um die halbe Welt gesegelt. Er hatte eine weltbekannte Botaniksammlung aufgebaut. Als Präsident der ältesten Wissenschaftlichen Gesellschaft der Welt war er ein Nachfolger Sir Isaac Newtons. Was Faraday nicht wusste: Banks war ein Despot.
    Statt sich zu sorgen, was er da gemacht hatte, ging Faraday mehrmals zum Strand hinüber und fragte den Pförtner des Somerset House, ob eine Antwort vorliege. Zweimal negativ. Was ihn nicht abhielt, nach wenigen Tagen erneut zu fragen. Der Pförtner, der ihn jetzt schon kannte, stand schon von seinem Stuhl auf, als er ihn näher kommen sah, sodass Faraday erschrak. Plötzlich hielt er einen Umschlag in der Hand, was ihn freute, sorglos riss er ihn unter den aufmerksamen Augen des Pförtners auf, um nervös den Zettel auseinanderzufalten, auf dem stand: »Ihr Brief bedarf keiner Antwort.«
    Er sah dem Pförtner abermals in die Augen, und jetzt war es dieser, der erschrak. Faraday wandte sich ruckartig von ihm und seinem Blick ab und lief unter stoßenden Schritten, mit nach vorne gelegtem Oberkörper zwei oder drei Stunden durch London. – Die Royal Society ? Nicht einmal dem Pförtner würde er in diesem Leben ein zweites Mal begegnen können.
    Dann ging er nach Hause, ging schlafen, ging am nächsten Morgen zu Arbeit. Er räumte die Werkstatt auf, De la Roche wunderte sich über seine Wortkargheit. Nachts fertigte er die vierte Version der Abschrift an, die Davys Vorträge zusammenfasste, illustrierte und ausformulierte. Er brachte sie zu Abbott, der sie durchsehen sollte.
    Während Abbott das tat, schrieb Faraday ihm: »Was ist das Längste und das Kürzeste in der Welt, das Schnellste und Langsamste, das Teilbarste und das Ausgedehnteste, das am wenigsten Geschätzte und das am meisten Bedauerte, ohne das nichts getan werden kann? Das alles Kleine verschlingt und allem Leben und Geist gibt, was groß ist? Es ist das, guter Abbott, dessen Entbehrung meine Antwort auf deinen wunderbaren Brief verzögert hat, es ist, was der Schöpfer als so wertvoll erachtet, dass er uns Sterblichen niemals zwei auch noch so kleine Portionen auf einmal gewährt, und was mir jetzt, im Moment, endlich einmal zur Verfügung steht: Es

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