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Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bönt
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draußen. Alles seine Einbildung. England gab es nicht. Er war auch nie Buchbinderlehrling gewesen oder hatte einen Vortrag besucht oder einen Brief bekommen von dem Herrn, der ihm gegenübersaß.
    Davy lächelte: »In den nächsten Jahren wird sich das auch nicht ändern. Leider.«
    »Natürlich«, sagte Faraday, und Davy fügte an, dass er wünschte, es ändern zu können, es stehe aber nicht in seiner Macht. Faraday hatte genickt, er hatte auch, wenn er sich recht daran erinnerte, noch einmal »Ja« gesagt und »Ich verstehe«.
    Aber weshalb hatte Davy die mangelnde Macht bedauert? Wer wollte hier schon arbeiten? Davy lächelte, und Faraday hörte ihn schon fragen, ob er, Faraday, sich nicht vielleicht besser aus dem Staub machen wolle.
    »Mein lieber, junger, ahnungsloser Freund«, hörte Faraday ihn schon sagen, und sah ihn so feindselig an, dass Davy sich das sparte. Er lächelte aber zufrieden.
    Faraday war schockiert, was dieser Mann sich auf die Entdeckung des Chlors einbildete, auf den Beweis, dass es ein Element war. Oder auf die Entdeckung des Natriums seinetwegen oder die des Kaliums. Oder auf die von Calcium, Magnesium, Strontium oder Barium, oder vielleicht auf die Copley-Medaille, auf seinen frischen Ritterschlag, seine Professur, die er arroganterweise und leichtfertig zurückgegeben hatte, um die Institution zu verlassen, um zu reisen, um ein Genießer zu werden, statt sich der Institution und ihren hohen Aufgaben zu widmen. Oder womöglich auf seine Frau, die er ganz neu hatte, dachte Faraday, als er auf der Straße war und lief, Lady Jane Apreece, jetzt Davy, und die der farbigste Vogel in ganz London zu sein schien und sehr reich war und den Titel mitgebracht hatte, den er trug.
    Faraday hatte das alles nicht nötig. Er würde es auch nie nötig haben. Oder war es doch nur sein Lächeln, auf das Davy sich so viel einbildete? Weil es kein Ende und also auch keinen Grund zu haben schien. Wieso lächelte dieser grobschlächtige Mann immer so?
    Dass Faraday sich förmlich korrekt von Davy verabschiedet hatte, war reine englische Kunst. Davy lächelte, na schön, er war halt ein Lächler. So etwas gab es. Zum Glück hatte Faraday quasi gar nichts gesagt, er hatte keine Schwäche gezeigt.
    Abends ging seine Mutter ihm aus dem Weg. Auch sein Bruder sprach nicht viel mit ihm. Am nächsten Morgen gab es gröbsten Streit mit De la Roche, weil Faraday einen Topf Pigment umstieß, und es fehlte nicht viel, dass der Buchbinder dem Buchhändler in gleicher Lautstärke geantwortet hätte. Dann wäre er seine Anstellung los gewesen.
    Von der folgenden Woche an aber bestellte Davy seinen Jünger regelmäßig ein. Zum Briefeschreiben. Er selbst sah ja wegen der Verletzung schlecht und diktierte Faraday daher seine Korrespondenz. Wenn Faraday die Feder weggelegt hatte, dann suchte und korrigierte Davy die Fehler. Wenn er keine fand, was oft vorkam, schrieb er den Brief hier und da etwas um, wozu er die Zeilen von Faraday einfach durchstrich und in sehr schlechter Handschrift andere Worte oder Satzteile hinzufügte, ohne Hilfe zu benötigen. Einmal winkte er nach dem Durchlesen auch ab und knüllte das liebevoll beschriebene Papier einfach zusammen, um es in den Kamin zu werfen und Faraday, wenn auch nur sehr kurz, anzulächeln.
    Es kam nicht wieder vor. Beim nächsten Mal wartete Davy, bis sein Schreiber unter zeitraubender Formulierung von Komplimenten, Danksagungen und Bezeugungen der Verehrung gegangen war, bevor er den misslungenen Brief verbrannte.
    Bei De la Roche nahm Faraday sich für diese Stunden frei, unter Protesten des Buchhändlers, die bald die Grenze des Akzeptablen überschritten. De la Roche brüllte, wenn Faraday mit dem Versprechen ging, die liegen gebliebene Arbeit nachts zu erledigen. De la Roche brüllte, dass er sein Angestellter sei.
    Hatte der Mann, der Buchhändler war, nichts vom großen Humphry Davy gehört? Dass der ein sich selbst schreibendes Buch war? Eines, das nie, niemals aus der Mode kommen würde? War es nicht die größte Ehre für einen Buchbinder, Hand anlegen zu dürfen, wie minimal und fehlerhaft auch immer?
    Abbott hörte Gerüchte: Davy würde England verlassen. Er wolle in Paris die Goldmedaille annehmen, die ihm von Buonaparte vor dem Russlandfeldzug zugesprochen worden war, trotz des Krieges: »Oder gerade deswegen.« Dann wolle Davy angeblich reisen, Rom, Istanbul, ein paar Jahre seien veranschlagt. Istanbul war in Asien. Unsicher natürlich, ob er lebend

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