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Die Entdeckung des Lichts

Die Entdeckung des Lichts

Titel: Die Entdeckung des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bönt
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ist Zeit.«
    Er schrieb an Riebau, denn nun wollte er niemand Geringeren als Humphry Davy sprechen. Riebau bestellte ihn ein, und in seinem Laden traf er George Dance, der schon zu einem vergangenen Leben zu gehören schien, jenem, das Faraday jetzt nicht mehr führte und vielleicht, sehr wahrscheinlich sogar, nie wieder führen würde. Ungerührt empfahl Dance, die Mitschriften Davy übergeben zu lassen.
    Faraday band sie in schweres Leder, prägte goldene Buchstaben darauf. Zu Hause legte er sie auf den Tisch. Dann sah er sie sich lange an.
    Er würde Buchbinder sein.
    Das war sein Aufstieg. Es war mehr, als jeder erwartet hatte, mehr als irgendwer erwarten konnte. Warum sollte es noch mehr geben, für ihn? Er würde De la Roches Erbe werden. Er würde zehn, zwanzig, dreißig Jahre lang Bücher binden, er würde Laufburschen einstellen und Lehrlinge, die heimlich rauchten und, sobald er wegsah, sich flache Witze erzählten und Papier stahlen, um Strichmännchen in sexuellen Stellungen zu zeichnen. Er würde im Hinterzimmer sein Geld zählen, hoffen, dass die Franzosen nicht kamen, und wenn im Vorraum jemand seinen Namen sagte, würde er unverzüglich aufstehen und freundlich sein. Er würde Kunden bedienen, ihnen Bücher empfehlen und die Zeitung lesen, denn er würde über Politik reden müssen. Er würde vor den Laden treten, und wenn eine Kutsche im Regen vorbeisprengte, würde er zurückweichen. Wenn er in den Laden käme, stünden da die Bücher und lagen und lehnten aneinander wie innige Freunde, die es mit ihm nicht gut gemeint hatten, die ihn nur einmal, als er jung war, auf den Arm genommen hatten, um den Rest seines Lebens darüber zu lachen. Er würde sie nicht mehr lieben können. Er wäre ein Hund.
    »Im Moment bin ich«, schrieb er Abbott im Oktober, als ein verregneter Winter sich über den verregneten Sommer zu legen begann, »in einer so ernsthaften Stimmung, wie es nur irgendwie möglich sein kann.« Ohne Bedenken würde er »jedem Menschen die Wahrheit sagen, wenn sie auch noch so viel Abneigung erzeugte«.
    Eigentlich sollte er in diesem Zustand nicht schreiben, meinte er, doch wisse er auch, dass der Freund sich die meiste Zeit mit ernsthaften Dingen beschäftige und alles Leichtfertige abweise.
    »Umso dankbarer bin ich für den Platz, den ich in deiner Gedankenwelt einnehmen darf, wie es dein letzter Brief beim genauen Durchlesen zeigt, der auch die gute Meinung, die ich über dich habe, so erfreulich bestätigt.«
    Tatsächlich habe er weniger Zeit als zuvor. Er sei sich sehr genau des schlechten Einflusses der Umstände bewusst, aber dankbar gegenüber wem immer Dankbarkeit dafür gebühre, dass er kein übermäßiger Genießer zufälliger Freuden sei, wie sie ihm als Menschen nahegelegt seien: »Ich meine die Gesundheit, die Sinneseindrücke oder verfügbare Zeit.«
    Abbott solle ihn richtig verstehen: »Ich bin mir meiner Natur sehr bewusst«, schrieb er, ohne abzusetzen: »Sie ist böse, und ich fühle ihren starken Einfluss – ich weiß das –, aber ich finde, ich gleite ohnmächtig in einen Zustand von Göttlichkeit, und da solche Dinge nicht leichtgenommen werden dürfen, so will ich nicht fortfahren.«
    Er werde, fuhr er stattdessen fort, einfach nur bestimmte Stunden aufsparen und sich keinen Vergnügungen hingeben, die dem eine schlechte Ehre erwiesen, dem er Ehre erweisen sollte. Er versuche zu sein, was die Welt gut nenne. Er erscheine moralisch und hoffe es zu sein, und doch betrachte er Moralität nur als einen »beklagenswert unzulänglichen Zustand«.
    Froh sei er über die genauen Überlegungen seines Freundes zur Vorsicht bei neuen Bekanntschaften, und er habe keine Scheu zu sagen, dass »ich dich lange und genau geprüft habe, bevor die Zweifel in meiner Brust befriedigt waren, und ich nun glaube, dass sie alle zerstreut sind«.
    Urteilsvermögen und guter Wille seien oft im Gegensatz, und zwar im starken Gegensatz zu Leidenschaft und Wünschen: »Dass wir niemals die ersteren für die letzteren aufgeben, ist der ernsthafte Wunsch deines Freundes.« Und was wirkliche Freundschaft ausmache, führte er dann aus: Sie sollte sich an den Regeln eines überlegenen Wesens orientieren.
    Den Antwortbrief sollte er zusammen mit allen Briefen, die Abbott ihm je schrieb, vernichten. Die Aufzeichnungen zu Davy aber nahm er schließlich vom Tisch und brachte sie zur Royal Institution , wo er sie dem Pförtner übergab, der nichts von seinem Kollegen in der Royal Society wusste: Möge

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