Die entführte Braut: Wenn die Braut sich traut (German Edition)
Metallgehäuse des Münztelefons. Warum ärgerte sie sich eigentlich so über Anthony? Sie gehörte doch zu ihm. Sein hektischer Lebensstil hatte ihr gefallen, und er schien gern bereit, zu ihr nach Bainbridge Island hinauszuziehen, obwohl er darüber Witze machte, dort sein Handy nicht mehr benutzen zu können. Oder jedenfalls hatte sie gedacht, das solle ein Witz sein.
Seine Schroffheit und Ungeduld während ihres Telefonats erschien ihr übertrieben. Vielleicht war sie auch deshalb so irritiert, weil es so seltsam für sie war, Anthonys Stimme zu hören, während sie sich ausgerechnet in der Tanzhalle des Feuerwehrgebäudes von Thelma aufhielt. Oder weil sie immer noch daran denken musste, was Clyde ihr beim Tanzen über Dan erzählt hatte.
Clyde hatte ihr berichtet, dass Dan den Stammesrat, ja, sogar die ganze Stadt Thelma vor einer finanziellen Katastrophe bewahrt habe. Der Bau der Ferienanlage hatte Leuten Arbeit und Brot verschafft, die seit Jahren keine Jobs mehr gehabt hatten.
Natürlich hatte Dan, wie Clyde vorsichtig einfließen ließ, zunächst einmal einen großen Teil seines eigenen Geldes investieren müssen, um den Bau in Gang zu bringen. Es hatte sich um eine ziemlich große Summe gehandelt.
Der Stakkato-Piepton aus dem ausgehängten Telefonhörer ließ sie zusammenfahren. Als sie schnell den Hörer wieder auflegte und sich umwandte, sah sie Dan ein paar Meter von ihr entfernt stehen und sie beobachten.
Ihr stockte für einen Moment der Atem. So hatte er stets lässig da gestanden in all seiner Größe und mit seinen breiten Schultern, die Daumen in die Gürtelschlaufen seiner Jeans gehakt. Im schwachen Licht der Lampen hinter ihm war seine Gestalt nur im Umriss erkennen, sie konnte sein Gesicht nicht sehen, nur seine schwarzen, lang herabhängenden Haare.
Er war zu weit entfernt von ihr, um das Gespräch mitgehört zu haben. Dennoch spürte sie, wie sie rot wurde, als sei sie bei etwas Verbotenem ertappt worden.
Das ist ja lächerlich, ermahnte sie sich. Letzten Endes war er doch der einzige Grund für dieses ganze Dilemma. Wenn er nicht gekommen wäre, dann wäre sie noch immer von der gesamten Familie Cossa umgeben und würde sich auf ihre Hochzeit vorbereiten.
So standen sie eine ganze Weile und sahen sich nur schweigend an. Irgendetwas in Isabel sehnte sich so sehr nach ihm, dass sie fast geweint hätte. Aber noch, bevor sie überlegt hatte, ob sie zu ihm gehen sollte, drehte er sich um und gesellte sich wieder zu den anderen.
In stummer Verzweiflung blieb sie an ihrem Platz. Eigentlich wollte sie ärgerlich sein und ihm alle Schuld für ihre Zweifel geben, aber er beachtete sie gar nicht mehr und schlenderte zwischen den tanzenden Paaren und den Gruppen plaudernder Menschen herum.
Es hätte sie kaum überraschen sollen, dass er auf das Podium der Band stieg und eine akustische Gitarre zur Hand nahm. Aber es verblüffte sie dennoch. Irgendwie hatte sie inzwischen vergessen, dass Dan ein Musiker war, ein Künstler.
Das Licht wurde nun noch mehr gedämpft, und die anderen Musiker beendeten den Song, den sie gerade spielten. Der Geiger stellte ein Mikrofon vor Dan.
Um ihn herum lag alles in schattenhaftem Dunkel, nur er allein stand in grellem Licht, genau so wie damals, als sie ihn zum ersten Mal gesehen hatte. Vielleicht hatte er für sie immer nur in diesem Licht gestanden. Als er den Blick auf die Zuhörer im Saal richtete, setzte ihr Herz für einen Schlag aus. Wie gut sie sich an diesen unergründlichen Ausdruck in seinem Gesicht erinnerte …
Seine schlanken, schmalen Hände wirkten Wunder auf der alten Gitarre, aus der er Akkorde von melancholischer Süße hervorzauberte. Einsamkeit, verpasste Gelegenheiten und die Suche von verlorenen Seelen nach Verständnis und Mitgefühl, das waren die Themen seines Songs.
Dans musikalische Begabung hatte sich seit seinem Abschied vom Showbusiness nicht verringert. Im Gegenteil, Isabel spürte sofort, dass sich ein neues Element hinzugekommen, etwas, das seiner Musik mehr Tiefe und Leidenschaft verlieh. Er war dorthin zurückgekehrt, wo seine Seele zu Hause war, und dieses neue Bewusstsein spiegelte sich deutlich in seiner Vortragsweise wider.
Der Text des Songs war einfach, es war ein Refrain, der wahr und echt klang, Worte, bei denen die Frauen im Saal enger an ihre Männer heranrückten und die Männer nach der Hand der Frau neben ihnen griffen.
Während des ganzen Songs stand Isabel allein, hörte wie gebannt zu und starrte zu Dan
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