Die entführte Braut: Wenn die Braut sich traut (German Edition)
Juanita“, sagte Dan.
Theo gab ihm einen Klaps auf die Schulter. „Du scheinst es aber selbst schon gut eingeleitet zu haben. Wird sie auch zum Rennen hier sein?“
Dan zuckte bei dieser Erwähnung zusammen. Er hatte sich nämlich zum „Yakima-Selbstmord-Rennen“ angemeldet. Das musste er unbedingt Isabel erzählen, aber der rechte Zeitpunkt dafür hatte sich noch nicht ergeben. Sicherlich würde sie versuchen, ihm das auszureden. Und er wusste schon jetzt, dass er nicht nachgeben würde.
„Das weiß ich noch nicht, Theo. Das muss sie selbst entscheiden.“ Er starrte unverwandt zu Isabel hinüber. Der Song endete, sie verabschiedete sich von Clyde und eilte schnurstracks zu dem Münztelefon, das in einer Ecke des Saals neben dem Wasserspender hing.
Dan ließ alle Hoffnung fahren. Nichts, aber auch rein gar nichts hatte sich geändert, und sie konnte es kaum erwarten, ihren Verlobten anzurufen, um ihm das zu sagen.
Alles hatte sich geändert, und Isabel wusste, dass sie den Anruf bei Anthony nicht länger aufschieben konnte. Ihre Finger waren eiskalt, als sie den Hörer abnahm, ihre Telefonkarte einschob, seine Nummer wählte und dann sechs Klingelzeichen mit wachsender Ungeduld abwartete.
Sein Telefonbeantworter schaltete sich ein. Sie hörte die Ansage und rief dann: „Anthony, ich bin’s, Isabel! Wenn du da bist, dann heb ab. Ich muss mit dir sprechen. Es ist …“
„Hallo, Liebling.“ Anthony Cossas Stimme unterbrach ihre Botschaft. „Was gibt’s? Bist du bereit, in die menschliche Zivilisation zurückzukehren?“
„In meinem Hotel gibt es kein Telefon. Ich bin gerade in einem Nest namens Thelma.“
Anthony lachte amüsiert. „Und hörst dir lausige Country-Music an.“
„Ich hatte eigentlich vorgehabt, früher zurückzukommen, aber mir ist etwas Dringendes dazwischengekommen.“ Sie hatte keine Ahnung, wie sie es ihm erklären sollte. Sollte sie ihm von dem verletzten Adler erzählen? Oder dass es noch eine unerledigte Geschichte aus ihrer Vergangenheit gab? Dass sie plötzlich das Verlangen hatte, einen Teil ihres Lebens aufzuarbeiten, den sie seit Jahren von sich geschoben hatte?
„Hast du’s dir anders überlegt?“, fragte Anthony.
Sie konnte aus seiner Stimme keinen Ärger heraushören. Sie sah ihn jetzt vor sich, wie er dort in seiner untadeligen Eigentumswohnung im „Santa Fé-Stil“ an der Western Avenue saß, in Kaki oder Jeans gekleidet, sein Bier schlürfte und alle sechzig Sekunden einem Anruf auf seinem Beantworter zuhörte, während er auf seinen supergroßen Fernseher starrte und sich durch die Kanäle zappte.
Sie versuchte, sich zu erinnern, wann sie das letzte Mal gemeinsam eine Flasche Wein getrunken und einfach nur stundenlang Musik gehört hatten. Sie konnte sich nicht entsinnen, wann sie das letzte Mal zusammen tanzen gegangen waren.
„Isabel?“
„Anthony, ich weiß es einfach nicht. Am Samstag sah ich noch unser ganzes Leben auf einem langen roten Teppich vor uns ausgebreitet. Aber jetzt …“
„Jetzt – was?“ Noch immer war keine Schärfe in seiner Stimme zu hören.
„Vielleicht ist der rote Läufer plötzlich um eine Ecke gebogen. Ich muss einfach mal gründlich über mich selber nachdenken, Anthony, und …“
„Wart mal eine Sekunde. Da kommt ein Anruf auf der anderen Leitung.“ Mit einem Klick unterbrach er die Verbindung.
Sie stand da, starrte auf das Tastenfeld des Telefons und fragte sich, ob sie ein Recht hatte, sich über das Abgehängt werden zu ärgern oder nicht.
„Okay, da bin ich wieder“, meldete sich Anthony zurück. „Aber ich habe auf der anderen Leitung ein dringendes Ferngespräch.“
Jetzt fing sie langsam wirklich an, sich zu ärgern.
„Also was hast du denn nun vor?“, fragte er. „Die Hochzeit verschieben? Sie absagen?“
Tränen brannten in ihren Augen. „Deine Familie hat doch schon alles perfekt geplant …“
„Meine Familie“, griff er das Stichwort auf. „Das ist doch wohl im Grunde alles, worum es für dich geht, stimmt’s?
„Ich liebe deine Familie, Anthony. Ich könnte es nicht verwinden, sie zu enttäuschen.“
„Na ja, schon gut. Mach, was immer du tun musst, um einen klaren Kopf zu bekommen und ruf mich morgen wieder an. Okay, Liebling?“
„Ja, aber …“
„Ich muss unbedingt diesen anderen Anruf annehmen. Bis bald.“ Es klickte wieder, und dann war das Gespräch beendet.
Isabel stand da, den Hörer noch immer am Ohr, und lehnte nun die Stirn an das kalte, glänzende
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