Die entführte Braut: Wenn die Braut sich traut (German Edition)
Fahrkünsten hatte sie volles Vertrauen. Selbst jetzt, in der Dunkelheit, kannte er die Wildnis ebenso gut wie ein altes Lied, das er in seiner Kindheit gelernt hatte.
Nach einer Weile kamen sie auf eine unbefestigte Straße und ein paar Meilen weiter auf eine asphaltierte Landstraße. Isabel war überrascht und neugierig, als sie in die kleine Stadt Thelma hineinrollten.
7. KAPITEL
„Ich kann es nicht fassen, dass du mich zu einem Tanzvergnügen gebracht hast“, sagte Isabel, als sie im Foyer des Feuerwehrgebäudes standen.
Dan grinste mutwillig und nahm ihr die Lederjacke von den Schultern. „Wir sind doch früher so oft zum Tanzen gegangen.“
Sie wandte sich ihm mit einem vielsagenden Gesichtsausdruck zu. „Mich in der drangvollen Enge irgendeiner miesen Konzerthalle herumschubsen zu lassen war eigentlich nie meine Vorstellung von einem netten Abend.“
„Du hättest was sagen sollen“, erwiderte er und gab die Jacke Sarah Looking, die heute Abend als Garderobenfrau fungierte. „Du hättest mich daran hindern sollen, dich hierher mitzuschleppen.“
Isabel lachte etwas verkrampft. „Ich wollte da sein, wo du warst, Dan.“
Ihre Worte erstaunten ihn. Und wie es heute? hätte er am liebsten gefragt. Willst du auch da sein, wo ich jetzt bin?
„Ich glaube, ich habe nie wirklich gewusst, wo ich am liebsten sein wollte“, bemerkte er und führte sie in den Tanzsaal. „Aber ich wollte dich nicht zwingen, etwas zu tun, was dir keinen Spaß macht.“
„Das hast du auch nie getan.“
Er zog sie zum Tanzen an sich heran. Die Country-Music war ziemlich schmalzig, aber irgendwie doch ganz nett anzuhören. Wahrscheinlich, dachte Dan, gefällt sie mir deshalb, weil sie mir die Chance gab, mit Isabel zu tanzen. Sie fühlte sich einfach himmlisch an in seinen Armen, so zierlich und biegsam. Ihre weiche Hand lag in seiner, und ihr Gesicht sah bei der schwachen Beleuchtung scheu und unendlich zart aus.
„Würden Sie diesen nichtswürdigen Indianer gegen einen Cowboy eintauschen, Madame?“, fragte jemand.
Isabel fuhr empört zusammen, aber Dan trat sie lachend an den Abklatscher ab.
Clyde Looking, der Vorsitzende des Stammesrates, lüftete seinen großen Hut zur Begrüßung, und Dan übernahm die Vorstellung. Dann tanzte Clyde mit Isabel davon, und Dan ging zurück zu dem Büfett mit den Erfrischungen, um sich einen Drink zu holen.
Lucy Raintree schenkte ihm ein. Theo Sohappy blieb einen Moment bei ihm stehen. Die Menschen plauderten und scherzten freundlich miteinander, und manche lächelten einfach nur und klopften mit den Füßen den Takt mit. Die laute Musik hätte Dan eigentlich den Nerv töten müssen, aber nun klang sie ihm so angenehm in den Ohren wie die Begrüßung eines alten Freundes. Später würde er selber noch einen oder zwei seiner eigenen Songs zum Besten geben. Das tat er immer bei solchen Veranstaltungen.
Von Anfang an hatte Dan ein sonderbares Gefühl der Zusammengehörigkeit mit diesen Menschen empfunden, das er in der Stadt stets vermisst hatte. Natürlich hatte er auch dort Freunde, aber bei ihnen hatte er sich nie so zufrieden und behaglich gefühlt wie hier.
Damals hatte Dan nicht geahnt, dass ihm dieses Gefühl der Zugehörigkeit fehlte, und vielleicht war er deshalb auch so rebellisch und wild gewesen und hatte in wichtigen Dingen so viele Fehler gemacht. So wie mit Isabel.
Hatte er ihr je gesagt, dass er sie liebte?
„Sie ist also noch immer hier.“ Theo beobachtete Isabel beim Tanzen mit Clyde Looking. „Und du brauchtest sie noch nicht einmal anzubinden, damit sie blieb?“
Dan lachte und verfolgte die Tänzer mit seinem Blick. Clyde war der geborene Gastgeber. Ab zu und zu hielt er beim Two-Step inne und machte Isabel mit anderen Gästen bekannt. Sie sah erhitzt aus, und ihre Augen leuchteten. Dan hatte befürchtet, sie würde sich hier fehl am Platze fühlen und dass ihr Lachen und ihre Gespräche gezwungen sein würden, aber jetzt sah er, dass sie die Gesellschaft dieser Leute tatsächlich genoss.
„Nein“, sagte er. „Ich brauchte sie nicht anzubinden, obwohl ich schon mit dem Gedanken gespielt hatte.“
„Das kann ich dir nachfühlen. Mein Gott, sie sieht wirklich toll aus. Ist sie teilweise indianischer Abstammung?“
„Ja, aber sie ist von weißen Pflegeeltern großgezogen worden.“
„Ma hat ihr gesagt, sie müsse aus dem Schatten heraustreten und wieder sie selber sein. Du weißt ja, wie Ma ist.“
„Wenn irgendwer Isabel dabei helfen kann, dann
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