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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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spektakulären Flugzeugabsturz mitzuerleben, denn seine Mutter sagte: »Gott sei Dank war es nicht mehr als das.«
    Dann führte Mr Reardon sie nach draußen: den Gang entlang, durch den Wartebereich und hinaus auf den Parkplatz. Jonas sah keinen einzigen weiteren Hausmeister, mit oder ohne
Mountain Dew
. Auf dem Weg zum Wagen hielt Jonas Katherine zurück, sobald sie aus Mr Reardons Blickfeld verschwunden waren.
    »Hast du dir irgendwelche Unterlagen ansehen können?«, flüsterte er.
    »Nicht wirklich«, gab sie zu.
    »Na, vielen Dank«, erwiderte Jonas bitter. Er wusste, dass es nicht ganz fair war, ihr böse zu sein. Sie hatte keine Zeit gehabt. Trotzdem . . .
    »Ich hatte eine bessere Idee.« Katherine hielt ihr Handy hoch. »Ich hab sie fotografiert!«

Elf
    »Du musst zugeben, das war genial von mir«, sagte Katherine.
    »Pst«, zischte Jonas.
    Mom und Dad gingen direkt vor ihnen. Sie führten ein leises, erregtes Gespräch und ließen bedrückt die Schultern hängen.
    »Nein, wirklich«, beharrte Katherine. »Nach dem, was ich erlebt habe, ist es ein Wunder, dass mein Kopf überhaupt noch funktioniert hat. Und dann auf die Idee zu kommen . . .«
    »Sei still, ja?«, unterbrach Jonas ihre Selbstbeweihräucherung. »Wir müssen später darüber reden. Jetzt . . .«
    Schon wandte sich sein Vater um und legte Jonas den Arm um die Schulter.
    »Mir tut das alles sehr leid«, sagte er. »Das war kein Musterbeispiel für die Arbeit unserer Regierung. Dieser Mann hat offensichtlich vergessen, dass er ein Diener des Volkes ist und dass die Regierung die Aufgabe hat,
für uns
da zu sein.«
    »Dad, ich brauche jetzt keinen Staatskundeunterricht, okay?« Jonas schüttelte den Arm seines Vaters ab.
    »Dieser Mr Reardon hätte ihn nötig«, meinte Mom. »Ooh – ich weiß wirklich nicht, wann mich das letzte Mal jemand so wütend gemacht hat. Die Stirn zu haben, uns zu drohen . . .« Ihre Stimme bebte und sie wandte sich hastig ab, um sich über die Augen zu wischen.
    Jonas schlüpfte ins Auto. Er fühlte sich auch so schon seltsam genug. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, waren elterliche Gefühlsausbrüche.
    Mom und Dad stiegen vorn ein.
    Gut, dachte Jonas. Fahrt einfach los. Dann müsst ihr nach vorn sehen.
    Doch sein Vater steckte den Schlüssel nicht ins Zündschloss. Er wandte sich um und sah ihn mit ernster Miene an.
    »Eins verspreche ich dir, Jonas«, sagte er mit rauer Stimme. »Wir gehen dieser Sache nach, wenn du willst. Dieser Mann hatte kein Recht, anzudeuten, dass man uns bestrafen wird, wenn wir Fragen stellen. Du bist amerikanischer Staatsbürger. Das kann er dir nicht wegnehmen.«
    »Vergiss es einfach!«, erwiderte Jonas barsch. Er warf Katherine, die neben ihm saß, einen Blick zu. Sie hielt ihm das Handy hin.
    Namen, dachte Jonas. Vielleicht hat sie einen Ländernamenoder die Namen von einem Mann und einer Frau. Meinen leiblichen Eltern.
    »Du hast Angst«, sagte Dad. »Das verstehe ich. Du musst im Moment auch nichts entscheiden. Denk einfach darüber nach.«
    »Und Jonas«, sagte seine Mutter schniefend, »wenn du einfach mal darüber reden willst, sind wir . . .«
    »Können wir das nicht verschieben?«, fauchte Jonas.
    »Sicher«, sagte seine Mutter leise.
    Es wurde still im Wagen. Jonas sah, wie sein Vater eine Hand vom Lenkrad nahm und sie in die Hand seiner Mutter schob. Aber sie machten keine Anstalten mehr, weiter auf ihn einzureden. Dad steuerte den Wagen vom Parkplatz und war im Nu auf dem Highway. Die Lichter der Straßenlampen und der vorbeifahrenden Laster und Autos huschten durch den Wagen.
    Jonas griff nach dem Handy, das Katherine in der Hand hielt.
    Als man es ihnen geschenkt hatte, hatte er die erste Stunde lang nur verrückte Dinge fotografiert: seinen großen Zeh, der aus seinem löchrigen Turnschuh lugte, die Staubflusen unter seinem Bett oder eine Nahaufnahme vom Auge seines Meerschweinchens. Doch seitdem hatte er mit der Kamera kaum noch herumgespielt. Er brauchte eine halbe Ewigkeit, um sich vom Hauptmenü zur Kamerafunktion und dann zu den gespeicherten Aufnahmen vorzuarbeiten.
    Das erste Bild, das er anklickte, war völlig verschwommen.
    »Hättest du nicht besser stillhalten können?«, flüsterte er Katherine zu.
    Sie nahm ihm das Handy ab. »Hier!«, sagte sie und gab es zurück.
    Das Handy-Display war so winzig, dass man kaum etwas lesen konnte. Trotzdem konnte Jonas eine Zeile erkennen, die Überschrift über einer unendlich kleinen Liste.
    Sie lautete nicht

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