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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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Nila Holcomb: »DerJunge bringt nichts als Ärger.« Jonas war sich ziemlich sicher, dass sie weder ihn noch Chip meinte.
    Chip hatte nicht einmal aufgesehen. Er redete immer weiter und sah starr auf die Rückenlehne des Vordersitzes.
    ». . . und es kommt mir so vor, als wäre die Adoptionsgeschichte vielleicht die Antwort, die ich suche. Wenn ich erst alles rausgefunden und eine Erklärung habe, dann
weiß
ich vielleicht . . .«
    Jonas stieß ihn an.
    »He«, unterbrach er Chip barsch. »Hör auf damit.« Er versuchte sich daran zu erinnern, was Katherine zu ihm gesagt hatte. »Hast du denn in der Erziehungsberatungsstunde neulich nicht aufgepasst? Alle Teenager wollen wissen, wer sie sind. Das gehört zum Erwachsenwerden dazu.«
    Er konnte selbst kaum glauben, dass er so etwas Abgedroschenes von sich gab. Er fand sich plötzlich ebenso peinlich wie Chip. Hoffentlich hatte
ihn
niemand gehört.
    »Ich glaube, das ist was anderes«, sagte Chip leise. Er machte eine Pause, als wollte er Jonas die Chance geben, zu sagen: »Ich weiß schon, was du meinst«, oder zuzugeben: »Du hast völlig recht. Mir geht es genauso. Und nicht erst, seit ich dreizehn geworden bin.« Als Jonas schwieg, redete er weiter. »Verstehst du denn nicht? Das hier ist ein richtig großes Ding. Diese ganzen Kinder und das FBI und – und
Geister
. . .«
    »Aber das ergibt doch alles keinen Sinn«, sagte Jonas.
    »Ich war dabei, eine Theorie aufzustellen«, sagte Chip und hielt das Handy hoch. »Als unsere Freundin Daniella alles über den Haufen geworfen hat.«
    »Und was war das für eine Theorie?«
    Ehe Chip antworten konnte, begann das Telefon zu klingeln und irgendeine Melodie von Fall Out Boy zu plärren. Chip klappte es hastig auf und sah auf die Nummer.
    »Vorwahl Sieben-drei-vier . . . ist das nicht . . .?« Er hielt das Handy ans Ohr. »Daniella?«
    »Wer bist du?«, schrie sie unverkennbar. Dieses Mal musste sich Jonas nicht hinüberlehnen, um jedes Wort mithören zu können. »Woher hast du das gewusst?«
    Chip nahm das Handy vom Ohr, sah es verwundert an und horchte dann wieder hinein.
    »Ich . . . wovon redest du?«, fragte er.
    »Wir ziehen tatsächlich um!«, schrie Daniella, dass ihre Stimme aus dem Hörer gellte. »Es ist furchtbar! Mein Leben ist total im Eimer!«
    »Ich dachte, ihr würdet nicht umziehen«, sagte Chip vorsichtig.
    »Ich wusste es nicht!« Jonas hatte das Gefühl, als würde sie gleich losweinen. »Mein Dad hat das große ›Familienereignis‹ beim Frühstück verkündet. Er lässt sich versetzen, und auf dem kleinen ›romantischen Wochenendausflug‹ mit meiner Mutter haben sie sichin Wirklichkeit Häuser angesehen! Sie wollen heute ein Angebot abgeben. Wer bist du? Ist dein Vater Immobilienmakler?«
    »Äh, nein. Eigentlich . . .«
    Daniella schien ihn gar nicht zu hören.
    »Das war kein bisschen witzig, falls du das geglaubt hast«, tobte sie. »Oder wolltest du mir einreden, dass mir das Haus gefallen wird? Das wird es nicht. Meine Eltern finden es ›fantastisch‹.« Bei ihr hörte sich
fantastisch
an, als sei es etwas Verwerfliches. »Ich wette, es ist das letzte Loch!«
    »Warte mal«, sagte Jonas und bemühte sich, mit Daniellas Telefonkoller Schritt zu halten. »Hat sie gesagt, dass ihre Eltern
heute
ein Angebot auf ein Haus abgeben würden? Es gehört ihnen noch gar nicht?«
    Chip blinzelte verwirrt.
    »Du meinst das Haus in der Robin’s Egg Lane, richtig?«, sagte er ins Telefon. Er zerrte die Liste der Überlebenden aus seiner Hosentasche, faltete sie auseinander und suchte nach der richtigen Nummer. »Äh, 1873 Robin’s Egg Lane? In . . .«, er biss sich auf die Lippe und riet offensichtlich ins Blaue hinein: ». . . Liston, Ohio?«
    »Ja. Genau das Haus, nach dem du mich gefragt hast. Mom und Dad haben es sich gestern angesehen und sich ›auf der Stelle verliebt‹.« Ihre Worte klangen so düster und hohl, als kämen sie aus den tiefsten Feuerschlünden der Unterwelt.
    Jonas beugte sich zur Seite und sprach ins Telefon:»Du meinst, sie haben das Haus gestern erst besichtigt? Zum allerersten Mal?«
    »Ja . . .«, stöhnte Daniella. »Gestern zum ersten Mal. Und heute wollen sie mir nichts, dir nichts versuchen es zu kaufen. Ich glaube, sie stecken in einer Midlife-Crisis. Sie sind wahnsinnig geworden. Warum müssen sie dabei unbedingt mein Leben ruinieren?« Jetzt war sich Jonas sicher, dass Daniella weinte. Ihre Worte gingen immer wieder in Schluchzen unter. »Ich hasse Ohio! Ich werde dort

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