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Die Entfuehrten

Titel: Die Entfuehrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Peterson Haddix
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todunglücklich sein! Ich . . . ich . . .« Sie schniefte. »Ich kann nicht mehr reden. Ich bin völlig fertig.«
    Das Nächste, was Jonas hörte, war das Freizeichen.
    Chip ließ das Handy langsam sinken.
    »Sie wird wieder anrufen«, sagte er zuversichtlich. »Ich bin gar nicht dazu gekommen, ihre Fragen zu beantworten.«
    »Aber sie hat unsere beantwortet«, sagte Jonas.
    »Nicht dass wir sie viel hätten fragen können!«, schnaufte Chip. »Ich muss immer noch wissen, ob sie adoptiert wurde und ob sie die gleichen Briefe bekommen hat wie wir und ob sie weiß, dass wir alle
überlebt
haben und . . .« Chip schien eine geistige Checkliste abzuarbeiten.
    »Kapierst du denn nicht, Chip? Das ist im Moment völlig unwichtig.« Jonas nahm ihm die Liste fort und hielt sie hoch. »Ich habe diese Liste mit Daniella McCarthys Adresse in der Robin’s Egg Lane vor dreiTagen bekommen. Aber ihre Eltern haben das Haus bis gestern noch nie gesehen. Sie wollen heute erst ein Kaufangebot abgeben. Also . . .«, er schüttelte die Liste vor Chips Gesicht, ». . . wie konnte das FBI die Zukunft kennen?«
    »Gar nicht«, sagte Chip.
    Sekundenlang starrten beide die Liste an, die drei Tage alte Liste des FBI, mit Informationen, die bis heute niemand hatte kennen können. Jonas wusste, dass sie fast bei der Schule waren, dass im Bus rund um sie herum Kinder waren, die lachten und flirteten, frotzelten und nörgelten und hier und da sogar sangen. Aber für ihn gab es nichts außer der Liste der Überlebenden. Sie und Chips Stimme, die langsam sagte: »Es sei denn . . .«
    »Was?«, fragte Jonas.
    »Es sei denn, das FBI steckt hinter dem Umzug.«

Sechzehn
    »Das ist doch lächerlich«, sagte Jonas. »Unmöglich.«
    »Warum?«, fragte Chip.
    Jonas konnte sich nur mit Mühe eine Antwort verkneifen, die ihn wie seinen Vater klingen lassen würde: »Weil die Regierung dazu da ist, den Menschen zu dienen. Und nicht, um das Leben von Kindern zu ruinieren, indem sie Umzüge einfädelt.« Stattdessen murmelte er: »Warum sollte es die Regierung interessieren, ob Daniella McCarthy lebt oder stirbt? Welche Rolle sollte das für sie spielen? Und ihre Familie genau zu diesem Haus lotsen . . .«
    »Vielleicht sind Daniellas Eltern Topsecret-Wissenschaftler«, sagte Chip, »und irgendein Feind ist im Begriff, eine Bombe auf ihr Haus zu werfen. Also lässt das FBI sie zu ihrer eigenen Sicherheit umziehen.«
    Jonas sah Chip stirnrunzelnd an und verdrehte die Augen.
    »Es ist Daniellas Name, der auf der Liste steht«, sagte er. »Nicht der ihrer Eltern.«
    »Vielleicht ist das einfach nur eine Art Code«, wandte Chip ein.
    »Und was ist mit all den anderen Dreizehnjährigen auf der Liste? Hältst du alle unsere Namen nur für eine Art Code?«, fragte Jonas.
» Meine
Eltern sind jedenfalls keine Topsecret-Wissenschaftler, das kannst du mir glauben. Und uns hat auch nie jemand gedrängt umzuziehen.« Trotzdem hatte Jonas bei dem Gedanken an einen Umzug ein mulmiges Gefühl im Bauch. Er hatte sein ganzes Leben im gleichen Haus verbracht – jedenfalls seit er adoptiert worden war. »Meine Mutter würde nie im Leben einwilligen, auszuziehen. Und wenn der Präsident persönlich sie darum bitten würde«, sagte er. »Dafür hat sie viel zu viel Zeit investiert, den Rhododendronstrauch hinter dem Haus großzuziehen. Und ihre Rosen und die Weinreben und alles andere . . .«
    Jonas hatte sich nie viel aus dem Rhododendronstrauch gemacht. Er war immer der Ansicht gewesen, seine Mutter mache viel zu viel Wirbel um »die wunderschönen Blüten« und »Findest du sie nicht auch ein bisschen kleiner als sonst? Soll ich vielleicht noch einmal prüfen, ob der Boden zu sauer ist?«. Aber jetzt stellte er sich vor, wie sie sich an den Busch klammerte, während irgendwelche respekteinflößenden Regierungsgestalten sie fortzuziehen versuchten: »Aber Sie müssen fort von hier!«, während sie sich wehrte: »Ich gehe hier nicht weg! Niemals!«
    Diese Vorstellung hatte etwas merkwürdig Tröstliches.
    »He!«
    Jonas hob den Kopf und sah den Busfahrer mit finsterer Miene im Gang vor sich stehen.
    »Ich will euch beiden mal was erklären«, knurrte der Mann. »Wenn ich an der Haltestelle vorfahre, steigt ihr in den Bus ein. Und wenn ich vor eurer Schule halte, steigt ihr wieder aus. Das ist gar nicht so schwer.«
    Jonas begriff, dass sie inzwischen vor der Schule angelangt und er und Chip die Einzigen waren, die noch im Bus saßen.
    »Oh, tut mir leid!«, sagte er, sprang auf

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