Die Entfuehrten
drehten sich um und starrten ihn an.
»Wer hat irgendwas von umziehen gesagt?«, fragte seine Mutter.
»Schon gut«, murmelte Jonas.
Benimm dich ganz normal, ermahnte er sich.
Sie parkten in der Nähe der Eingangstür und reihten sich dann in eine Schlange aus Eltern und Kindern ein, die darauf warteten, sich an einem Tisch in der Eingangshalle anzumelden.
»Was haben Sie denn gemacht,
Drillinge
adoptiert?«, fragte die Frau vor ihnen, als sie sich umdrehte.
Katherine strahlte über die Annahme, sie könnte genauso alt sein wie Jonas und Chip.
»Nein«, sagte Mom und zögerte ein wenig mit der Erklärung. »Das hier ist unser Sohn Jonas und sein Freund Chip, dessen Eltern heute nicht kommen konnten; und das ist unsere Tochter Katherine, die nicht adoptiert ist, aber mitkommen wollte, um, äh, ihren Bruder zu unterstützen.«
»Das ist aber nett von ihr«, sagte die Frau.
»Mom, können wir uns irgendwo hinsetzen, während ihr uns anmeldet?«, fragte Jonas, der dieses Gespräch nicht länger mit anhören mochte. Außerdem sah er, dass die Leute bereits in die Aula strömten. Wenn sie sich unter den anderen Kinder umsehen und feststellen wollten, ob einige von ihnen auf der Liste der Überlebenden standen, würde das vielleicht später, wenn sie in Gruppen eingeteilt wurden, von Vorteil sein.
»Okay«, sagte seine Mutter.
»Moment, ihr solltet zuerst eure Namensschilder mitnehmen«, sagte die Frau vor ihnen. »Hier.«
Sie reichte ein paar leere Etiketten und Stifte nach hinten. Jonas’ Hand zitterte, als er sorgfältig seinen Namen hinschrieb: Jonas Skidmore . Sein Name war ihm noch nie so seltsam und fremd erschienen, so, als gehöre er gar nicht richtig zu ihm.
Was ist, wenn ich eigentlich eine ganz andere Identität haben müsste?, fragte er sich. Die Identität eines Jungen, der . . . verschollen ist? Oder aus der Zukunft kommt? Würde ich das wissen wollen oder lieber nicht?
»Beeilt euch!«, murmelte Katherine neben ihm und knuffte ihn in die Seite. »Sonst haben wir gleich keine Zeit mehr!«
Jonas drückte die Kappe auf den Stift, zog die Folie vom Etikett und klebte es sich auf die Brust.
»Bin bereit«, sagte er, obwohl er sich keineswegs so fühlte.
Die drei ließen sich durch die Menge treiben und spähten auf die Namensschilder der anderen Kinder. Sam Bentree? Nein. Allison Myers? Nein. Dalton Sullivan?
»Ein Dalton stand auf der Liste, aber Nachname, Adresse und Telefonnummer waren abgeschnitten«, flüsterte Chip aufgeregt. »Das könnte stimmen.«
»Schauen wir, ob wir jemanden finden, bei dem wir uns sicher sind, ehe wir versuchen mit Dalton zu reden«, sagte Katherine. »Wir können ihn ja am Schluss noch fragen.«
Sie machten sich auf den Weg zur Aula. Gleich hinterder Tür entdeckten sie eine Gruppe Jugendliche, die sich unterhielten und scherzten, als würden sie sich schon ein Leben lang kennen. Sie trugen zerrissene Jeans und dunkle Sweatshirts und schauten nicht sehr freundlich drein, als Jonas näher kam, um ihre Namensschilder zu lesen.
»Was glotzt du so?«, fragte einer der Jungen spöttisch. »Oh!«, Katherine kicherte kokett. »Tut mir leid. Wir suchen bloß nach ein paar Leuten, die wir im Internet kennengelernt haben, in einem Chatroom für Adoptivkinder. Wir wissen zwar, wie sie heißen, aber nicht, wie sie aussehen. Und . . .«, sie sah sich um und senkte verschwörerisch die Stimme, ». . . unsere Eltern wissen nicht, dass wir diese Chatrooms besuchen!«
»Chatrooms sind doch nur was für Idioten«, sagte eines der Mädchen und schob ihre Hand unter den Ellbogen des spöttischen Jungen.
»Hm«, sagte Jonas. »Okay. Trotzdem danke. Wir gehen dann mal.«
Er zog Katherine fort.
»Was soll das?«, fragte er sie. »Bist du scharf auf Prügel?«
»Ach, komm«, sagte Katherine. »Irgendetwas müssen wir ihnen ja schließlich erzählen.«
»Das Mädchen dachte, du wolltest ihren Freund anmachen!«
»Na und?« Katherine stemmte die Hände in die Hüften und starrte Jonas aufsässig an.
Jonas schwirrte der Kopf. Begriff sie denn überhaupt nichts? Was wäre geschehen, wenn er nicht da gewesen wäre, um sie zu beschützen?
Chip zupfte Katherine am Arm und Jonas am Sweatshirt.
»Kommt jetzt, ihr zwei«, sagte er. »Hört auf damit und lasst uns weitersuchen.«
In diesem Moment kamen Mom und Dad durch die Tür. Und vorn in der Aula trat ein Mann auf der Bühne an ein Podium.
»Bitte nehmen Sie Platz«, sagte er ins Mikrofon. »Wir haben für heute eine Menge
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