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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Watts
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mächtig ins Zeug.
    Doch so heftig sie auch paddelten, die Verfolger kamen näher.
    »Links, rechts«, dröhnte der Wachmann im Takt mit dem Eintauchen der Ruder.
    »Oje!«, rief Tibby. »Wir laufen auf Grund!« Vor ihnen weitete sich der Fluss und das Flussbett wurde sichtbar. Flach lief das Wasser über Sandbänke, die von schmalen Rinnsalen unterbrochen wurden.
    »Nimm die Stange«, riet ihr Alistair. »Damit wir nicht auf die Sandbänke auflaufen. Das ist vielleicht unser Vorteil.«
    Und tatsächlich: Alistair brachte sie mithilfe des Paddels voran, Tibby steuerte mit der Stange, und ihr leichtesFloß schoss durch die seichten Stellen und erreichte wieder tieferes Wasser. Die Königlichen Wachen andererseits verloren wertvolle Zeit. Sie liefen auf Grund und waren gezwungen, auszusteigen und die Boote durch das knöcheltiefe Wasser zu tragen. Mit ihren gewienerten Stiefeln glitten sie auf den nassen Steinen aus und sanken in den sandigen Grund ein.
    »Jawoll!«, schrie Alistair. »Jetzt zurück an die Paddel, Tib!«
    Tibby Rose zog geschickt die Stange ein und setzte sich wieder auf ihren Platz mit dem zweiten Paddel. Sie hatten wertvolle Zeit gewonnen, die sie auch brauchten, denn der Fluss wurde schmaler und kurviger, sodass es anstrengender wurde, schnell zu paddeln – mal mehr auf der einen, dann mehr auf der anderen Seite des Floßes, um zu vermeiden, ans Ufer zu stoßen, wenn mal wieder eine der unangenehmen Biegungen kam. Ein rascher Blick zurück zeigte Alistair, dass das erste Boot die Zeit, die es verloren hatte, wieder ausglich.
    »Sie kommen näher!«, schrie er.
    »Ich weiß nicht, wie lange ich noch kann«, keuchte Tibby. Ihr Gesicht war von der Anstrengung gerötet.
    Gerade, als Alistair überzeugt war, dass eine Flucht unmöglich war und zwei junge Mäuse auf einem selbst gebauten Floß den Booten der Königlichen Wachen nicht entkommen konnten, fuhren sie wieder um eine scharfe Flussbiegung. Sein Blick fiel auf eine Trauerweide am Ufer, deren lange grüne Zweige wie ein Vorhang in den Flusshingen. Konnten sie den gleichen Trick womöglich ein zweites Mal anwenden?
    »Tibby, halte aufs Ufer zu«, sagte er drängend. »Auf die Weide.«
    Er hatte nicht genug Puste, um weitere Erklärungen zu geben, aber zum Glück schien Tibby den Plan zu verstehen. Schon einen Augenblick später schoss das Floß durch die schleierartigen Zweige. Tibby warf ihr Paddel hin und ergriff die Stange, die sie in den Grund rammte, um das Floß anzuhalten. Starr und stumm vor Beklemmung saßen sie da, und schon kamen die Königlichen Wachen um die Biegung.

9 FREUND ODER FEIND?

    A lices Schrei verhallte in dem schwarzen Abgrund, der sich unter ihren Füßen auftat. Doch gerade, als sie fürchtete, von dem gähnenden Schlund dort unten verschluckt zu werden, bekam sie etwas zu fassen und konnte sich festklammern. Es war ein kleiner Felsüberhang am Rand des Weges. Einige ewig währende Sekunden hing sie einfach nur da, keuchend. Das ganze Gewicht ihres Körpers zerrte an dem ungewissen Halt. Dann reckte sie vorsichtig den Hals, um zu erkennen, was über ihr passierte.
    Im Mondlicht konnte sie die Umrisse von Horatius und Sophia sehen. Sie standen auf einem großen Felsen, der über dem Weg aufragte. Darunter verbarg sich Alex. Verzweifelt suchte er die Stelle ab, wo seine Schwester gerade noch gestanden hatte. Sie hätte gerne etwas gerufen, um ihm anzudeuten, wo sie war, aber damit würde sie nur die beiden argwöhnischen Mäuse dort oben auf sich aufmerksam machen. Ebenso wie mit dem Versuch, auf den Weg zurückzuklettern.
    »Was war das?«, fragte Horatius mit bebender Stimme. Alice sah, wie ihr Bruder zusammenzuckte, als er merkte, dass die Stimme direkt über ihm war, und sich in den Schatten des Felsens zurückzog.
    »Ich weiß nicht«, sagte Sophia ungehalten. Dafür, dass sie aus dem Schlaf gerissen worden war, klang sie bemerkenswert munter. »Aber etwas hat meinen Schwanz gestreift. Ich habe ihn dort über den Felsrand hängen lassen und ich habe ganz deutlich etwas gefühlt.« Sie spähte über den Rand des Felsens, aber die Dunkelheit verbarg sowohl den im Schatten stehenden Alex, als auch Alice, die an dem kleinen Felsüberhang baumelte.
    Ihre Fingerspitzen und Handgelenke schmerzten, und sie hatte das Gefühl, dass sie den Halt allmählich verlor. Was sollte sie machen? Sie wusste nicht, wie lange sie sich noch so festklammern konnte.
    »Meinst du, dass es vielleicht eine Fl-Fl-Fledermaus war?«, wollte

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