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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Watts
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was ist mit Alistair? Was ist, wenn er in Schambel ist und Sophia und Horatius doch dorthin gehen, um ihn zu finden?«
    Alice bedeckte die Augen mit den Händen und schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was wir tun sollen«, jammerte sie. »Wer schwebt in größerer Gefahr, Alistair oder Beezer und Ebenezer?«
    »Oder wir?«, setzte Alex hinzu und blickte die Straße zurück. »Hör mal, Alistair scheint ihnen am wichtigsten zu sein, deshalb sollten wir ihn auch an erste Stelle setzen. Außerdem haben sich Beezer und Ebenezer gegenseitig, und Alistair können nur wir helfen.«
    Und so war es entschieden. Sie würden den Weg nach Schambel fortsetzen.

14 DIE MAUS AUS GERANDER

    A listair wischte sich ungeduldig mit der Hand über die Augen. Es war fast unmöglich, etwas durch den Regen und den Dunstschleier des Wasserfalls zu sehen. Aber das ohrenbetäubende Brüllen sagte ihm, dass der Wasserfall jetzt ganz in der Nähe war. Das Floß wurde im Strom, der auf den Abgrund vor ihnen zuschäumte, heftig hin und her geworfen. Alistair wollte Tibby gerade zurufen, sich festzuhalten, da sah er, wie sie auf den Knien entschlossen nach vorne gerutscht kam. Dabei hielt sie die Stange mit beiden Händen waagrecht in Brusthöhe fest.
    »Pack die Stange!«, schrie sie durch den donnernden Lärm des Wassers. Ohne zu zögern, ließ Alistair sein Paddel fallen und folgte ihrem Rat. Das Floß schoss auf einem Wasserstrudel durch die schmale, felsige Rinne, dann verankerte sich die Stange quer über dem Abgrund, und die beiden Mäuse wurden von dem Schub des Stromes dagegengedrückt.
    Eine Weile machten sie nichts, außer sich unter den erbarmungslosen Stößen des Wassers an der Stange festzuklammern. Dann stieß Tibby Alistair an, und er schob sich allmählich nach rechts, wo die Stange an einen schmalen Felsvorsprung unterhalb einer steilen Klippe angedockt hatte.
    Minuten darauf sanken die beiden durchnässten Mäuse keuchend auf den Felsvorsprung. Alistair lag mit dem Gesicht nach unten und mit wild pochendem Herzen da. Mit knapper Not waren sie entkommen!
    »Das Floß ist futsch«, sagte Tibby bedauernd, als sie wieder genug Luft bekam, um zu reden.
    »Es hätte schlimmer ausgehen können«, scherzte Alistair lahm. »Zum Glück haben wir uns nicht entfärbt.«
    Und tatsächlich, obwohl sie so durch und durch nass waren, hatte die braunviolette Farbe gehalten.
    Schließlich setzte sich Alistair aufrecht hin. Er nahm den Schal ab und wrang ihn aus, dann stand er auf. Seine Beine zitterten von der ganzen Aufregung.
    »Wie fühlst du dich, Tib?«, fragte er.
    Tibby Rose drehte sich nach ihm um und sah ihn an. Ihre Augen waren weit aufgerissen. »Starr vor Angst«, sagte sie. »Wenn man das noch sagen kann, nachdem alles vorbei ist.«
    »Ich weiß genau, was du meinst«, versicherte ihr Alistair. »Aber kannst du dir vorstellen, einen kleinen Nachmittagsspaziergang zu unternehmen – auf den Felsen hinauf?«
    »Au ja, einen Nachmittagsspaziergang«, sagte Tibby und streckte versuchsweise ihre Glieder. »Wie wunderbar.«
    »Nach dir«, sagte Alistair höflich und deutete auf den Felsen.
    »Überaus freundlich«, erwiderte Tibby.
    Die Regenwolken zogen nach Osten ab, und der Regen war zu einem leichten Nieseln geworden, aber ihr Aufstieg auf den nassen Felsen war gefährlich. Zum Glück gab es viele Ritzen und Nischen, an denen sie sich festhalten konnten. Trotzdem glitt Alistair einmal aus, und sofort fing sein Herz wieder wild zu schlagen an. Er versuchte, einen klaren Kopf zu bewahren und sich ganz darauf zu konzentrieren, wohin er den Fuß setzte oder wo er sich mit der Hand festklammerte. Rechte Hand. Linker Fuß. Linke Hand. Rechter Fuß. Endlich zog er sich über die Felskante und warf sich auf eine grasbewachsene Böschung.
    »Netter Spaziergang, danke«, sagte Tibby, die mit in die Hüfte gestemmten Händen über ihm stand. »Ich hoffe nur, dass du mir jetzt einen Nachmittagstee anbietest.«
    Alistair rollte sich auf den Rücken und schlug sich mit der Handfläche auf die Stirn. »Ich wusste doch, dass ich etwas vergessen habe«, sagte er. »Ich hab den Picknickkorb am Fuß des Felsens stehen lassen. Könntest du noch mal runter und ihn holen ...«
    Tibby lachte. »Auf keinen Fall«, sagte sie. »Lass uns einfach nur die Aussicht genießen.«
    Alistair stand auf. Vor ihm erstreckte sich ein riesiger ovaler See – der Eugenia-See, wie er vermutete. Das Wasser war unter dem düsteren Himmel stahlgrau, und an denUfern lagen

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