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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Watts
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hatte.
    »Onkel Silas!«, rief er. »Du warst letzte Nacht doch in dem Zelt mit Timmy vom Winns und Griff und Mags.«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, sagte die kauernde Gestalt, setzte sich jedoch auf.
    Alistair sah einen dünnen, alten Mäuserich mit runder Brille. »Sie sind also nicht Onkel Silas?«, fragte Alistair.
    »Allerdings nicht«, sagte der alte Mäuserich.
    »Und Sie waren gestern auch nicht in Pampelmuse?«
    »Davon hab ich noch nie gehört.«
    »Ach so. Tja, was machen Sie in dem Schuppen hier?«
    »Was macht ihr hier?«, gab der Mäuserich zurück.
    Alistair und Tibby sahen sich an. »Wir, äh, sind Wandersleute«, sagte Alistair.
    »Ich auch«, erwiderte der Alte. »Aber ihr zwei seht ein bisschen zu jung dafür aus, um allein durch die Welt zu reisen. Ihr –« Ehe er den Satz beenden konnte, wurde sein schwacher Körper erneut von einem Hustenanfall geschüttelt.
    »Ach Alistair«, rief Tibby, »hilf ihm doch. Hol ein bisschen Wasser.«
    Alistair spähte aus der Tür und versicherte sich, dass niemand in der Nähe war. Dann huschte er um die Ecke zu dem Trog. Er sah sich um und suchte nach etwas, um das Wasser zu tragen, da entdeckte er einen Blechbecher,der außen an dem Trog an einem Haken hing. Er füllte ihn und trug ihn vorsichtig in den Schuppen.
    Der alte Mäuserich saß vornübergebeugt da. Er hatte die Decke um die Schultern gelegt. Tibby Rose kniete neben ihm und tätschelte ihm liebevoll den Rücken.
    Alistair hockte sich vor ihn hin und reichte ihm den Becher.
    Der Alte nahm ihn mit zitternden Händen und trank. »Danke«, sagte er schließlich, und schon klang seine Stimme fester.
    »Sind Sie krank?«, fragte Tibby mit besorgtem Ton.
    Der Mäuserich zuckte mit den Schultern. »Ich bin alt und schon sehr, sehr lange auf Wanderschaft«, sagte er. »Meine Gesundheit ist unwichtig, verglichen mit der Bedeutung meines Auftrags.«
    »Sie sind in einem Auftrag unterwegs?«, fragte Alistair. »Was für ein Auftrag? Für wen?«
    Der alte Mäuserich schnaubte. »Und warum sollte ich dir so eine Information anvertrauen?«
    Alistair schwieg. Der Alte hatte ja recht; er hatte keinen Anlass, ihnen zu trauen, genauso wenig wie umgekehrt. Und doch war sich Alistair sicher, dass dies der Mäuserich war, den Timmy vom Winns Onkel Silas genannt hatte (wenn Alistair auch bezweifelte, dass das sein richtiger Name war), und dass ihnen von einem Freund von Timmy vom Winns keine Gefahr drohte. Im Gegenteil, vielleicht konnten sie sich gegenseitig helfen. Wie Alistair und Tibby hatte dieser Alte wohl Gründe, sich zu verstecken. Wiesie hatte er Gründe, wachsam und vorsichtig zu sein. War es möglich, dass ihre Gründe für dieses Verhalten etwas miteinander zu tun hatten? Hatte der Alte vielleicht Antworten auf einige ihrer Fragen?
    Alistair sah dem Alten in die Augen. Wenn er wollte, dass Onkel Silas ihm traute, würde er wohl den ersten Schritt machen müssen.
    »Also, ich traue Ihnen«, sagte Alistair zu dem Alten. »Genug, um ein Geheimnis zu verraten.«
    Er warf Tibby einen Blick zu, die kurz nickte.
    »Wir sind auf der Flucht«, begann Alistair. »Sie müssen wissen ... Sie müssen nämlich wissen, dass wir rotbraun sind.«
    »Ihr seid rotbraun?!« Der Alte setzte sich auf und die Decke rutschte ihm von den Schultern.
    Alistair wich einen Schritt zurück und bedauerte plötzlich, dieses Eingeständnis gemacht zu haben.
    Doch der alte Mäuserich strahlte. »Woher seid ihr, meine Freunde?«
    »Ich bin aus Smiggins in Schetlock«, sagte Alistair.
    »Und ich bin aus Tempelton, nördlich von hier«, fügte Tibby Rose hinzu.
    Der Alte blickte argwöhnisch von Alistair zu Tibby und wieder zurück. »Das Licht hier drinnen ist nicht besonders gut, aber ihr seht überhaupt nicht rotbraun aus. Wollt ihr einen alten Mäusemann zum Narren halten? Ist das euer Spiel?«
    »Nein!«, warf Tibby ein. »Das würden wir niemals tun.Wir haben uns mit Brombeeren das Fell gefärbt, damit die Königlichen Wachen uns nicht weiter verfolgen. Und andere Mäuse haben uns beschimpft. Obwohl wir eigentlich gar nicht wissen, was so schlimm daran ist, rotbraun zu sein«, musste sie zugeben.
    Der Ausdruck des Alten wurde milder und er zog sich die Decke wieder über die Schultern.
    »Wenn ihr mich fragt, dann ist an rotbraunen Mäusen gar nichts schlimm. Im Gegenteil, einige der tapfersten, heldenhaftesten Mäuse, die ich je gekannt habe, waren rotbraun. Und manche, die meinem Herzen besonders lieb waren ...« Er schien einige

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