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Die Entfuehrung

Die Entfuehrung

Titel: Die Entfuehrung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Watts
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und ängstlich wurde. Doch ihre Neugier ließ sie fragen: »Wie seid ihr –?«
    Ein kurzes Lächeln huschte über Sophias Gesicht. »So schnell hergekommen?«, sagte sie. »Per Schiff. Wirklich, Liebes, wir würden uns so gut verstehen, wenn ihr einfach die Tatsache akzeptieren würdet, dass ich euch immer einen Schritt voraus bin.« Sie schüttelte den Kopf. »Wie auch immer, der Lange und der Dicke da oben finden, dass wir euch etwas zu essen geben sollten.« Ohne Umschweife ließ sie zwei Brötchen auf den schmutzigenBoden am Fuß der Stufen fallen. »Eure Henkersmahlzeit«, sagte sie. »Hoffentlich schmeckt sie euch.«
    Dann wurde die Falltür wieder zugeworfen und Alice und Alex wurden in tiefe Dunkelheit getaucht. Langsam tasteten sie sich auf Händen und Knien vorwärts und versuchten, die Brötchen zu finden.
    »Ich hab sie«, sagte Alex nach zwei Minuten. Wenn es um Essen ging, musste er nie lange suchen.
    Er reichte Alice eines der Brötchen und sie wischte sorgfältig den Schmutz ab. Sophias Anspielung auf ihren bevorstehenden Tod hatte ihren Appetit nicht gerade angeregt, aber sie wusste, dass sie bei Kräften bleiben musste.
    »Käse und Sardinen, nicht schlecht«, sagte Alex. »Allerdings nicht so fantasievoll wie die Spezialität von Onkel Ebenezer – Gorgonzola mit Thunfisch. Mmmm. Immerhin rücksichtsvoll von Julius und Augustus. Die sind vielleicht ganz in Ordnung.«
    »Bestimmt«, sagte Alice. Ihrem Geschmack nach war der kleine, kräftig riechende Fisch etwas zu – nun ja – zu fischig. »Schließlich glauben sie ja, dass wir Spione aus Souris sind, die nach Alistair suchen. Wir können es ihnen kaum verübeln, dass sie uns in den Keller geworfen haben. Und sie sind nicht die Ersten, die Sophia getäuscht hat, stimmt’s?« Sie sah ihren Bruder vielsagend an, aber weil es ja zu dunkel war, um vielsagende Blicke aufzufangen, merkte Alex nichts davon.
    »Wenn wir sie nur davon überzeugen könnten, dass wir sind, wer wir sind«, überlegte er.
    »Das ist nicht nötig!«
    »Was?« Alex fuhr zusammen. »Was ist mit deiner Stimme los, Schwesterherz?«
    »Das war nicht meine Stimme, Alex«, sagte Alice, die bereits aufgesprungen war. »Wer hat da gesprochen?« Sie sah sich bestürzt um und war verzweifelt, dass sie nichts sehen konnte.
    »Ich ... Julius.«
    Sie hörten, wie Kisten scharrten und verschoben wurden. Dann konnten sie die Umrisse einer großen dünnen Maus sehen, die neben ihnen stand.
    Die beiden jungen Mäuse starrten ihn an.
    »Wo bist du hergekommen?«, fragte Alex. »Wir haben keinen Geheimausgang gefunden.«
    »Es gibt einen alten Schmugglertunnel, der in eine der Kisten mündet«, erklärte der Lange. »Schnell. Wir haben nicht viel Zeit. Horatius ist oben mit Augustus und passt auf die Falltür auf. Sophia ist losgezogen, um den Schiffskapitän zu treffen, den sie erwähnt hat.«
    »Aber was machst du hier?«, fragte Alice verwirrt, Hoffnung keimte in ihr auf. »Warum hilfst du uns?«
    »Augustus und ich hatten gleich einen Verdacht in Bezug auf Sophia«, gestand Julius und zwängte sich durch eine enge Lücke zwischen zwei Türmen mit Kisten. Dann klappte er seinen langen, dürren Körper zur Hocke zusammen und kroch in die unterste Kiste eines Stapels direkt an der Wand.
    »Zum einen wäre es undenkbar gewesen, dass uns Beezer Fremde schickt, ohne die üblichen Kanäle zu benutzen. Beezer ist nämlich sehr vorsichtig. Und dann euer Rucksack. Als ich ihn beiseiteräumen wollte, ist mir ein altes Schild mit deinem Namen aufgefallen, Alex, und das Wappen der Oberschule von Smiggins. Ich bezweifle sehr, dass selbst die erfahrensten sourisanischen Spione sich die Mühe gemacht hätten, herauszufinden, wie das Wappen der Schule von Smiggins aussieht, um es auf einen Rucksack zu nähen. Ich kenne es nur, weil Augustus und ich zusammen auf dieser Schule in Smiggins waren.«
    »Wirklich?«
    Sie krochen inzwischen durch einen engen, feuchten Tunnel, der so niedrig war, dass Alice nicht mal den Kopf heben konnte, um nach vorne zu sehen. Hinter sich konnte sie Alex heftig schnaufen hören.
    »Ich war mit Beezer in einer Klasse«, sagte Julius. »Und Augustus war eine Klasse tiefer.«
    Alice war froh, dass er ständig redete. Es lenkte sie von dem Gefühl ab, von den Wänden erdrückt zu werden – und von der glitschigen Moosschicht, die die Wände bedeckte, je weiter sie in den Tunnel krochen.
    »Wir sind gleich da«, sagte Julius, und die Erde unter ihren Händen und Knien wurde feucht

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