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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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er tat gleich mehrere Schritte nach vorn. »Merk dir, Chef, daß ich verdammt noch mal 'n Otter bin. Außerdem laß dir gesagt sein, nur so gespräch- s'alber, daß du das 'äßlichste Exemplar deines Stammes bist, das mir mein Pech je unter die Augen gebracht 'at.«
    »Ja, na ja, hör mal...« Mitten im Satz hielt Hinckel inne. »Moment mal. Warum streite ich mich eigentlich mit dir? Hier habe ich zu sa- gen. Ich befehle der, äh, Musik der Sphären.«
    »Welche Sphären?« Jon-Tom hatte die Finger schon auf den Saiten.
    »Kugellager?«
    »Ein Witzbold. Woher kommst du? Nicht von hier.«
    »Ursprünglich aus Los Angeles. Jetzt... jetzt muß ich wohl sagen, daß ich doch von hier bin.«
    Hinckel nickte. »Okay. Weil du ein Ex-L.A.-Boy bist, geb ich dir und dem Rattentyp da die Chance, hier zu verschwinden, bevor ich in Wut gerate. Ich will einmal großmütig sein. Ihr habt mich beim Frühs- tück gestört.«
    Bei der Betrachtung des matschigen Haufens von Pommes frites wäre Jon-Tom fast selbst die letzte Mahlzeit hochgekommen. »War alles, was wir beim Aufstieg gehört haben, deine eigene Musik?«
    »Ja, verdammt. Ich arbeite an einer Ballade.«
    »Ballade?« Mudge stieß ein Keuchen aus. »Dieses gräßliche Ge- wimmer nennst du eine Ballade?«
    »Nur zu, Mudge«, flüsterte Jon-Tom. »Bring ihn in Wut.«
    »Tja, warum um den 'eißen Brei rumreden? Du ‘ast diesen Galle- nausfluß genauso ge'ört wie ich.«
    »Ihr müßt irgendeinen Trumpf in der Tasche haben, daß ihr es bis hierher geschafft habt.« Hinckel wurde nachdenklich. Zusätzlich zu allem Elend bemerkte Jon-Tom, daß diese Schreckensgestalt auch noch eine fürchterliche Körperhaltung aufwies.
    »Zufällig vorbeikommende Reisende gibt es hier nicht.«
    »Ein Musikfragment hat uns hierhergeführt«, erklärte Jon-Tom.
    »Ein Schwarm von Akkorden.« Er schaute sich um und stellte ohne jede Überraschung fest, daß die Klangwolke, die sie bis hierher be- gleitet hatte, lieber außerhalb des Hauptturms geblieben war. Er konn- te es ihr nicht verdenken.
    »Dieses Musikfragment muß seinem rechtmäßigen Besitzer zurück gegeben werden. So wie all die andere Musik, die du dir angeeignet hast.«
    »Rechtmäßiger Besitzer?« Das belustigte Hinckel. »Schau an. Ein neuer Begriff.«
    »Dieser Musikraub muß aufhören.« Von seiner Sache überzeugt, fuhr Jon-Tom fort: »Du mußt ehrliche Musiker und natürliche Sänger wie die Wale in Frieden lassen.«
    »Was du nicht sagst.«
    »Deine früheren Bandgenossen haben erklärt, du tust das, um der einzige zu sein, der noch Musik machen kann, so daß die Leute eines Tages gezwungen sein werden, dir zuzuhören.« Der Bannsänger senk- te die Stimme. »Ich kann dir hier und jetzt sagen, daß es nicht den ge- ringsten Unterschied machen wird. Und wenn du jeden Ton Musik hinter Schloß und Riegel bringst, die Leute werden dich trotzdem nicht lieber hören.«
    »Ach, nein? Das werden wir ja erleben.« Ein verzerrtes Grinsen, ei- ne Art visuelles Gegenstück des Rülpsers, der ihm vorangegangen war, verzog ihm die Lippen. »Soso, meine Ex-Sidemen, meine Freun- de haben dich hierher geführt. Ich habe sie letzthin etwas vernachläs- sigt. Bei denen ist schon lange ein Besuch fällig.«
    »Wir hätten auch allein hierher gefunden.« Jon-Tom wollte auf kei- nen Fall, daß die schreckliche Lage des unglücklichen Trios noch schlimmer würde.
    »Die nennen sich eine Band«, knurrte Hinckel, »und sind doch nur ein paar Pinkel aus Jersey. Dieser Gathers; dachte, er könnte Gitarre spielen. Und Hill. Was für ein Versager! Was Zimmerman angeht, Mann, da denkt man, daß einfach jeder den Baß spielen kann.« Das Gelächter des Burgherrn ertönte als widerliches Kreischen. »Na gut, schaun wir mal nach ihnen!«
    »Warum schickst du sie nicht nach Hause?« Jon-Tom versuchte, sich zu beherrschen. »Es ist nicht nötig, sie hier fest zuhalten.«
    »Oh, aber natürlich ist das nötig! Ich will, daß sie mir zuhören müs- sen. Sie wollten mir nicht zuhören, als sie einen neuen Sänger brauch- ten. Na gut, dann können sie mir eben verdammt noch mal jetzt zuhö- ren. Für immer und ewig.«
    »Hey, was bist du boshaft«, grollte Mudge.
    »Nicht boshaft. Ehrhaft, Ratte. Ich weiß, was ich musikalisch leis- ten kann. Ich kenne mein Talent. Und nicht mehr lange, dann kennen es alle - es bleibt ihnen keine Alternative. Wer Musik hören will, der wird meine Musik hören müssen.« Selbstgefällig lehnte er sich auf dem Thron zurück. »Wenn

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