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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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ließ es sich von interessanten Objekten ablenken, die nichts mit sei- nem Ziel zu tun hatten, und gelangte schließlich in Jon-Toms Arbeits- zimmer.
    Dort hielt es inne und massierte mit zwei Fingersätzen winzige Wirbel, die genau unter seinem goldenen Stirnband saßen. Dabei gab es einen starken aromatischen Duft von sich und ließ deutliche Zei- chen der Verwirrung erkennen, aus denen man unschwer schließen konnte, daß es etwas Wesentliches übersehen hatte.
    Mit einem ganz entschieden entmutigten Pfeifen drückte es mehrere der Kontaktpunkte auf dem Kunststoffkästchen. Wieder begann die Atmosphäre in seiner unmittelbaren Umgebung zu schäumen. Vom prickelnden Klang winziger klingelnder Glasglöckchen begleitet, löste sich das Geschöpf in Bruchstücke auf, und seine vielen Scherben glit- ten in vorübergehende Schienen des Raum-Zeit-Kontinuums, bis alles wieder non compos corpus war.
    Der eigenartige Besucher hatte nichts gebracht, nichts mitgenom- men und nichts zurückgelassen, außer vielleicht einem schwachen Ge- ruch nach verbrannter Muskatnuß.

IV
    Tage später fragten sich Jon-Tom und Mudge allmählich, ob das immer weiter ziehende Musikfragment sie wohl geradewegs in die wogenden Fluten des Glittergeistmeeres führen werde. Doch da mach- te die flimmernde Akkord-Wolke eine plötzliche und fordernde Wen- dung nach Süden. Das einzige Problem bei diesem jähen Richtungs- wechsel war die Tatsache, daß er die Musik auf direktem Weg über den Tailaroam führte, der inzwischen ein breiter und tiefer Strom war.
    Mudge hätte den Fluß zwar leicht überqueren und dabei nicht nur seine eigene Ausrüstung, sondern auch die von Jon-Tom mitnehmen können, doch für den Bannsänger stellte der Strom eine ernsthafte Herausforderung dar. Mit trichterförmig vor den Mund gelegten Hän- den rief er dem ätherischen Führer zu: »Bist du sicher, daß dies der richtige Weg ist?«
    Das Geschwirr von Klängen raste zurück, bis es unmittelbar vor Jon-Toms Gesicht schwebte, und schoß dann zum zweiten Mal über den Fluß davon. Dreimal wiederholte es diesen Vorgang und hielt dann schließlich auf einem Viertel des Weges an, wobei es mit offen- sichtlicher Ungeduld auf und ab hüpfte.
    »Über 'nen Teil des Flusses kann ich dich schleppen, Kumpel, aber nich bis zum anderen Ufer. Nich, wenn ich auch noch unsere ganzen Sachen tragen muß, insbesondere diese verdammt wertvolle Duar von dir.«
    »Wir schauen uns nach einer einfacheren Möglichkeit um. Obwohl ich damit fertig würde, wenn ich müßte. Ich bin noch immer ein recht guter Schwimmer.«
    »Für 'nen Stein geht es«, stimmte der Otter zu.
    »Mit dem Alter wirst du immer toleranter. Wie war's mit einem Hochsprung-Wettbewerb?«
    Da der südliche Teil des Tailaroam nur dünn besiedelt war, fanden sie keine Fähre, schließlich jedoch zumindest einen Ginsterkater mit einem Boot. Er war bereit, sie für einen - Jon-Toms Meinung nach - vernünftigen Preis überzusetzen, den der aus der Verhandlung ausge- schaltete Mudge allerdings für unverschämte Beutelschneiderei hielt. Als sie wohlbehalten auf der anderen Seite abgesetzt worden waren, bestand Jon-Tom sogar darauf, daß der Otter den ausgehandelten Be- trag zurückgab, den er inzwischen dem Bootsmann geschickt aus der Tasche gestohlen hatte.
    »Ich verstehe dich nicht«, tadelte Jon-Tom seinen Freund, als sie ih- re Wanderung auf dem wesentlich weniger begangenen Pfad südlich des Flusses wieder aufnahmen. »Wir sind keine jungen Burschen mehr, die sich für ein paar Münzen abstrampeln. Wir können es uns leisten, für ehrliche Dienste zu bezahlen. Was du da zurückholen woll- test, kann uns nur Ärger bereiten.«
    Mudge war nur gelinde beschämt. »Alte Gewohn'eiten legt man schwer ab, Chef. Ich 'ab was dagegen, Geld, egal, welchen Betrag, aus den 'änden zu geben.«
    »Ich verstehe, aber es war doch mein Geld.« Jon-Tom verschob sein leichtes Bündel auf den Schultern.
    »Es geht nich um den Besitzer, sondern ums Prinzip«, argumentier- te der Otter, während sie den drängenden Akkorden über das Ufer zwischen die Bäume folgten, die die südliche Grenzregion der Glo- ckenwälder darstellten.
    Noch immer war der Wald dicht bewaldet, doch wurde das Gelände nun immer bergiger und schwieriger, wobei allmähliche Steigungen mit steilen Abhängen und verteufelt schlüpfrigen Schluchten abwech- selten. Sie drangen in die östlichen Ausläufer der Duggakurra-Hügel vor, einer selten besuchten Gegend, die vor allem

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