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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Spannkraft in Mudges Schritten und einen neuen Glanz in seinen Au- gen zu entdecken.
    »Kommt die alte Abenteuerlust wieder?«
    Der Otter lugte zu ihm hinauf. »Ob ich gespannt bin? Wegen der Möglichkeit, auf irgend'ne scheußliche Art zu sterben oder gezwunge- nermaßen einen wichtigen Teil meines Körpers opfern zu müssen, der mir besonders ans 'erz gewachsen is? Oh, da 'ab ich's schrecklich eilig, wahr'aftig!« Dann blitzte jenes unwiderstehliche Grinsen auf, das Jon- Tom inzwischen so gut kannte.
    »Ehrlich gesagt fühl ich mich zum ersten Mal bei einem Aufbruch in deiner Gesellschaft halbwegs entspannt. In welche Schwierigkeiten kann man schließlich über so ein bißchen verwirrte Musik schon gera- ten?« Er nickte in Richtung der Wolke schwirrender Akkorde, die zehn Schritte vor ihnen ungeduldig auf und ab tanzte und laut aufläu- tete, als sie ihr winkten.
    Jon-Tom schwang die Duar vor die Brust und begann spaßeshalber, mit einer Lieblingsmelodie zu improvisieren. Die Antwort der Parti- kel-Töne erfolgte umgehend. Sie schossen auf ihn zu, so daß Mudge zur Seite sprang, und umschwirrten das magische Instrument: zogen Spiralen um den doppelten Saitensatz, bildeten Strudel unter dem Re- sonanzkörper und prüften das Ausmaß des interdimensionalen harmo- nischen Flusses, der dort, wo die zwei Saitensätze sich trafen, brannte und hämmerte.
    Mudge entspannte sich und lächelte: »Ich glaub, du 'ast 'nen Freund gewonnen, Kumpel.«
    Jon-Toms Finger bewegten sich leicht durch die sanftglühende Wärme der verwaisten Akkorde. »Mit Musik stand ich schon immer auf gutem Fuß. Im Laufe der Jahre bin ich mit ihr gewachsen - und sie mit mir.« Sein Gesicht nahm einen entschlossenen Ausdruck an. »Was das Bannsingen betrifft, so will ich, daß diese Reise sich von allen vorhergehenden unterscheidet.«
    Mudge fuhr auf. »Moment mal, Jon-Tom. Was das Bannsingen an- geht, brauchen wir davon nich viel auf dieser Reise.«
    »Das wissen wir nicht«, erwiderte fröhlich sein hochgewachsener Gefährte. »Doch wenn die Gelegenheit es erfordert, möchte ich den Fingerzeig von Buncan ernst nehmen. Wer sagt, daß man von seinen Kindern nicht lernen kann?«
    »Wie meinste das?« fragte Mudge düster. »Ich meine damit, daß ich diesmal nicht wieder die gleichen alten Lieder singe. Wenn möglich werde ich es so machen wie er und für eine unerwartete Situation meine eigenen Verse erfinden.«
    »Also, Chef, ich weiß, das is nich meine Sache, aber wenn's nach mir ging, war mir lieber, du läßt das bleiben, weißte. Du 'attest eigent- lich immer genug Probleme damit, für 'nen Banngesang das richtige alte Lied zu finden. Bin mir nich sicher, ob großartiges Improvisieren genau auf deiner Linie liegt.«
    »Selbsterdachte Verse gestatten mir eine viel größere Kontrolle ü- ber jeden Bann. Außerdem mußt du zugeben, daß es damit bestimmt nicht schlechter gelingen kann als mit den Standardliedern.«
    Es blieb dem Otter nichts übrig, als weise zu nicken. »Da ‘ast du recht, Kumpel.«
    »Ein bißchen Vertrauen, Mudge. Immerhin mache ich das nun schon seit fast zwanzig Jahren.«
    »Genau das bereitet mir Sorgen«, gestand der Otter, aber leise.
    »Deine Feder ist geknickt.« Jon-Tom zeigte auf die zerbeulte grüne Samtkappe und ihre Schmuckfeder.
    Der Otter fuhr mit der Hand zur Spitze der abgetragenen Kopfbede- ckung. »Weegee schmeißt sie immer wieder weg. Und ich rette sie immer wieder und schmuggle sie aus dem Müll heraus. Ein Spiel.« Um das Thema zu wechseln, zeigte er auf den Fluß. »Was machen wir, wenn unsere musikalische Begleitung beschließt, eine scharfe Linkskurve zu nehmen? Einen Banngesang fürs Laufen über Wasser singen?«
    Jon-Tom lächelte ihn nachsichtig an. »Wir tun, was wir immer ge- tan haben, Mudge. Die Krise anpacken, wenn sie da ist. Wozu sich im voraus verrückt machen?«
    »Ich bin unendlich ermutigt«, erwiderte der Otter trocken.
    Die Tage folgten einander in verhältnismäßiger Ruhe, und sie er- reichten die Mündung ihres Flusses in den Tailaroam und wandten sich nach Südwesten. Kleine Segelschiffe machten schnelle Fahrt auf das weiter entfernte Glittergeistmeer zu, während die Mannschaften der Fahrzeuge, die die entgegengesetzte Richtung nahmen, sich auf dem Weg nach Pfeiffumunter und das noch weiter entfernte Polastrin- du an den Rudern abmühten, um gegen die Strömung voran zu kom- men. Gelegentlich winkten der Mensch und der Otter ihnen zu, und aus den verschiedenen Mannschaften winkten

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