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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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Amphibien, die die durch die kristallklare Tiefe schießenden Wasser- insekten jagten. Auch wenn der See kaum paradiesisch zu nennen war, so wirkte er doch, verglichen mit dem Gebiet, durch das sie sich hin- durchgekämpft hatten, ausgesprochen idyllisch.
    Mudge war nicht zu bremsen. Er war schon aus den Kleidern her- aus, bevor Jon-Tom überhaupt den steinigen Strand erreicht hatte. Dann warf er sich in den kleinen See, schoß mit naßglänzendem, eng- anliegendem dunkelbraunen Pelz wie ein Delphin in der Mitte nach oben und drehte in der ruhigen Luft einen schönen Purzelbaum. Als er zu seinem Freund zurück schwamm, überzog ein breites Lächeln sein Gesicht.
    »Der is mindestens zehn Körperlängen tief un so klar un sauber wie die Lieblingskristallkugel vom alten 'artschaler. Mach schon, komm auch rein!«
    Jon-Tom betrachtete die spiegelglatte Oberfläche. »Ich weiß nicht recht...«
    »Komm schon, Kumpel! Ich laß dich nich untergehn.« Mudge wir- belte herum, tauchte unter und kam Augenblicke später in der Mitte des Sees wieder hoch, »'ier gibt's auch Fische, groß genug zum Essen. Vielleicht auch Süßwassermuscheln auf den Felsen. Laß uns einen Tag lang ausruhen, dann kann ich richtig fischen. Wir haben es ver- dient.« Er schlug nach einem verdrossen klingelnden Akkord, der über seinen Ohren haltgemacht hatte. »Was unseren Führer 'ier angeht, so kann er verdammt noch mal warten, bis wir was Anständiges im Bauch 'aben.«
    Mudge hat recht, überlegte Jon-Tom, während er sich seiner Klei- dung entledigte. Sie hatten eine Rast verdient. Und schon suchte er einen hervorstehenden Felsen, von dem aus er ins Wasser springen konnte.
    Als Jon-Tom eine halbe Stunde später erfrischt und verjüngt aus dem See kam, hatte Mudge in einer kleinen Bucht, die das Wasser in die nördliche Felswand gegraben hatte, schon ein Feuer in Gang ge- bracht. Mit seinem kurzen Schwert nahm der Otter ein halbes Dutzend großer Fische aus, die er ohne die Hilfe von Angelrute oder -schnur gefangen hatte. Vielleicht war er im Laufe der Zeit an Land langsamer geworden, doch im Wasser war er so schnell und geschickt wie eh und je.
    Otter und Mensch ließen sich auf einige glatte Granitbrocken zu- rücksinken und von der Sonne trocknen, während die aufgespießten Fische über Mudges ausgezeichnetem Feuer spuckten und zischten.
    Der nackte Jon-Tom betrachtete den blauen Himmel, der von den Wänden der kleinen Schlucht eingerahmt wurde. »Weißt du, ich hatte ganz vergessen, wie gut es sein kann, einfach von zu Hause weg zu sein. Eine andere Gegend zu sehen und andere Gerüche zu riechen.«
    »Stimmt.« Selbst Mudges Schnurrhaare waren entspannt. »Un wenn ich mich nich irre, stell ich 'ier 'ne eindeutige Abwesen'eit von Geme- cker fest, un das trägt ganz entschieden zur allgemeinen Stimmung bei.«
    Jon-Tom drehte sich um und betrachtete den Freund. »Talea me- ckert nicht.«
    Der Otter gab ein Geräusch zwischen einem Schnauben und einem Quieken von sich. »Mit dem ollen, alten Mudge redste 'ier, Kumpel. Frauen, die machen Metamorphosen durch, wahr'aftig. Nur umge- kehrt. Sobald sie 'nen Partner 'aben, ändert sich ihre Körperchemie. Schau, sie fangen als Schmetterlinge an, aber wenn sie sich 'ne Weile verpuppt haben, kommen sie als Raupen wieder raus, voller Ich-'abs- dir-ja-gesagt-Gerede und Borsten.«
    »Talea nicht.« Der Bannsänger legte den Kopf zurück und schaute wieder in den Himmel. »Und ich bin zwar nicht der Richtige, um mich über Otterpartnerschaften zu äußern, aber ich würde sagen, daß du ganz schön froh sein kannst, Weegee zu haben. Tatsächlich würde ich sagen, daß du ohne sie wahrscheinlich schon tot wärst.«
    »Laß schon, Chef.« Mudge pfiff leise. »Weegee is okay. Du vergißt nur, daß wir Otter alles doppelt so schnell und mit doppelt soviel E- nergie tun. Was das Meckern mit einschließt.«
    »Wenigstens hast du dieser Tage nicht die Zwillinge unter den Fü- ßen.«
    Als keine Antwort kam, wiederholte Jon-Tom seine bemerkenswer- te Beobachtung, wandte sich dann nach rechts... und erstarrte.
    Halb aufgerichtet saß Mudge wie eine gewundene, braune Schlange da und hatte seine Aufmerksamkeit auf etwas gerichtet, das weiter flußaufwärts lag als ihr Abendessen. Jon-Tom, der den Otter lange genug kannte, um seinen Instinkten zu vertrauen, drehte sich schwei- gend um und versuchte sich so zu geben, als sei alles in Ordnung.
    »Was ist es?« flüsterte er mit scheinbarer Gleichgültigkeit.
    »Im Gebüsch

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