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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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für ihr unwegsames Gelände bekannt war. Zwischen jedem Stein und jedem Felsbrocken schienen Flüsse und Bäche zu fließen, die mitleidslos von dem im Os- ten aufragenden wolkenverhüllten Gebirge niederstürzten, wobei sie sich auf ihrem blinden Weg zur Küste unter der gleichgültigen und zerstreuten Führung der Schwerkraft ihren Weg durch den harten Granit gruben. Die endlos gewundenen, tief eingeschnittenen Flußläu- fe machten das Wandern beschwerlich, und oft mußten die Reisenden anhalten und rasten.
    Bei diesen Gelegenheiten versammelten sich die Akkorde stets auf- geregt in ihrer Nähe und läuteten dringlich, damit sie nicht zu lange verweilten. Zu lange wozu? Jon-Tom wunderte sich allmählich über diese Dringlichkeit.
    »Hey, ihr da oben! Immer mit der Ruhe.« Als sie keuchend den nächsten Berg hinaufstiegen, wunderte Jon-Tom sich nicht einmal ü- ber die Widersinnigkeit einer verständigen Unterhaltung mit einer mu- sikalischen Sequenz. »Wir sind auch nicht mehr die Wanderer, die wir einmal waren. Außerdem können wir uns nicht so geradlinig fortbe- wegen wie ein Stück Musik. Wir bestehen nicht aus Licht, weißt du.«
    »Ja, Musik verleiht uns keine Flügel, ihr verdammten Funken ver- fluchter Flöten.« Dabei sackte Mudge auf einem breiten glatten Fluß- stein zusammen, rieb sich die Knöchel und zuckte schmerzlich. Auf einer langen Reise wog die nie versagende Energie des Otters nicht immer seine absurd kurzen Beine auf. Auf ebenem Boden wäre das Weiterkommen für ihn viel einfacher gewesen.
    Außerdem wurde ihm langweilig. Die Musik duldete keine Umwe- ge und schalt sie klangvoll, wenn sie versuchten, eine einfachere Um- gehung um das nächste Flüßchen zu finden. Sie schmeichelte und flehte, drängte und mahnte. Natürlich immer äußerst melodisch.
    »Wo'in bringen diese verdrehten Töne uns eigentlich, was meinst du, Kumpel?«
    »Wie soll ich das wissen?« Ein schmerzhafter Stich durchfuhr Jon- Toms Knöchel, und er zuckte zusammen. Sie hatten ihre Wanderung wieder aufgenommen und schlitterten nun einen felsigen Abhang hin- unter, wo immergrüne Büsche hoch in den Himmel ragenden Sycomo- ren, roten Cyaniomoren und anderem Baumbestand wichen. Nachdem sie durch den flachen kalten Fluß am Fuß des Abhangs gewatet waren, kletterten sie grollend auf der anderen Seite wieder hinauf.
    »Clodsahamp denkt, daß die Musikwolke etwas Bestimmtes im Sinn hat. Was auch immer das sein mag - sie braucht offensichtlich die Hilfe anderer, um ihr Ziel zu erreichen.«
    »Und warum gerade wir?«
    »Vielleicht spürt sie, daß ich hexerische Fähigkeiten habe. Alles was darüber hinausgeht, müßtest du Clodsahamp fragen. Vielleicht hat sie ein Problem, das sie nicht selbst lösen kann, musikalisch gespro- chen. Vielleicht verlangt sie auch einfach nur nach Gesellschaft. Ich habe mich immer gefragt, ob Musik Musik bleibt, wenn niemand da ist, der sie hört.«
    »O nein!« Sie erreichten den nächsten Bergkamm, und Mudge zog sich von seinem Freund zurück. »Ich weiß, wo diese Art philosophi- scher Korinthenkackerei hinführt, und davon 'ab ich gar nix!«
    Sie begannen den Abstieg auf der anderen Seite. Erwartungsgemäß stellte auch hier der Fuß des Abhangs das Ufer eines weiteren Flüß- chens dar, das wie die vielen anderen, die sie auf ihrer Wanderschaft schon durchquert hatten, gleichfalls überwunden werden mußte. E- benso mußte der Abhang auf der gegenüberliegenden Seite erklom- men werden. Dahinter lagen zweifellos weitere Bäche, Flüsse und Abhänge.
    Mudge sehnte sich nach irgendeiner Veränderung im Gelände. Eine steile Klippe, ein unüberwindlicher Abgrund: Was auch immer, solan- ge es nur anders war. Während Menschen eine beständige Umgebung im allgemeinen beruhigend fanden, machte ein Mangel an Abwechs- lung den Otter reizbar.
    Der felsige Wald war zwar alles andere als erfreulich, doch wenigs- tens begegneten sie keinen bedrohlichen Bewohnern. Keine giftigen Pflanzen oder reißenden Tiere kreuzten ihren Weg. Nachts war es zwar frisch, aber doch erträglich, und aufgrund des Waldschattens konnten sie tagsüber im Kühlen laufen, wenn auch die Wanderung nicht gerade bequem zu nennen war. Was die zahlreichen Flüsse be- traf, so waren sie zwar nasse, aber nicht unüberwindliche Hindernisse, und durch ihr Vorhandensein erübrigte es sich, mehr als ein paar Schluck Trinkwasser mitzuschleppen.
    Gelegentlich schaute Jon-Tom sehnsüchtig nach Westen. Eine un- bestimmte Anzahl von Meilen in

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