Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
Vom Netzwerk:
die linke Hand auf die Brust und neigte den Ober- körper. Unter dem riesigen Schnurrbart war sein Lächeln kaum zu se- hen. Jon-Tom fragte sich, wie alt er wohl sein mochte. Der ausgefalle- ne Gesichtsschmuck erschwerte die Einschätzung.
    »Ich bin Silimbar, der Kaufmann.«
    »Und womit handeln Sie?« fragte Naike weiter.
    Der Tamarin blinzelte. Da im Morgengrauen der bedrohlich wir- kende phosphoreszierende Schein der Salamander sich wandelte, wirkten sie nun harmlos und nicht mehr furchterregend.
    »Nun, mit dem, was da ist. So handhabt es ein Händler.«
    »Handhabt?« Der Leutnant runzelte unsicher die Stirn.
    »Der Händler nutzt, was sich ihm bietet. Ich kaufe, was ich kaufen kann, und verkaufe, was ich verkaufen kann. Kann ich Sie vielleicht für irgend etwas interessieren?« Seine Augen waren auf die Prinzes- sinnen gerichtet, die nun neugierig an der Reling des Flachbootes standen.
    Während die in der Nähe schwirrenden Akkorde gegen die Unter- brechung anklingelten, betrachtete Jon-Tom die drei Achsen und die sechs blechbeschlagenen Holzräder des Wagens. Er wirkte sehr robust und war offensichtlich für schwierigeres Gelände als das Delta gebaut.
    Der wie immer mißtrauische Mudge trat an die Reling, »'ey, 'ör mal, Chef, wo'er solln wir wissen, daß nich auch in dir 'ne Menge Sumpf- gas steckt?«
    »Sie können gern an Bord kommen und meine Waren überprüfen. Außerdem sind Sie zu mehreren, und ich bin allein.« Etwas Neues hatte die Angst ersetzt, die zuerst - als sein Gefährt neben ihrem Boot angelegt hatte - in seinen Augen zu sehen gewesen war. Etwas Neues, das Jon-Tom allerdings schon oft erblickt hatte... in Mudges Gesicht.
    Habgier.
    »Ein Händler!« Umagi schlug die riesigen Hände zusammen.
    »Meint ihr, er hat vielleicht richtige Kosmetikartikel?«
    »Lippenstift und Rouge.« Ansibettes schöne Augen glänzten auf.
    »Lidschatten und Hautpuder.«
    »Fellpflege- und Befeuchtungsmittel.« Pivver klang angemessen ehrfürchtig. »Kämme und Bürsten.«
    Nun grinste der Tamarin so breit, daß es selbst unter seinem über- hängenden Schnurrbart zu erkennen war. »Aber natürlich führe ich eine große Zahl solcher Artikel. Möchten Sie nicht an Bord kommen und schauen, ob der eine oder andere davon Ihren hohen Ansprüchen genügt?«
    Ein weiblicher Massenansturm war die unmittelbare Folge dieser Worte. Vergeblich versuchte Naike, sich der Flut entgegenzustellen.
    »Euer Hoheiten! Ich bitte um Besonnenheit und Weitsicht. Wir ha- ben Euer Hoheiten mit Müh und Not gerettet und müssen einen schwierigen Heimweg bewältigen, dies ist keine Einkaufsfahrt.«
    Genausogut hätte er versuchen können, eine Flutwelle zu lenken oder Gewitterdonner zu dämpfen. Jon-Tom und Mudge, die besser Bescheid wußten (immerhin waren sie schon seit langer Zeit verheira- tet), machten sich schleunigst aus dem Weg. Beide waren der Mei- nung, der Leutnant solle aufpassen, sich nicht über den Haufen rennen und über Bord schleudern zu lassen.
    Der weiche Sumpfgasbehälter dellte sich unter den Füßen der Prin- zessinnen ein, als eine nach der anderen auf das Fahrzeug des Händ- lers kletterte. Silimbar stieg zuvorkommend vom Kutschbock und reichte jeder von ihnen hilfreich die Hand, hätte allerdings fast aufge- schrien, als er den Griff von Umagis riesiger Pfote spürte. Als die letz- te Prinzessin das Flachboot verlassen hatte, zeigte er ihnen die reichen Vorräte im Innern seines Fahrzeugs. Nun allein, zeigte Naike seine Verärgerung und Sorge deutlich.
    »Ach, sollen sie doch ihren Spaß haben.« Heke nutzte die Gelegen- heit und streckte sich seufzend der Länge nach auf der Bank aus, die die Prinzessinnen kurzfristig geräumt hatten. »Sowieso könnt Ihr nichts daran ändern, Sir.«
    »Offensichtlich nicht.« Naike schaute unbehaglich zum Wagen hin- über. Aus seinem hellerleuchteten Innern drangen Gelächter und Krei- schen. »Ich kann mir nicht vorstellen, womit sie bezahlen wollen.«
    »Für 'nen angeblichen Offizier entgehn dir 'ne Menge Kleinigkei- ten.« Mudge scharrte mit der Stiefelsohle übers Deck. »Jede von ihnen trägt zumindest das eine oder andere kleine Schmuckstück. Ich denk mir, mit 'nem Ringlein hier un 'nem Armbändchen da kann man 'ne ganze Menge Gesichtstünche kaufen.«
    »Du hast recht; daran hatte ich nicht gedacht.«
    Mudge schaute nach Osten. Die aufgehende Sonne zeigte die Um- risse der größeren Schilfhalme und vereinzelten Bäumchen und schien das Wasser zu elektrisieren, das an

Weitere Kostenlose Bücher