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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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was auf eine feindliche Absicht schließen ließ, gab Naike den Befehl, an die Ruder zu gehen. Die Mungos kämpften gegen die Strömung an, der Fahrer schrie auf sein Gespann ein, und mit quälender Langsamkeit wich der Kurs der beiden Fahrzeuge auseinander.
    Als klar wurde, daß sie der Gefahr eines Zusammenstoßes entgan- gen waren, rief der Leutnant »Ruder zurück!«, und die keuchenden Soldaten änderten die Stellung, so daß das Boot stehenblieb. Jon-Tom sah jetzt, daß der merkwürdige auf dem Wasser gleitende Wagen von zwei riesigen weißen Salamandern gezogen wurde. Diese hatten eine natürliche Phosphoreszenz, die aus der Ferne betrachtet leicht den Eindruck eines einzigen, schwerfälligen und ungeschlachten Unge- heuers erweckten.
    Der Mond verstärkte diesen Eindruck, denn in seinem Licht wurde sichtbar, daß das Fleisch der Salamander halb durchsichtig war. In ih- rem Körper sah man die lebenswichtigen Organe zittern und pulsieren, wobei Herz und Arterien ein deutlich erkennbares dunkles Kastanien- braun aufwiesen. Da sie fast blind waren und nur winzige rudimentäre schwarze Augen hatten, hingen sie, was die Richtung anging, völlig von dem Führer der Zügel ab.
    Die Reisenden sahen zu, wie der Fahrer sein Gespann zum Stehen brachte. Nun trieb das auf der Wasseroberfläche gleitende Fahrzeug, das wie eine ganze Karrenladung voll uralter Eier stank, neben ihnen her.
    Der goldfarbene Kaiserschnurrbarttamarin, der den Kutschbock einnahm, war ein wenig kleiner als Mudge. Was wie ein enormer Walroßbart aussah, war in Wirklichkeit eine naturgegebene Eigen- schaft seiner Art. Der halbmondförmige weiße Fellwisch, der den kleinen Mund von der winzigen Nase und den glänzenden klugen Au- gen trennte, verlieh ihm das Aussehen eines eifrigen Großväterchens. Dieser Eindruck wurde durch die fransenbesetzte bestickte Weste und Hose und den mit Goldlitze besetzten runden kleinen Hut noch ver- stärkt, der ihm schief auf dem Kopf saß. Für die düstere Umgebung wirkte er insgesamt viel zu farbenfroh und elegant, fand Jon-Tom.
    Die beiden zartgliedrigen, langfingrigen Hände zum Himmel erho- ben, blickte der Affe sie entsetzt an. »Ich ergebe mich; bitte tut mir nichts! Nehmt meine Ware, wenn ihr wollt, aber laßt mich in Frieden. Ich habe eine Familie, sechs kleine Tamarinkinder und...«
    »Hey, Chef, hör auf zu brabbeln!« Angeekelt legte Mudge den Bo- gen aus der Hand. Dieser langhaarige nächtliche Besucher war höchs- tens für die Geruchsnerven eine Bedrohung. Sein Fahrzeug stank ent- setzlich.
    »Was ist das für eine Transportweise?« Naike betrachtete den auf dem Wasser treibenden Wagen mit unverhüllter Neugier.
    »Weise?« Der Fahrer senkte vorsichtig die Hände. Mit ihren riesi- gen Mäulern weideten die zwei Salamander friedlich Sumpfgras und Schilf. »Meinen Sie mein Gespann?«
    »Nein.« Mit vornehm zugehaltener Nase setzte Jon-Tom den Fuß auf das Schandeck. »Das sieht man ja deutlich genug. Weniger offen- sichtlich ist die Vorkehrung, durch die Ihr Wagen auf dem Wasser fährt.«
    »Oh, das! Der ruht auf einem Sack voll Sumpfgas.« Er blinzelte mit geweiteten Augen. »Sie wollen mich nicht berauben oder ermorden?«
    »Ich bin zwar immer für 'ne gute Anregung zu 'aben«, erwiderte Mudge, »aber leider liegen die Dinge im Moment so, daß wir nich mal zum Spaß an 'ner kleinen Körperverletzung interessiert sind.«
    »Sumpfgas.« Jon-Tom untersuchte den schimmernden Sack, an dessen Fuß das Wasser plätscherte. »Von einer solchen Nutzung habe ich noch nie gehört. Ehrlich gesagt habe ich noch nie von irgend einer diesbezüglichen Nutzung gehört.«
    »Es trägt recht gut«, erklärte ihnen der erleichterte Tamarin eifrig.
    »Schwierig ist nur die Verdichtung.«
    »Hat es irgendwelche Nachteile?« fragte Naike fachmännisch.
    »Abgesehen von dem gräßlichen Geruch nicht. Aber die Vorteile überwiegen diese kleine Unannehmlichkeit.«
    Seshenshe hielt sich die Hand dicht vor die Schnauze gepreßt. »Das ist aber nur Ihre Meinung, Reisender.«
    »Ich weiß.« Er stieß einen leisen Pfiff aus. »Das Reisen auf einer Wolke von Fäulnis und Gestank mag den einen oder anderen Kunden abstoßen. Es ist aber die einfachste Methode, flache Gewässer zu ü- berqueren. Wenn ich dann wieder auf festem Boden bin, öffne ich ein- fach den Sack und lasse das Gas entweichen. Eine Zeitlang bleibt noch etwas von dem Geruch zurück, aber nicht lange.«
    »Wer sind Sie?« wollte der Leutnant wissen.
    Der Fahrer legte

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