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Die Entführung der Musik

Die Entführung der Musik

Titel: Die Entführung der Musik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Dean Foster
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offenen, ruhigen Flecken aufglüh- te, als wäre es mit einer Schicht Glimmer überzogen.
    »Sei nich zu 'art mit dir, Chef. So was zu beachten, 'at früher sozu- sagen zu meinem Beruf ge'ört.«
    Pauko setzte sich aufs Deck, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und ließ sich das Gesicht von der Morgensonne bescheinen.
    »Ist doch nett, mal ein bißchen Platz zu haben. Und nur Mungos zu riechen. Nun, fast nur Mungos. Nichts für ungut.« Entschuldigend lä- chelte er zu Jon-Tom und Mudge hinüber.
    »Vergiß es, Chef.« Der Otter stieß den Daumen in Richtung des Bannsängers. »Es gibt Zeiten, da denk ich, 'n kläglichen Geruchssinn zu 'aben is 'n Segen. Aber oft denk ich das nich.«
    Jon-Tom hatte sich über die Reling gebeugt und betastete forschend den mit Sumpfgas gefüllten Sack. »So etwas habe ich noch nie gese- hen.«
    Mudge runzelte die Stirn. »Was denn, meinste das Sumpfgas?«
    »Nein«, entgegnete sein Freund beunruhigt. »Ich meine diese Um- hüllung oder diesen Sack, oder was immer es ist. Es fühlt sich an wie Kunststoff, aber ich habe hier nie zuvor Kunststoff gesehen. Ich kann mir nicht vorstellen, wo es hergestellt wurde oder wie der Händler in seinen Besitz gelangt ist.«
    »Die Antwort liegt auf der 'and, Kumpel.« Wie immer holte der Ot- ter gern zu einer Erklärung aus. »'inter diesem Delta un dieser Stadt Mashupro, auf die wir zusegeln, gibt es verdammt 'n ganzen neuen Ozean. Wer weiß, was für Wunder an der jenseitigen Küste liegen, wo ferne Wellen gegen unbekannte Gestade schlagen.«
    Jon-Tom warf ihm einen Blick zu. »Solche Beredtheit sieht dir gar nicht ähnlich, Mudge.«
    Der Otter nickte. »Das 'ab ich in 'nem Buch gelesen, klar. Möchte dich nich enttäuschen, Kumpel.«
    »Im Lauf der Jahre habe ich mich daran gewöhnt, Wunder eher zu erwarten, als sie überraschend zu finden.« Jon-Tom stieß wieder ge- gen die Sumpfgashülle, wobei seine Finger in die nachgiebige dünne Substanz einsanken. »Aber Kunststoff? Polyethylen? Geschmeidige Polymere?«
    Mudge spuckte zur Seite aus. »Zu viele Fremdwörter für mich, Kumpel. Überanstreng dein 'irn nich.«
    Naike hielt die Ohren zu dem merkwürdigen Wagen hin gespitzt.
    »Es klingt, als würden die Damen sich amüsieren.« Das Schwert hatte er in die Scheide zurück gesteckt, so auch seine Gefährten. Wenn der Tamarin überhaupt etwas Scharfes gezeigt hatte, so nur einen messer- scharfen Geschäftssinn.
    »Ich frage mich«, überlegte Jon-Tom laut, »welche Kundschaft sich der Tamarin an einem solchen Ort versprochen hat.«
    »Vielleicht 'at er in Mashupro dem falschen Kerl ein oder zwei Münzen abgeknüpft und mußte eiligst verschwinden.« Mudge be- trachtete sinnend den Wagen. »Da ich zu meiner Zeit auch manchmal gezwungen war, den einen oder ändern Ort 'n bißchen vorzeitig zu räumen, könnt ich da durchaus mitfühlen.«
    Aus dem Wageninnern drangen weitere Freudenschreie, Gequiet- sche und Gekicher, woraus zu schließen war, daß die bescheidene Konsumorgie ungebremst weiterlief. Schwach strahlend schwebte der Akkordschwarm weit weg von der weiblichen Kakophonie in der Nä- he der Mastspitze.
    Mudge schüttelte langsam den Kopf, »'ört ihr das? Die erschrecken- den Symptome einer Krankheit, für die es keine 'eilung gibt.«
    »Die Bittgänger sind in ihrem Tempel«, stimmte Jon-Tom zu. »Man erwartet von uns nicht, daß wir uns ihrem Gebet anschließen - nur daß wir sie in Frieden ihre Rituale durchführen lassen.«
    »Eine weibliche Religion«, fügte der Otter hinzu.
    »Aber Mudge - da, wo ich herkomme, könnte man das als sexisti- sche Äußerung betrachten.«
    »Sexistische Äußerung? Was is 'n das, Kumpel? 'n Etikett, das je- mand erfunden hat, um unangenehme Wahr'eiten zu übertünchen? Was mich angeht, ich glaub nicht, daß es breit genug is. Sozusagen.«
    Die Morgendämmerung ging immer stärker in den hellen Tag über, und zusammen mit der Sonne stieg auch die Temperatur. Aus dem flachen Sumpfland stieg in unsichtbaren Schwaden Feuchtigkeit auf, bis Jon-Tom das Gefühl hatte, er, seine Gefährten und jedes andere Lebewesen wären nichts anderes als einzelne Zutaten einer riesigen brodelnden Suppe.
    Die Soldaten kauerten sich so gut wie möglich auf dem Achterdeck im Schatten des flappenden Segels zusammen und dösten vor sich hin. Jon-Tom, der eine Stunde lang ein Schläfchen gehalten hatte, nahm seine Untersuchung des Händlerfahrzeugs wieder auf. Mudge hatte sich Hekes Hellebarde geliehen und stocherte im

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