Die Entfuehrung der Wochentage
alleine, wir können untertauchen, ein Leben ohne Ketten führen. Bitte.«
Der Sklave sah sie unschlüssig an, aber sein Zögern galt nicht ihren Worten. Er wägte ab , mit welchen Methoden er sie vielleicht doch noch ins Flugzeug schaffen konnte.
Enttäuscht dies in seinem Gesicht lesen zu können, machte sie einen weiteren Schritt in die Dunkelheit des Raums hinein.
»Ich liebe dich, Tristan.«
Er sah ihr tief in die Augen. »Wenn du mich wirklich liebst, verschwindest du von hier, denn ich kann dich auf dieser Insel nicht beschützen. Bürde mir nicht diese Last auf. Geh einfach.«
»Dann komm mit«, erwiderte sie kühl, aber in ihrem Inneren zerbrach ihr Herz in tausend Stücke, da sie seine Antwort schon erahnen konnte.
»Nein, mein Platz ist bei Tom van Darkson.«
»Dann sind wir beide verloren«, wisperte sie und verschwand vollkommen in der Finsternis.
»Du gehst nicht?«, fragte er resigniert.
Sie antwortete ihm nicht, sondern kauerte sich stattdessen in die Ecke des Raums.
»Dummes Gör«, schrie er, seine Stimme zitterte vor unterdrückter Wut. Dann schlug er die Tür zu und sie stand wieder alleine in ihrem schwarzen Verlies.
Vertrauensverlust
Tom streifte seine Schuhe ab. Die Reise hatte ihn ermüdet, ganze drei Tage war er durchs Land gereist, um nach dem Rechten zu sehen. Jetzt war er erschöpft und wollte sich ins Bett begeben, aber ein kleiner, neongelber Zettel, der an seiner Eingangstür hing, erregte den verbliebenen Rest seiner Aufmerksamkeit. Mit zusammengezogenen Augenbrauen las er die Nachricht, die ihm Rene hinterlassen hatte, während er eintrat:
Lieber Tom,
wie du befohlen hast, habe ich in deiner Abwesenheit Sonntag im Auge behalten. Es wird dir nicht gefallen, was du auf dem Überwachungsband sehen wirst. Es tut mir Leid, dir keine positiven Nachrichten überbringen zu können.
Rene
Mit brennenden und müden Augen setzte Tom sich auf den Sessel, nachdem er die Mitteilung entziffert hatte, und drückte den Play-Knopf seines Videorekorders.
Seine Lippen pressten sich wütend aufeinander und eine tiefe Zornesfalte zerfurchte seine Stirn, als er das Geschehen auf seinem Fernseher verfolgte. In gräulicher, verwaschener Farbe tauchte die Gestalt von Tristan auf, die sich zur Zelle von Sofia schlich, die Tür öffnete und schlussendlich die Sklavin heraustrug.
Doch was dann geschah , verwirrte ihn. Sie stritten sich, wie man an den wilden Gesten erkennen konnte, und Sonntag kehrte in die Isolationszelle zurück.
Trotzdem, sein Diener hatte ihn verraten. Das verlorene Vertrauen in seinen geliebten Tristan schmerzte Tom und ließ ihn zornig seine Fäuste ballen.
Er erhob sich, seine Gedanken waren düster und dementsprechend seine Laune, als er Rene zu sich zitieren ließ.
»Rene, was hast du herausgefunden?«
Der junge Mann schwang sich geschmeidig auf die Tischplatte und lehnte sich zurück. Das Videoüberwachungsband lief im Hintergrund auf Wiederholung. Rene fixierte den flackernden Bildschirm mit regungsloser Miene. »Tris hat einen Mann bestochen, das Mädchen mit seinem Propellerflugzeug von der Insel zu bringen. Er hat für einen Platz in der Maschine sein ganzes Geld ausgegeben.«
Hellhörig geworden und zwischen Hass sowie Neugierde hin und hergerissen, hakte Darkson nach: »Nur einen Platz?«
Rene zuckte mit den Schultern. »Ja, für mehr hat wohl sein Geld nicht gereicht.«
»Und der Mann?«
Rene verstand, trotz der Kürze der Frage, sofort den Sinn dahinter.
»Ich hab mich um die Angelegenheit gekümmert, er wird nie wieder solche Deals aushandeln können.«
Tom gewann ein wenig seiner Ruhe und Gelassenheit zurück, die ihm in den letzten Minuten abhandengekommen waren. War er vorher noch im Raum auf und ab getigert, setzte er sich jetzt neben Rene und starrte auf die verschwommene Szene, die ihm immer wieder den Verrat seines Dieners vor Augen hielt.
»Was hast du mit Tristan gemacht?«, durchbrach er das einvernehmliche Schweigen schließlich, nachdem die Szene sich zum vierten Mal wiederholt hatte.
Rene machte sich nicht die Mühe, den Herrscher anzuschauen, während er mit ihm sprach, sondern blickte weiterhin auf das Video . »Was man mit Ratten macht.«
»Lebt er noch?« Toms Stimme hatte leicht vibriert, seine Nervosität war deutlich herauszuhören.
Der junge Ermittler lächelte leicht, auch ihm musste die Sorge in Darksons Frage aufgefallen sein, es war ein offenes Geheimnis, dass der Herrscher ein Narren an dem sensiblen Sklaven gefressen
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