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Die Entführung in der Mondscheingasse

Die Entführung in der Mondscheingasse

Titel: Die Entführung in der Mondscheingasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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der
Stimme erkannt“ antwortete sie.
    „Ich wollte Ihnen nur mitteilen, daß
ich länger wegbleibe als vorgesehen. Wahrscheinlich volle zwei Wochen. Ich rufe
aus Wien an. Habe unterwegs einen alten Freund getroffen, und der hat mich
mitgenommen. Aber da wäre noch was — und ich bitte Sie herzlich, das für mich
zu regeln.“
    „Ja?“
    „In der Küche sind doch die eingebauten
Schubfächer — neben dem Besenschrank. Im untersten Fach habe ich eine Menge
Werkzeuge, die sich ein Freund ausleihen möchte. Ist ein junger Mann namens
Detlef Maisl. Maisl mit AI. Der kommt irgendwann heute. Wahrscheinlich nachher.
Bitte, lassen Sie ihn rein, ja? Er ist vertrauenswürdig. Absolut. Sie brauchen
ihm nicht auf die Finger zu sehen. Aber wenn Sie bitte hinterher meine Wohnung
wieder abschließen — mit Ihrem Hauptschlüssel! Ich wäre Ihnen sehr dankbar,
Frau Dießen. Wenn ich zurückkomme, werde ich’s Ihnen entlohnen. „
    „Aber... das ist doch nicht nötig“,
stammelte sie. „Ja, ich mache das. Sie können sich auf mich verlassen.“
    „Dann bis bald, Frau Dießen.“
    Er legte auf.
    „Und jetzt geh zu den Bullen, alte Kuh!“
murmelte er. „Und erzähl’s ihnen brühwarm.“

10. Uckmann gewinnt
     
    Gabys Pony war um einen halben
Zentimeter zu kurz geraten. Wenn sie gegen ihn pustete, ging die Puste ins
Leere. Aber hübsch sah sie aus.
    „Dir steht’s auch“, meinte Tarzan, „wenn
du ein bißchen mehr Stirn zeigst.“
    „Mir steht alles“, behauptete sie und
nippte am Tee.
    Im Schlafzimmer, am Ende des Flurs,
telefonierte der Kommissar mit seinen Leuten.
    Tarzan mußte sich am Sessel festhalten,
um nicht hinzurennen und nach dem Neusten zu fragen.
    Lange wurde er allerdings nicht auf die
Folter gespannt.
    Glockner zeigte eine angespannte Miene,
als er hereinkam.
    „Uckmann hat Frau Dießen angerufen. Er
schickt jemanden, der die Werkzeuge abholt. Natürlich geht’s nur um den
Schlüssel. Das der Kerl nicht selbst kommt, beweist,
was ich vermute. Er ahnt oder weiß, daß er in eine Falle tappen würde. Jetzt
geht es darum, daß uns dieser Detlef Maisl nicht abhängt. Getarnt werden wir
ihm folgen — also so unauffällig wie ungefärbte Luft. Das ist unsere einzige
Möglichkeit.“
    Tarzan sah noch eine andere. „Und wenn
Sie diesen Maisl energisch nach Uckmann fragen?“
    „Angeblich borgt sich Maisl das
Handwerkszeug nur. Bei der Behauptung wird er bleiben. Und wir haben nichts
gegen ihn in der Hand. Es ist nicht verboten, daß er die Werkzeuge abholt.“
    Tarzan stand auf.
    „Bitte, Herr Glockner, in Ihrem
getarnten Auto ist doch sicherlich noch ein Plätzchen frei. Und wenn’s auf der
Fußmatte ist — aber ich möchte dabei sein. Uckmann ist auch unser persönlicher
Feind — nach allem. Und ich vertrete sozusagen den TKKG.“
    „Was heißt, du vertrittst ihn?“
schnappte Gaby. „Selbstverständlich komme ich mit. Niemand kann Uckmann so gut
identifizieren wie wir beide. Wir wissen sogar, wie er spuckt.“
    Glockner schickte einen Blick zur
Zimmerdecke. „Kinder, das ist eine Polizeiaktion, keine Unterhaltungssendung
für Jugendliche.“
    „Also gut“, Gaby stellte ihre Teetasse
ab. „Auf die Stahlrosse, Tarzan! Wir radeln zum langen Theo. Wenigstens als
Zaungast will ich erleben, was da läuft. Aber deine Erziehungsmethoden, Papi,
sind wirklich aus dem vorigen Jahrhundert. Das muß ich leider sagen. Die
moderne Pädagogik (Erziehungslehre) bezieht Kinder und Jugendliche in
alles ein, wann immer es möglich ist.“
    Mit einem Ausdruck komischer
Verzweiflung wandte sich Glockner an seine Frau. „Womit habe ich das verdient?
Margot, was haben wir falsch gemacht?“
    „Nichts!“ lachte sie. „Die beiden sind
genau richtig. Nimm sie mit, um Himmels willen !, bevor
sie mir hier den Nerv klauen. Daß sie dabei sind, wäre ja nicht zum ersten Mal.“
    Lachend fiel Gaby ihrem Freund um den
Hals.
    „Hiermit, Tarzan, erkläre ich dich zum
Hilfspolizisten. Papi, ehrlich, wir tun auch alles, was du sagst. Du bist der
Boss.“
    „Eigentlich“, grinste Tarzan, „ist es
ungerecht, daß wir beide das erleben dürfen, während Karl und Willi in den Mond
gucken. Aber wir könnten sie wecken und...“
    „Nein!“ rief der Kommissar dazwischen. „Zwei
von euch sind nicht nur genug, sondern bereits zwei zuviel. Mehr verkraften wir
nicht.“
    „Jetzt ist er froh“, flüsterte Tarzan
seiner Freundin ins Ohr — aber laut genug, daß die Glockners es hörten, „daß er
nur uns auf dem Halse hat.

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