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Die Entführung in der Mondscheingasse

Die Entführung in der Mondscheingasse

Titel: Die Entführung in der Mondscheingasse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Ein psychologischer (seelenkundlicher) Trick.“
    „Zum Abblödeln!“ meinte Gaby und rannte
in ihr Zimmer, weil sie weder Schuhe noch Strümpfe anhatte.
    Inzwischen hatten Glockners Beamte
Uckmanns Wohnung geräumt. Lediglich einer wachte noch auf der Etage, hinter der
Biegung des Flurs.
    Zwei getarnte Polizeifahrzeuge parkten
vor und neben dem Wohnturm: ein Lieferwagen mit der Aufschrift einer Gärtnerei
und ein Campingwagen mit Gardinchen an den Fenstern.
    Glockner kam in einem Kleinbus, hatte
die Sonnenblende herabgeklappt und sich selbst mit Brille und einem alten
Anglerhut — nahezu — unkenntlich gemacht.
    Gaby und Tarzan saßen ganz hinten und
rutschten so tief in die Sitze, daß man kaum die Nasenspitzen sah.
    Sie parkten weit vom Wohnturm entfernt.
Glockner stand in Sprechfunkverbindung mit dem Kripobeamten in der zwölften
Etage.
    Der Beamte hieß Steffen. Soeben meldete
er sich.
    „Bin auf Posten, Kommissar. Bis jetzt
nichts. Frau Dießen ist in ihrer Wohnung. Dieser Maisl wird sich wohl bei ihr
melden, denke ich. Jedenfalls sehe ich von meinem Standort aus die Tür der
Uckmann-Wohnung. Sobald Maisl auftaucht, gebe ich Ihnen die Beschreibung durch.“
    „In Ordnung“, erwiderte Glockner. „Ich
bleibe auf Empfang.“
    Dann sprach er nicht in den Hörer des
Sprechfunkgeräts, sondern zu Tarzan und Gaby.
    „Ich bin gespannt auf den Typ. Ein
Detlef Maisl ist nicht unter den Vorbestraften oder irgendwie polizeibekannt.
Soviel wurde inzwischen im Präsidium festgestellt. Das geht per Computer
ruckzuck. Also ist immerhin möglich, daß Uckmann einen unbescholtenen Mitbürger
für sich einspannt. Er muß natürlich davon ausgehen, daß wir diesen Maisl
verfolgen. Das heißt, er muß sich was einfallen lassen, um an den Schlüssel zu
kommen. Seine Chance sieht er natürlich darin, daß er meint, wir wüßten noch
nichts von seiner Teilnahme am Postraub. Demnach können wir auch nichts wissen
von der immensen (außerordentlichen) Bedeutung zweier Schlüssel, von
denen einer im Werkzeugfach liegt.“
    „Lag!“ sagte Tarzan.
    „Allerdings. Gott sei Dank! Läge dort
der echte, wäre ich jetzt unruhig.“
    Sie warteten. Drei Augenpaare peilten
die Straße hinab. Der Campingwagen stand vor einem Kino. Jansen saß auf dem
Fahrersitz, hatte aber den Kopf aufs Lenkrad gelegt, als wäre er eingeschlafen.
    Den zweiten Wagen, der in der
Müllerstuben-Gasse stand, konnten sie nicht sehen.
    In diesem Moment rollte ein alter
VW-Käfer heran und hielt an der Bordkante vor dem ,langen Theo’. Der Auspuff zitterte. Dann kam er zur Ruhe, wie Tarzan sah. Also hatte
der Fahrer, der einzige Insasse, den Motor abgestellt. Und jetzt stieg er aus.
    „Das könnte er sein“, meinte Gaby. „Himmel,
jetzt brauchten wir ein Fernglas. Am besten drei. Man sieht ja nur, daß es ein
Jüngling ist.“
    Das traf offenbar zu. Tarzans
Adlerblick zog immerhin soviel vom Teller: vierschrötiger Bursche, etwa 19,
feist, fahlblond, Specknacken, viel zu weite Hose, ausgebeulte Knie an
derselben, Cowboy-Stiefel, Gammeljacke mit einem Klecks Taubenschiß auf der
Schulter, unsportlicher Gang.
    Der Typ latschte zum Portal, suchte an
den Namensschildern herum, als hätte er Schwierigkeiten beim Lesen, und
klingelte dann. Bestimmt bei Frau Dießen. Per Summer wurde ihm die Tür
geöffnet, und er verschwand im Haus.
    „Auf den könnte ich abfahren“, kicherte
Gaby, „so ein schöner Scheich.“
    „Mach mich nicht eifersüchtig“, murrte
Tarzan, „sonst nehme ich ihn auseinander, bevor er den Schlüssel abliefert.“
    Sie warteten.
    Kurz darauf meldete sich Steffen über
Sprechfunk und teilte mit, besagter Maisl habe soeben mit Frau Dießen die
Wohnung betreten. Er beschrieb Maisl. Ohne Zweifel handelte es sich um den
feisten Jüngling im Gammel-Look.
    Minuten verstrichen. Ungeduld marterte.
Tarzan hielt Pfotes Hand, die sich dauernd bewegte — vor Aufregung — wie eine
Maus in der Falle.
    Wieder war Steffen am Rohr.
    „...Maisl ist im Lift, sinkt zum
Parterre. Frau Dießen steht neben mir. Ja, Frau Dießen? Aha! Danke, ich geb’s
durch. Kommissar? Maisl hat den gesamten Inhalt des Werkzeugfachs in einen
großen Leinenbeutel gestopft. Den trägt er, hahah, wie der Weihnachtsmann
seinen Sack.“
    „Jetzt kommt er aus dem Haus“,
erwiderte Glockner. „Ende!“
    Maisl sohlte die Stufen herab,
blinzelte in die Sonne und hatte den Beutel tatsächlich geschultert.

    „Also ist auch der Schlüssel drin“,
zischelte Gaby.
    „Klar!“ nickte

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