Die Entscheidung
ist gar nicht in der Stadt. Verdammt, er ist nicht mal in unserem Bezirk.«
»Wo ist er denn?«
»Draußen am Meer. Südlich von Annapolis.«
Rapp sprang von seinem Platz auf und blickte nachdenklich auf den Bildschirm. Er überlegte, ob das ein Zufall sein konnte, und wandte den Blick nicht von der Karte. »Du hast gesagt, du hast eine Liste der Anrufe, die er in den letzten Monaten gemacht hat.«
»Stimmt.«
»Hat er schon mal über diesen Handymast telefoniert?«
Dumond griff nach der Liste und blätterte die Seiten durch. Als er nach etwa zwanzig Sekunden die Aufzeichnungen durchgesehen hatte, blickte er zu Rapp auf. »Das ist das erste Mal, dass er über diesen Mast telefoniert.«
Coleman merkte, dass Rapp plötzlich ziemlich beunruhigt wirkte. »Siehst du irgendwas, das ich nicht sehe?«, fragte er.
»Mein Haus ist ungefähr drei Kilometer von dem Mast entfernt.«
Coleman kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Sie könnten Anna irgendwo an einen sicheren Ort in der Gegend gebracht haben.«
»Ja, könnte sein.« Rapp öffnete die kleine Tür zwischen ihnen und dem Fahrer. »Fahren Sie uns zum Highway 214 hinaus«, trug er ihm auf, schloss die Tür und sah Coleman an. »Sag den Jungs, dass wir nach Maryland fahren.« Er tippte rasch Stansfields Nummer auf seinem Handy ein. Als sich Irene Kennedy meldete, sagte er: »Wie schnell kannst du einen Überwachungs-Heli zu meinem Haus rausschicken?«
»Von Andrews sollte es ganz schnell gehen. Ich würde sagen, sie könnten in zehn bis zwanzig Minuten dort sein.«
»Gut, dann schick ihn sofort los.«
»Mitch, was hast du vor?«
»Das sage ich dir später. Schick den Heli los und ruf mich später wieder an.«
37
Der kleine Hangar befand sich in einem abgeschiedenen Bereich der Andrews Air Force Base, südöstlich von Washington D.C. Rund um die Uhr war hier ein Team von Piloten, Technikern und Mechanikern in Bereitschaft. Als der Anruf mit dem Einsatzbefehl kam, eilten die Piloten binnen weniger Sekunden von der Couch direkt ins Cockpit des Bell-430-Helikopters. Dank des Full Authority Digital Electronic Control System war der Vogel schon nach dreißig Sekunden startbereit. Die zivile Version des Bell 430 war für zwei Piloten und sieben Passagiere konstruiert. Dieser Heli bot jedoch nur Platz für vier Insassen. Der restliche Raum wurde von Überwachungsgeräten eingenommen, die von einem einsamen Techniker bedient wurden.
Als der Hubschrauber aus dem Hangar rollte, bat der Kopilot den Kontrollturm um die Starterlaubnis und gab die Flugroute durch. Die Starterlaubnis wurde umgehend erteilt. Es war kein Flugplan vonnöten, und der Start wurde nirgendwo verzeichnet.
Die Piloten stammten beide aus dem berühmten 160 th Special Operations Aviation Regiment der Army, das gemeinhin unter dem Namen »Night Stalkers« bekannt war. Beide Männer hatten 1993 an dem gefährlichen Einsatz in Somalia teilgenommen und waren froh, überhaupt noch am Leben zu sein.
Die beiden Allison-250-C40B-Turbinentriebwerke wurden hochgefahren, und der Helikopter schraubte sich mühelos in die Höhe, worauf die drei Räder sofort eingezogen wurden. Die Maschine flog zunächst Richtung Osten, um den Hauptrollbahnen des Stützpunkts auszuweichen, kletterte auf neunzig Meter Höhe empor und erreichte rasch eine Fluggeschwindigkeit von 230 Stundenkilometern. Nach einer Minute gab der Techniker dem Kopiloten die exakte Position des Ziels durch. Der Kopilot gab die Koordinaten in seinen Navigationscomputer ein, der umgehend meldete, dass sie in neun Minuten und vierunddreißig Sekunden ihr Ziel erreichen würden.
Der flinke Helikopter schnitt relativ leise durch die kühle Herbstluft. Die meisten Piloten wären schon ziemlich nervös, wenn sie am helllichten Tag in neunzig Metern Höhe fliegen müssten, geschweige denn in einer dunklen, bewölkten Nacht – doch für diese beiden Piloten galten andere Maßstäbe. Sie waren in der U.S. Army dafür ausgebildet worden, auch unter schwierigsten Wetterbedingungen zu fliegen, und das in Hubschraubern, die nicht so leicht zu manövrieren waren wie der Bell 430. Der Umstieg von den lauten Army-Hubschraubern auf den viel leiseren Bell 430 war für diese Piloten wie der Wechsel von einem Ford Taurus zu einem Jaguar.
Als sie sich der Meeresbucht näherten und die hellen Lichter der Stadt hinter ihnen verblassten, setzten sie ihre Nachtsichtbrillen auf. Sie näherten sich dem Ziel von Süden her, schalteten
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