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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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beruhigen, doch auf ihre Fragen gab Anna keine Antwort. Sie sagte immer wieder, dass sie nicht über die Dinge sprechen könne, mit denen Mitch möglicherweise zu tun hatte.
    O’Rourke reagierte zunehmend verärgert auf Annas ausweichende Antworten. Er fand, dass sie ihnen ein paar offene Worte schuldete. Schließlich war es nicht seine Schuld, dass er in diese Sache hineingezogen wurde – genauso wie es nicht seine Schuld gewesen war, was damals mit Scott Coleman und seinem Großvater passiert war. O’Rourke überlegte einige Augenblicke und kam zu dem Schluss, dass das nicht ganz der Wahrheit entsprach. Wenn er damals seinen Mund gehalten und Scott Coleman nicht verraten hätte, dass ein ganz bestimmter Senator mit dem Tod von zwölf SEALs zu tun hatte, wäre es gar nicht erst zu der Krise gekommen. Er hatte daraus gelernt, dass es manchmal besser war, zu schweigen und ein Geheimnis für sich zu behalten. Und was die Sache mit Mitch Rapp betraf – vielleicht war es besser, wenn er gar nicht wusste, womit der Mann genau zu tun hatte.
    Doch auch dieser Gedanke ging von falschen Voraussetzungen aus; er war nun einmal in die Sache verwickelt – und das sicher nicht, weil er oder seine Frau irgendwas getan hätten. Es war Mitch Rapp, der die E-Mail geschickt hatte, und er bat um Hilfe. Also hatten sie ein Recht auf eine Erklärung. O’Rourke musste wissen, in was er da verwickelt war – und wenn Anna nicht bereit war, es ihm zu sagen, dann würde er sich die Informationen woanders beschaffen.
    O’Rourke stand auf und sah aus dem Fenster; es regnete immer noch in Strömen. Er wandte sich seiner Frau und Anna Rielly zu. »Anna, du musst mir ein paar Fragen beantworten«, sagte er schließlich. »Ich muss die Wahrheit wissen.«
    Liz O’Rourke sah ihren Mann vorwurfsvoll an. »Michael, ich glaube, deine Fragen können ein wenig warten.«
    Doch diesmal ließ er sich von ihr nicht so einfach zurückhalten. Er wusste, es würde zu einer Auseinandersetzung zwischen seinem irischen und ihrem italienischen Temperament kommen. Es wäre nicht der erste Streit zwischen ihnen, und es würde bestimmt nicht der letzte sein. Damit konnte man leben, solange sie niemals handgreiflich wurden und sich hinterher wieder vertrugen. In den vergangenen fünf Monaten hatte er jedoch zu allem immer nur »Ja, Liebling« gesagt. Dass er jeder Auseinandersetzung mit ihr aus dem Weg ging, lag ganz einfach daran, dass sie schwanger war. Liz war eine Frau mit einem starken Willen – und genau das war einer der Hauptgründe, warum er sie geheiratet hatte. Es geschah zwar meistens das, was sie wollte – doch es gab auch Momente, in denen er nicht nachgeben konnte. Und im Augenblick bewegten sie sich auf einem Gebiet, auf dem er eindeutig mehr Erfahrung hatte als sie.
    »Kannst du dich noch daran erinnern, was in diesem Haus vor nicht allzu langer Zeit passiert ist?«, fragte Michael in festem Ton. »Du bist einkaufen gegangen, und als du zurückkamst, war ich weg.«
    Liz O’Rourke blickte mit ihren großen braunen Augen zu ihrem Mann auf und schluckte angesichts der albtraumhaften Erinnerung. Die Sache mit Michaels Großvater und Scott Coleman hätte Michael beinahe das Leben gekostet. An besagtem Abend war Michael aus seinem Haus entführt und auf das Anwesen eines der mächtigsten Männer von Washington gebracht worden. Sie schlugen ihn brutal zusammen und nahmen ihn ins Kreuzverhör – und wenn CIA-Direktor Thomas Stansfield nicht so schnell reagiert hätte, wäre Michael wohl nie wieder nach Hause zurückgekehrt.
    »Liz«, sagte Michael mit leiser Stimme. »Wir sind in die Sache hineingezogen worden. Offenbar hat es mit einem dunklen Kapitel in unserer Vergangenheit zu tun.« Er schüttelte langsam den Kopf. »Und dass in dieser E-Mail Scott Coleman erwähnt wird – das ist vielleicht mehr eine Drohung als ein ehrlicher Rat. Jedenfalls muss ich ein paar Dinge über die Sache wissen – verstehst du das denn nicht?«
    Liz sah ihn verängstigt an und nickte schließlich. Michael ging zu seinem Stuhl hinüber und setzte sich wieder. Die Hände gefaltet und die Ellbogen auf die Knie gestützt, wandte er sich Anna zu. »Ich weiß, dass Mitch viel, viel mehr ist als ein Berater in Sachen Computer – und ich habe ganz den Eindruck, dass du das auch weißt.«
    Sie schwieg, was O’Rourke als Zustimmung auffasste. »Dass er Liz diese E-Mail geschickt hat, kann drei verschiedene Gründe haben. Eine Möglichkeit wäre, dass er für uns spioniert

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