Die Entscheidung
und möglicherweise früher ein Navy-SEAL war.« Anna sah ihn mit ihren verweinten Augen fragend an. »Eine andere Möglichkeit wäre«, fuhr O’Rourke fort, »dass er für jemand anderen spioniert. Es könnte aber auch sein, dass er in irgendwelche kriminellen Machenschaften verstrickt ist – Drogenhandel zum Beispiel.«
Anna schüttelte heftig den Kopf.
»Arbeitet er für die CIA?«
»Ich will nicht darüber reden«, erwiderte Anna und hob abwehrend die Hände.
»Wie steht’s mit dem Pentagon?«, beharrte er.
»Du darfst mir solche Fragen nicht stellen.«
»Dann ist es vielleicht die NSA?«
»Nein, Michael. Ich habe dir schon gesagt, dass ich nicht darüber reden darf.« Anna barg ihr Gesicht in den Händen. »Lass mich bitte in Ruhe«, flehte sie. Anna wollte, dass das alles endlich aufhörte. Ihr Kopf hämmerte vor Schmerzen. Sie wollte einfach nur, dass Mitch zurückkehrte und wieder bei ihr war. Sie hatte in den vergangenen beiden Monaten immer wieder den gleichen Albtraum gehabt – dass Mitch bei einem Einsatz ums Leben kam. Der Gedanke jagte ihr eine Angst ein, wie sie sie nie zuvor empfunden hatte. Es war einfach unerträglich, sich vorzustellen, dass sie den Mann gefunden hatte, mit dem sie ihr ganzes Leben verbringen wollte, um ihn gleich wieder zu verlieren.
Bevor er ihr seine wahre Geschichte erzählte, hatte Mitch ihr das Versprechen abgenommen, dass sie mit niemandem über seine Arbeit für die CIA reden würde – nicht einmal mit ihren Eltern und schon gar nicht mit einem Kongressabgeordneten. Doch andererseits hatte sich Mitch jetzt an Liz und Michael gewandt, damit sie ihr halfen. Anna wusste einfach nicht, was sie tun sollte.
»Warum fragst du Mitch nicht einfach selbst?«, schlug sie vor.
Michael ging nicht auf ihren Vorschlag ein. »Anna, du weißt, womit ich mir mein Geld verdiene. Ich kann jederzeit die CIA anrufen und Auskunft verlangen – und sie müssen mir reinen Wein einschenken, dazu sind sie gesetzlich verpflichtet. Natürlich würde ich damit einigen Staub in Langley und im Pentagon aufwirbeln, aber die Leute müssen mir auf meine Fragen antworten.«
Anna hob den Kopf und sah O’Rourke an. »Michael, ich bitte dich, lass mich in Ruhe, bis du mit Mitch reden kannst.«
»Das kann ich nicht«, erwiderte er nachdrücklich. »Mitch hat uns den Ball zugeworfen, und er hat dabei Dinge angesprochen, die nicht mehr angerührt werden sollten. Ich muss wissen, wie er davon erfahren hat, und zwar so schnell wie möglich.«
»Ich kann es dir nicht sagen. Ich habe ihm ein Versprechen gegeben.«
O’Rourke holte tief Luft und atmete stöhnend aus. So würde er nicht weiterkommen; Anna Rielly war genauso stur wie seine Frau. Er beschloss, seine Taktik zu ändern. »Findest du es vielleicht fair, dass Mitch meine Familie mit der Sache belastet?«, fragte er. »Er ist offensichtlich in eine üble Sache verwickelt, wenn er sich Sorgen um deine Sicherheit macht.« Er beugte sich zu Anna vor und fügte hinzu: »Ich glaube, ich weiß, womit Mitch sein Geld verdient, und das ist bestimmt kein Spiel. Ich habe solche Dinge selbst schon erlebt. Schwarz gekleidete Männer mit schallgedämpften Pistolen, die mitten in der Nacht kommen und Leute spurlos verschwinden lassen. Deshalb hat er sich an uns gewandt – es kann nicht anders sein. Er macht sich Sorgen um deine Sicherheit. Würdest du jetzt bitte meine Fragen beantworten? Ich muss es wissen, und ich finde, ich habe ein Recht darauf, zu erfahren, in was er uns da hineinzieht.«
Anna fing wieder zu weinen an und schneuzte sich, ehe sie antwortete: »Ich kann es nicht. Ich habe es ihm versprochen.«
O’Rourke war zu frustriert, um sich von ihren Tränen aufhalten zu lassen. »Mitch wollte, dass wir dich hierher holen, weil er offensichtlich fürchtet, dass dich jemand entführen könnte. Ich tue gern, was ich kann, um dich zu beschützen. Liz und ich, wir haben dich gern – aber um Himmels willen, wir sind jetzt auch in Gefahr. Wenn du mir meine Fragen nicht beantwortest, sehe ich mich gezwungen, der Sache auf andere Weise nachzugehen.«
Anna weinte jetzt so heftig, dass es sie am ganzen Leib schüttelte. Liz zog sie zu sich und hielt sie fest. Sie sah ihren Mann mit einem Gesichtsausdruck an, der so angewidert war, wie er es noch nie an ihr gesehen hatte. Er öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Liz streckte die Hand aus, um ihn daran zu hindern. »Sag ja kein Wort mehr«, zischte sie ihm zu.
O’Rourke stand auf und stieß aus
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