Die Entscheidung
kugelsichere Weste getragen haben musste und es ihnen verschwiegen hatte. Es war ein unverzeihlicher Fehler. Jim Jansen hätte seine Frau erwürgen können, weil sie es versäumt hatte, dem Mann zur Sicherheit eine dritte Kugel in den Kopf zu jagen. Aus genau diesem Grund hatten sie eigentlich vereinbart, dass er selbst mit Iron Man ins Haus gehen und ihn ausschalten würde.
Nun, jedenfalls war ziemlich klar, was sie jetzt zu tu hatten. Sie mussten untertauchen, und zwar rasch. Wenn der Mann, den sie in Deutschland hätten ausschalten sollen, es schaffte, in die USA zurückzukehren, würde er Irene Kennedy alles erzählen – und sie würde ihm verständlicherweise alle nötigen Informationen geben, damit er sie aufspüren konnte. Jim Jansen zweifelte nicht daran, wie eine solche Auseinandersetzung ausgehen würde. Wenn er sie fand, würden sie noch genau so lange leben, bis sie ihm verraten hatten, wer ihr Auftraggeber war – und dann würde er ihnen eine Kugel in den Kopf jagen.
Während Jim und Beth Jansen kreuz und quer durch das Haus hetzten, um all die Sachen zu packen, die sie brauchten, nachdem sie möglicherweise nie mehr hierher zurückkehren konnten, war ihnen nicht bewusst, dass in Zimmer zehn des Buffalo-Bill-Motels eine viel unmittelbarere Bedrohung lauerte. Peter Cameron hatte jedes Wort, das sie sprachen, mit angehört, und das gab ihm reichlich Zeit, um seinen nächsten Schritt vorzubereiten. Wenn alles gut ging, würde er gegen Mittag schon wieder in Washington sein.
Cameron war äußerst geschickt im Umgang mit Feuerwaffen jeder Art – egal ob Pistole oder Gewehr. Mit Anfang zwanzig war er zusammen mit einem anderen CIA-Mitarbeiter einem Schießclub beigetreten. Damals hatte er begonnen, an Wettkämpfen teilzunehmen, was seither zu einer wahren Leidenschaft geworden war. Cameron war der beste Pistolenschütze seines Clubs und einer der besten an der gesamten Ostküste. Er war auch im Tontaubenschießen äußerst geschickt und traf mit dem Gewehr wie kaum ein Zweiter.
Dennoch gab es etwas, was Cameron insgeheim grämte. Er hatte tausendfach bewiesen, dass er ein Meisterschütze war – aber seine Ziele waren immer nur Schießscheiben und Tontauben gewesen. Er hatte noch nie einen Menschen erschossen. Villaume hatte Recht – Cameron hatte immer andere beauftragt, die Dreckarbeit zu machen. Jetzt, da Cameron sich offiziell von der CIA verabschiedet hatte und sich mit gedungenen Killern wie Villaume und Duser abgab, hatte er das Gefühl, dass es an der Zeit war, zu beweisen, was er konnte. Mit diesem Argument begründete er jedenfalls vor sich selbst seinen Entschluss, diesmal selbst den Abzug zu drücken. In diesem gefährlichen Geschäft konnte es bisweilen über Leben und Tod entscheiden, dass ein Kollege die eigenen Fähigkeiten respektierte. In seinem tiefsten Inneren wusste er jedoch, dass es einen anderen Grund hatte, warum er die Jansens persönlich ausschalten wollte. Cameron hatte sich in all den Jahren immer wieder gefragt, wie es wohl sein würde. Er hatte tausende Stunden damit zugebracht, auf leblose Ziele zu schießen – und das mit Waffen, die dazu da waren, um auf Lebewesen zu schießen. Viele davon waren speziell dafür hergestellt worden, um Menschen zu töten.
Die Schießwettkämpfe hatten immer unter kontrollierten Bedingungen stattgefunden. Das Einzige, was sich ändern konnte, waren der Wind und die Luftfeuchtigkeit. Er hatte seine Leidenschaft nie in einer Situation ausleben können, in der es wirklich um etwas ging – und jetzt war der Moment gekommen.
Cameron erkannte nun, dass es vielleicht ganz gut war, dass er Villaume für diesen Job ausgewählt hatte und nicht Duser. Der Mann plante jeden Schritt peinlich genau, so wie er selbst, und er hatte jede Menge Erfahrung in dem, was er tat. Cameron hatte zwei Handfeuerwaffen, ein Scharfschützengewehr, ein Sturmgewehr und eine Maschinenpistole mitgenommen. Er hatte eigentlich vorgehabt, die Jansens aus einer sicheren Entfernung von fünf- bis sechshundert Metern mit seinem Walther-WA-200-Scharfschützengewehr auszuschalten – doch Villaume gefiel diese Idee nicht. Für dieses Gewehr verwendete man Winchester-Magnum-Munition Kaliber.300, sodass ein Schuss hier oben in den Bergen wie von einer Kanone klingen würde. Sie wollten schließlich aus Evergreen verschwinden, ohne Aufsehen zu erregen. Villaume hatte gemeint, dass sie sich auch rund zweihundert Meter von der Eingangstür der Jansens entfernt auf die Lauer
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