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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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legen konnten.
    Um 4.45 Uhr hielt der Van einen knappen Kilometer vom Haus der Jansens entfernt an. Villaume und Cameron stiegen aus und begannen den Berg hinaufzumarschieren. Lukas und Juarez gingen mit dem Van auf einem schmalen Weg abseits der Straße in Position, von wo sie die Situation mit Hilfe ihrer Überwachungsanlage im Augen behielten. Wenn Cameron sein Ziel verfehlen sollte und die Jansens ihm entwischten, würden sie die Straße mit dem Van blockieren und den Wagen der Jansens mit ihren MPs unter Beschuss nehmen.
    Cameron und Villaume hatten länger als erwartet gebraucht, um ihren Posten zu erreichen. Villaume war wieder einmal verärgert über seinen Begleiter. Er war mit seinen zweiundfünfzig Jahren selbst nicht gerade in Topform – aber im Vergleich zu Cameron fühlte er sich wie ein olympischer Zehnkämpfer. Wenigstens schien der Mann mit seinen Waffen umgehen zu können, dachte Villaume. Es war fast 5.30 Uhr, als sie unter einer hohen Kiefer in Position gingen. Sie hatten freie Sicht auf das Haus und die Garage. Cameron hatte alles genau geplant, damit nichts schief gehen konnte, wenn er zum ersten Mal auf ein lebendes Ziel schoss. Obwohl der Boden an dieser Stelle mit Kiefernnadeln gepolstert war, hatte er zusätzlich noch eine weiche Matte mitgebracht, auf der er sich in seinem Tarnanzug mit seinem Stoner-SR-25-Sturmgewehr auf die Lauer legte. Am Ende des Laufes war ein Schalldämpfer angebracht; außerdem ruhte die Waffe auf einem Zweibein, was ihr zusätzliche Stabilität verlieh. Es handelte sich im Wesentlichen um ein M-16-Gewehr, das leicht modifiziert war, um als Scharfschützengewehr eingesetzt werden zu können. Im Gegensatz zum M-16 verwendete man jedoch bei dieser Waffe die schwerere 7,62-mm-Munition. Die Waffe konnte im Einzelfeuer- oder Dauerfeuer-Modus eingesetzt werden. Cameron hatte das Gewehr auf Einzelfeuer eingestellt, während er durch das Teleskopvisier spähte und wartete.
    Als Jansen um 6.02 Uhr aus dem Haus kam, war Cameron nicht überrascht. Mary Juarez hatte ihnen bereits mitgeteilt, dass die beiden allem Anschein nach fertig zum Aufbruch waren. Die Information ließ Camerons Herz schneller schlagen, noch bevor die Haustür überhaupt aufgegangen war. Trotz der kühlen Morgenluft trat ihm der Schweiß auf die Stirn, und er atmete kürzer. Cameron schwenkte die Waffe nach rechts, als Jansen zur Garage ging, und verlor dennoch den Kopf des Ziels schon nach wenigen Metern aus dem Fadenkreuz. Er konnte nicht glauben, wie nervös er war. Er zielte gewöhnlich mit absolut ruhiger Hand – doch davon war er im Moment weit entfernt. Cameron versuchte sich zu beruhigen und rief sich in Erinnerung, dass nichts schief gehen konnte, weil für den Fall, dass er sein Ziel verfehlen sollte, immer noch Lukas und Juarez da waren, um die Sache zu Ende zu bringen.
    Doch der Gedanke vermochte Cameron nicht zu beruhigen. Er wusste, dass es ein relativ leichter Schuss war, den er vor sich hatte – und wenn er danebenschoss, würde ihn Villaume für einen Stümper halten. Als der Wagen rückwärts aus der Garage rollte, schloss Cameron für einen Moment die Augen und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Er begann von hundert rückwärts zu zählen und konzentrierte sich darauf, ruhig zu atmen, um seinen Puls zu senken. Er musste einfach nur ruhig bleiben, dann würde alles wie von allein gehen.
    »Ich sage es dir, wenn die Frau herauskommt«, flüsterte ihm Villaume ins Ohr. »Behalte den Kerl im Visier.« Der Wagen kam aus der Garage und wendete in der Zufahrt. Als der Fahrer heraussprang und ins Haus zurücklief, sagte Villaume: »Jetzt ist es gleich so weit. Wenn er herauskommt, warte so lange wie möglich mit dem Schuss, bis auch die Frau da ist – aber lass ihn nicht in den Wagen einsteigen. Auf den Wagen wird nur geschossen, wenn es sich nicht vermeiden lässt.«
    Cameron gab keine Antwort. Er fühlte sich jetzt etwas besser. Seine Atmung und sein Puls waren langsamer geworden. Er spürte, dass er ruhiger wurde. Das Fadenkreuz hatte er jetzt auf die Haustür gerichtet. Er zählte weiter, wenn auch immer langsamer. Als Jim Jansen nach einer Minute auf der Veranda auftauchte, erschrak Cameron nicht im mindesten. Er folgte dem Mann, der zum Heck des Wagens ging. Jansen verstaute einige Taschen im Kofferraum und knallte die Hecktür zu. Cameron hatte das Gesicht des Mannes im Fadenkreuz, während sein rechter Zeigefinger ruhig auf dem kalten Abzug des Stoner-Gewehrs lag. Er hörte,

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