Die Entscheidung
Deutschland, die eigentlich streng geheim hätte bleiben sollen, hatte in der Tat einen äußerst beunruhigenden Verlauf genommen.
Schließlich wandte sich Hayes wieder Dr. Kennedy zu. »Finden Sie heraus, wer die Jansens auf dem Gewissen hat«, sagte er, »und das so schnell und so unauffällig wie möglich.«
»Das werden wir, Sir.«
»Und jetzt zu diesem Treffen mit dem deutschen Botschafter. Es gibt da ein paar Dinge, die ich noch wissen muss.«
Um elf Minuten nach acht Uhr traten Präsident Hayes, Dr. Kennedy und Michael Haik, der Sicherheitsberater des Präsidenten, über das private Arbeitszimmer ins Oval Office ein. Auf den beiden langen Bänken am Kamin saßen mehrere hochrangige Persönlichkeiten, die Präsident Hayes zu dem Treffen geladen hatte. Er hatte einen ungefähren Plan, wie dieses Treffen verlaufen sollte – und die Liste der Teilnehmer spielte dabei eine nicht unwesentliche Rolle.
Alle Anwesenden erhoben sich, als Hayes eintrat. Der Präsident ging auf den deutschen Botschafter Gustav Koch zu und schüttelte ihm die Hand. Dann nahm er auf einem der beiden Stühle am Kamin Platz. Michael Haik setzte sich neben ihn, während Irene Kennedy auf der Bank neben General Flood, dem Vorsitzenden der Vereinigten Stabschefs, Platz nahm. Neben Flood saß sein Boss, Verteidigungsminister Rick Culbertson. Ihnen gegenüber saßen Außenminister Midleton und der deutsche Botschafter.
Präsident Hayes lehnte sich zurück und schlug die Beine übereinander. Er blickte den deutschen Botschafter mit überaus besorgter Miene an. Es war ihm bewusst, welche Gedanken dem Botschafter und seinem Außenminister durch den Kopf gehen mussten, die dieses Treffen einberufen hatten. Es war, gelinde gesagt, ungewöhnlich, dass der Verteidigungsminister und der Vorsitzende der Vereinigten Stabschefs an einer Sitzung teilnahmen, die eindeutig in den Zuständigkeitsbereich des Außenministeriums fiel.
Als Erstes wurden dem deutschen Botschafter die Anwesenden vorgestellt, ehe sich Präsident Hayes an seinen Gast wandte. »Was kann ich für Sie tun, Exzellenz?«
Botschafter Koch räusperte sich und blickte kurz den Außenminister an, ehe er in makellosem Englisch antwortete: »Bundeskanzler Vogt hat mich beauftragt, über eine sehr wichtige Angelegenheit mit Ihnen zu sprechen.« Koch war nicht dumm; nachdem er einunddreißig seiner sechzig Lebensjahre in der Politik verbracht hatte, wusste er genau, was die Anwesenheit der beiden Männer aus dem Pentagon zu bedeuten hatte. Das war auch der Grund, warum er gleich zu Beginn den Regierungschef seines Landes ins Spiel brachte.
Hayes wiederum dachte nicht daran, dem Botschafter oder seinem eigenen Außenminister auch nur einen Schritt entgegenzukommen; er gab nicht zu erkennen, dass er wusste, worum es bei diesem Treffen ging. Koch war die eintretende Pause ein wenig unangenehm, und er sah den Außenminister an, um von ihm Unterstützung zu bekommen.
Es war Midleton, der schließlich das Schweigen brach. »Sir, ich nehme an, Sie sind darüber informiert, was vergangenes Wochenende in Deutschland vorgefallen ist.« Midleton wartete auf eine Bestätigung seines Präsidenten, die jedoch nicht kam. »Sir, ich spreche von der Ermordung von Graf Hagenmüller und von dem Brand, bei dem eines der schönsten Schlösser in ganz Europa zerstört wurde – und dazu noch«, fügte er bestürzt hinzu, »eine unbezahlbare Kunstsammlung.«
Hayes nickte schließlich. »Ich bin über die Situation im Bilde.« Er fügte keinerlei Worte des Bedauerns über den Vorfall hinzu.
»Sir«, fuhr Außenminister Midleton fort, »der Herr Botschafter kannte Graf Hagenmüller sehr gut, genauso wie Kanzler Vogt.«
Hayes nickte nur kurz, ohne jedoch irgendetwas dazu zu sagen.
Koch war verwirrt angesichts der mangelnden Anteilnahme des Präsidenten, begann aber schließlich, sein Anliegen vorzubringen. »Kanzler Vogt befürchtet, dass ein ausländischer Geheimdienst für die Ermordung Graf Hagenmüllers verantwortlich sein könnte.«
»Ach ja, und warum nimmt er das an?«, fragte Präsident Hayes.
»Wir haben bestimmte Informationen, die diese Annahme nahe legen.«
»Und was sind das für Informationen?«
Botschafter Koch richtete sich auf seinem Platz auf. »Wir haben erfahren, dass der Graf in den Tagen vor seinem Tod observiert wurde.«
»Von wem?«
Koch blickte zuerst zu Irene Kennedy und dann zum Präsidenten hinüber. »Von der CIA.«
»Und?«
»Trifft es zu, dass die CIA Graf
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