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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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erhob sich langsam und wandte den Blick vom Präsidenten ab. »Es tut mir Leid, wenn ich Sie verärgert habe, Mr. President. In meiner Position wird man nicht immer ausreichend informiert.«
    »Das weiß ich, Herr Koch. Ich mache Ihnen persönlich ja auch keinen Vorwurf. Aber tun Sie mir den Gefallen und sagen Sie den Diplomaten in Berlin, dass sie sich erst einmal beim BKA informieren sollen, bevor sie Sie hierher schicken und wilde Behauptungen in den Raum stellen lassen.«
    »Das werde ich, Mr. President.«
    Die beiden Männer schüttelten einander die Hände, und der deutsche Botschafter ging zur Tür. Außenminister Midleton erhob sich, um ebenfalls hinauszugehen, doch Präsident Hayes hielt ihn zurück. »Exzellenz, ich muss noch kurz mit Außenminister Midleton sprechen. Würden Sie bitte draußen auf ihn warten?« Der Botschafter ging hinaus, und Hayes wandte sich Midleton zu. »Setzen Sie sich«, forderte er ihn auf.
    Midleton kehrte widerwillig an seinen Platz zurück. Der Präsident zog sein Jackett aus und warf es über den Sessel, auf dem er gesessen hatte. Er stemmte die Hände in die Hüfte und sah seinen Außenminister mit strenger Miene an. Hayes kannte ihn schon von ihrer gemeinsamen Zeit im Senat. Er hatte grundsätzlich nichts gegen den snobistischen Midleton, doch der Mann war nicht seine erste Wahl für den Posten des Außenministers gewesen. Dazu kam, dass vom Büro des Außenministers in jüngster Vergangenheit eine Reihe von Äußerungen an die Öffentlichkeit gelangt waren, die nicht im Einklang mit der offiziellen Position des Weißen Hauses standen.
    »Chuck, auf welcher Seite stehen Sie eigentlich?«, fragte Hayes, absichtlich den Spitznamen verwendend.
    Midleton verdrehte die Augen. »Ich glaube, diese Frage brauche ich nicht zu beantworten.«
    »Bitte«, sagte der Präsident spöttisch, »begeben Sie sich kurz auf mein Niveau herunter.«
    Midleton machte ein beleidigtes Gesicht. »Graf Hagenmüller war ein guter Mann. Die Geschichte, die sich die CIA da ausgedacht hat, überzeugt mich überhaupt nicht. Meine Leute in Berlin haben mir gesagt, dass es ziemlich schlimm für uns aussieht.«
    »Ausgedacht?«, rief Hayes empört. »Sie haben noch nicht einmal ein Zehntel des Materials gesehen, das die CIA gegen ihn in der Hand hat.«
    »Warum hat die CIA ihn überwacht?«, versetzte Midleton.
    Hayes verschränkte die Arme vor der Brust. Wenn er wütend war, so ließ er sich das normalerweise nicht anmerken. Wenn er mit jemandem eine Meinungsverschiedenheit hatte, dann trug er sie mit dem Betreffenden hinter verschlossenen Türen aus. Das war in diesem Fall nicht mehr möglich. Midletons Arroganz war einfach unerträglich. Hayes dachte sich, dass der Mann noch gar nicht zur Kenntnis genommen hatte, dass der Präsident der Chef dieser Regierung war. Im Senat war Midleton der Dienstältere von ihnen beiden gewesen, und als Außenminister hielt er sich jetzt anscheinend für unantastbar. Hayes starrte ihn mit strenger Miene an. Du hast mich vor Zeugen in Frage gestellt – du lässt mir gar keine andere Wahl, dachte er.
    »Chuck, lassen Sie mich ein paar Dinge klarstellen. Erstens geht es Sie überhaupt nichts an, warum die CIA Hagenmüller überwacht hat. Und dann würde mich auch noch interessieren, woher Sie überhaupt davon wissen.«
    Midleton zögerte. Er hatte Hayes kaum jemals so wütend erlebt. Der Frage auszuweichen schien kaum noch möglich. Er blickte zu General Flood und Verteidigungsminister Culbertson hinüber. Keiner der beiden machte den Eindruck, als würde er ihn unterstützen wollen. »Jonathan Brown hat es mir erzählt. Aber«, fügte Midleton hinzu, »es war absolut nichts Unrechtes dabei. Ich habe am Samstagmorgen mit ihm gesprochen, nachdem ich gehört hatte, dass der Graf ermordet wurde.«
    Jonathan Brown war der stellvertretende Direktor der Central Intelligence, also die Nummer zwei hinter Thomas Stansfield. Hayes blickte kurz zu Irene Kennedy hinüber und wandte sich gleich wieder Midleton zu. »Lassen Sie mich eines klarstellen, Chuck. Wenn Sie in Zukunft wieder einmal eine Information von Langley haben wollen, dann werden Sie sich an diesen Mann hier wenden.« Hayes zeigte auf Michael Haik. »Als Sicherheitsberater ist er dafür zuständig. Aber was noch wichtiger ist – wenn Sie das nächste Mal das Bedürfnis verspüren, geheime Informationen an einen ausländischen Diplomaten weiterzugeben … dann fragen Sie gefälligst zuerst

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