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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vince Flynn
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In den nächsten Stunden würde sie genauere Informationen erhalten. Sie rief in ihrem Reisebüro an, damit man den Flug für sie buchte und nachsah, ob das Firmen-Apartment in Manhattan frei war. Nachdem sie das erledigt hatte, begann sie, ihre Termine für den Rest der Woche zu streichen. Donatella Rahn war in der Tat eine sehr vielseitige Frau.
     
    Es regnete an diesem Mittwochmorgen und hatte kühle elf Grad. Irene Kennedys Wagen fuhr auf der Independence Avenue nach Osten. Der Verkehr war dicht, da ganze Heerscharen von Beamten unterwegs waren, um rechtzeitig bis neun Uhr im Büro zu sein. Die Limousine rollte am Air and Space Museum vorüber und überquerte die 4 th Street. Irene Kennedy blickte aus dem Fenster auf die Scharen von Menschen hinaus, die unter ihren Regenschirmen auf grünes Licht warteten, um die Straße überqueren zu können. Normalerweise hätte sie die Fahrt von Langley auf den Capitol Hill für irgendeine Arbeit genützt, doch heute verzichtete sie bewusst darauf, weil sie über ein paar Dinge nachdenken musste.
    Die einzige gute Neuigkeit seit Samstag war, dass Mitch lebte. Sie hätte auf seine dramatische Rückkehr und auf seine Zweifel an ihrer Integrität verzichten können – doch wie er ganz richtig bemerkt hatte, war es nicht sie, auf die man geschossen hatte. Mitch musste sich immer wieder in Situationen begeben, in denen es um Leben und Tod ging – und das allein nötigte ihr großen Respekt ab. Er hatte einmal mehr gezeigt, zu welch unglaublichen Dingen er imstande war. Ohne die geringste Hilfe hatte er Deutschland verlassen und war in die Vereinigten Staaten zurückgekehrt, wo er in das Haus des CIA-Direktors eindrang, nachdem er dem CIA-Mitarbeiter, der das hätte verhindern sollen, den Kiefer zertrümmert hatte.
    Als Rapp sich schließlich beruhigte und zu ihnen setzte, berichteten sie ihm das wenige, das sie wussten. Er hatte jede Menge Fragen, auf die sie jedoch selbst noch keine Antworten gefunden hatten. Die Situation war ziemlich trist; Rapp war empört und Irene Kennedy bestürzt über das, was sich zugetragen hatte. Rapp war kein Mensch, der mit seiner Meinung hinter dem Berg hielt – und so gab er die Schuld an der Misere der Leiterin der Anti-Terror-Zentrale und Direktor Stansfield. »Ihr seid verantwortlich dafür, dass geheime Informationen nach außen gedrungen sind – und wenn ihr nicht herausfindet, was passiert ist, dann finde ich es für euch heraus.«
    Irene Kennedy wusste, dass etwas nach außen gedrungen war – doch das Letzte, was sie jetzt gebrauchen konnte, war, dass Mitch Rapp in Washington herumlief und allen möglichen Leuten auf den Zahn fühlte. Irene war überrascht, dass Stansfield ihn tatsächlich ermutigte, der Sache nachzugehen, während sie selbst Mitch auf einen langen Urlaub geschickt hätte. Nachdem der Abgeordnete Rudin sie alle wie ein Habicht im Auge behielt, erschien es ihr nicht hilfreich, dass Rapp unnötig Aufmerksamkeit auf sich – und damit auch auf sie – lenkte.
    Was Stansfield ihr nicht mitgeteilt hatte, war der wahre Grund, warum er den Elefanten in den Porzellanladen lassen wollte. Sein Arzt hatte ihm am Tag zuvor mitgeteilt, dass sich die Metastasen viel schneller ausbreiteten als erwartet. Und Stansfield spürte tatsächlich, wie ihn die Krankheit innerlich auffraß. Mit jedem Tag wurde es ein wenig schlimmer. Es war nicht mehr eine Frage von Monaten, sondern nur noch von Wochen. Er musste die Dinge in Ordnung bringen, bevor seine Zeit zu Ende war. Er musste herausfinden, wer hinter den jüngsten Vorfällen steckte. Rapp war wohl in Deutschland das Ziel gewesen – doch irgendetwas sagte dem alten Direktor, dass diejenigen, die hinter der Sache steckten, ein viel größeres Ziel im Visier hatten. Es blieb nicht mehr genug Zeit, um subtil vorzugehen – es mussten möglichst rasch Lösungen her. Und wenn es etwas gab, in dem Rapp außerordentlich gut war, dann in der Kunst, effektive Lösungen herbeizuführen.
    Die Regierungslimousine passierte das Sam Rayburn House Office Building. Der dreistöckige Koloss war nach Samuel Taliaferro Rayburn benannt, einem Kongressabgeordneten aus Texas, der von 1912 bis 1961 dem Repräsentantenhaus angehörte und zuletzt auch mehrere Jahre als dessen Sprecher fungierte. In dieser Zeit passierte in Washington nur sehr wenig ohne Sam Rayburns Zustimmung. Abgeordneter Rudin hatte ein Büro im Rayburn Building, doch er verbrachte die meiste Zeit in einem zweiten Büro im obersten Stockwerk

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