Die Entscheidung
Seite der Republikaner erhob sich lautes Gemurmel. Rudin kümmerte sich nicht darum und fügte unnachgiebig hinzu: »Ich will, dass Sie diesem Ausschuss in allen Einzelheiten berichten, welche Rolle die CIA bei der Ermordung von Graf Hagenmüller gespielt hat. Und ich möchte Sie an eines erinnern: Wenn Sie hier die Unwahrheit sagen sollten, dann hätte das strafrechtliche Konsequenzen.«
Nun sahen auch die Demokraten ihren Vorsitzenden etwas verdutzt an. Es kam nicht oft vor, dass in diesem Saal eine so unverblümte Anschuldigung ausgesprochen wurde.
»Also, ich weiß nicht recht …«, wandte Zebarth ein. »Dr. Kennedy hat sich bisher diesem Ausschuss gegenüber immer sehr kooperativ verhalten – deshalb nehme ich doch an, dass unser eifriger Vorsitzender über Informationen verfügt, die er uns zuerst einmal mitteilen sollte, bevor wir hier Dinge aussprechen, die möglicherweise durch nichts gerechtfertigt sind.«
Rudin griff nach seinem Hammer und ließ ihn einige Male auf den Tisch knallen. »Ich habe Ihnen nicht das Wort erteilt!«, rief er entschieden. »Sie kommen schon noch an die Reihe.« Von der rechten Seite kam ein ganzer Chor von Fragen. Jedes Mal, wenn sich Rudin wieder an Dr. Kennedy wenden wollte, bat einer der Republikaner mit lauter Stimme um das Wort, um einen Antrag zur Geschäftsordnung vorzubringen. Dieses ungebührliche Verhalten war im Justizausschuss durchaus nichts Außergewöhnliches – doch hier im Geheimdienstausschuss kam so etwas normalerweise nicht vor. Selbst die demokratischen Abgeordneten fanden Rudins aggressives Vorgehen nicht ganz angebracht.
Irene Kennedy verfolgte die Szene schweigend. Sie ließ es sich nicht anmerken, dass Rudins unverblümte Frage sie doch ein wenig beunruhigt hatte. Das Orion-Team existierte nicht – und mit dem Tod von Hagenmüller hatte sie nicht das Geringste zu tun. Sie würde diese Unwahrheiten behaupten, so lange sie lebte. Es kam nicht in Frage, auch nur eine Winzigkeit zuzugeben – egal, wie eng es für sie werden sollte. Die große Frage war, ob Rudin bluffte oder ob er tatsächlich irgendwelche Informationen in der Hand hatte. Noch vor einer Woche hätte sie um alles in der Welt gewettet, dass er bluffte – doch jetzt, da sie wusste, dass es eine undichte Stelle gab, war sie sich nicht mehr so sicher.
Mit zorngerötetem Gesicht rief Rudin über die vielstimmigen Einwände hinweg: »Dr. Kennedy, beantworten Sie meine Frage! Hat die CIA irgendetwas mit der Ermordung von Graf Hagenmüller zu tun?«
Irene Kennedy sah den zornigen Vorsitzenden mit ruhiger Miene an. »Soweit ich weiß«, sagte sie, ohne mit der Wimper zu zucken, »ist die CIA in keiner Weise in den Tod von Graf Hagenmüller involviert.« Irene Kennedy wusste, dass sie soeben eine Straftat begangen hatte. Es war nicht das erste Mal, und es würde bestimmt nicht das letzte Mal sein.
26
Das Gesicht kam ihm vertraut vor. Ganz sicher konnte er sich nicht sein, weil die Augen des Mannes geschlossen waren – doch er sah ganz eindeutig einem der Männer ähnlich, die er in Colorado gesehen hatte. Scott Coleman blickte auf den Monitor und blinzelte kurz. Es war später Vormittag, und sie befanden sich in Marcus Dumonds Wohnung in Bethesda. Der Computer-Experte der Anti-Terror-Zentrale hatte sich mit Zustimmung von Irene Kennedy krankgemeldet. Sie hatte ihm ferner die Anweisung gegeben, Rapp zu unterstützen und sich bei dem, was er tat, nicht erwischen zu lassen.
Es war nichts Ungewöhnliches, dass jemand in Washington eines gewaltsamen Todes starb. So etwas kam immer wieder vor. Ungewöhnlich an diesem Fall war jedoch die Anzahl der Kugeln, die abgefeuert worden waren, sowie die Tatsache, dass sie aus schallgedämpften Waffen stammten.
Dumond hatte den Bericht in den Abendnachrichten gesehen. Die Polizei, die den Fall bearbeitete, hatte sich an die Anti-Terror-Zentrale gewandt, um prüfen zu lassen, ob vielleicht irgendwelche terroristischen Gruppen mit der Sache zu tun hatten.
Coleman beugte sich über Dumonds Schulter. »Gibt es noch andere Fotos?«
»Mal sehen«, antwortete Dumond und klickte mit der Maus eines der Symbole an. Mit seiner High-Speed-Verbindung dauerte es nicht einmal eine Sekunde, bis ein zweites Foto heruntergeladen war. Es zeigte den Toten, wie er zwischen zwei geparkten Autos auf der Straße lag. »Er muss ein ziemlicher Riese gewesen sein«, stellte Dumond
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