Die Entscheidung
war, überwies er die Hälfte des Honorars auf eines der Konten. Wenn Villaume die gewünschten Informationen lieferte, folgte die andere Hälfte des Honorars. Das Ganze lief in der Regel völlig reibungslos ab.
So war es jedenfalls immer gewesen – bis Peter Cameron auftauchte. Der Mann hatte sofort darauf bestanden, dass man sich persönlich kennen lernen solle. Er besänftigte Villaumes Bedenken, indem er ihm das Doppelte des üblichen Honorars bot. Villaume war erst zweiundfünfzig Jahre alt, doch er liebäugelte bereits mit dem Ruhestand. Voraussetzung dafür war jedoch, dass er finanziell hinreichend abgesichert war. Der Lebensstandard, der ihm vorschwebte, setzte mindestens zwei Millionen Dollar voraus. Als Cameron ihm in dieser Situation das doppelte Honorar bot, war die Versuchung einfach zu groß, um Nein zu sagen.
Jetzt fragte er sich, ob es nicht besser wäre, das zu nehmen, was er hatte, und für eine Weile von der Bildfläche zu verschwinden. Er würde die anderen warnen müssen und ihnen nahe legen, dass sie für ein Weilchen untertauchen sollten. Vielleicht wäre eine lange Reise nicht schlecht. Er hatte Lukas und Juarez schon gesagt, dass sie vorsichtig sein sollten. Wenn Cameron mit Leuten wie Duser zu tun hatte, dann konnte es ziemlich unangenehm werden.
Die dreißig Minuten waren vorbei. Villaume hörte auf, in die Pedale zu treten, und schlug die Zeitschrift zu. Er hatte einen Entschluss gefasst. Lukas und Juarez brauchten einen Urlaub. Es gab noch zwei andere im Team, doch zum Glück wusste Cameron nicht einmal, dass es sie gab. Als Villaume vom Heimtrainer stieg, blickte er zu den Fernsehschirmen hinauf. Es fingen gerade die Nachrichtensendungen an. Wie es schien, begannen alle Sender mit dem gleichen Thema. Villaume erstarrte, als er die Worte »College Park« über den Bildschirm flimmern sah. Der Ton war abgestellt, doch am unteren Bildrand liefen die Untertitel.
Eine Reporterin stand an einem Platz, der mit gelbem Plastikband abgesperrt und damit als Tatort eines Verbrechens gekennzeichnet war. Sie zeigte auf zwei geparkte Autos. Villaume bemühte sich, die Schrift zu lesen, die weiß auf schwarz eingeblendet wurde. Da stand etwas von hundert Schüssen, die abgefeuert worden waren … es hatte einen Toten gegeben, möglicherweise sogar zwei. Die Polizei fahndete nach einem silberfarbenen Geländewagen. Ein in Maryland ausgestellter Führerschein wurde gezeigt. Es hieß, dass das Opfer Todd Sherman hieß. Gus Villaume wusste augenblicklich, um wen es sich in Wahrheit handelte. Er drehte sich um und ging zum Ausgang. Das Gesicht auf dem Führerschein gehörte Mario Lukas.
Villaume zwang sich zu einem Lächeln und wünschte der Frau an der Rezeption eine gute Nacht. Innerlich war er jedoch in Aufruhr. Mario Lukas war seit vielen Jahren sein Freund. Er hatte sich ein wenig um Mario gekümmert, und Mario kümmerte sich um ihn. Gus war der Kopf des Teams, und Mario war der starke Arm. Allein waren sie schon ganz gut, aber zusammen waren sie unschlagbar. Villaume dachte an Flucht. Sie hatten schon vor Jahren die Abmachung getroffen, dass, wenn einem von ihnen etwas zustieß, der andere das gesamte Geld bekam. Mit Marios Tod verfügte Villaume nun über etwas mehr als die notwendigen zwei Millionen Dollar für den Ruhestand. Er konnte verschwinden und nie mehr einen Blick zurückwerfen. Doch das hätte bedeutet, dass dieses arrogante Arschloch Cameron ungeschoren davongekommen wäre. Villaume ging über den Parkplatz zu seinem Wagen. Er musste zumindest Mary Juarez warnen. Danach würde er sich überlegen, was er gegen Cameron unternehmen sollte. Als Villaume die Autotür öffnete, verspürte er tiefe Trauer um den Freund, den er verloren hatte, und ebenso tiefen Hass auf einen Mann, den er kaum kannte.
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In jeder anderen Stadt oder in anderen gesellschaftlichen Kreisen hätte man Donatella Rahn wohl als das gesehen, was sie war: eine atemberaubende Schönheit. Doch hier in Mailand galt das Ex-Model als nicht mehr ganz taufrisch, obwohl sie gerade achtunddreißig Jahre alt war. Donatella war einen Meter achtundsiebzig groß, und mit einer entsprechenden Ernährung, täglichen Spaziergängen sowie der Unterstützung eines guten Schönheitschirurgen war sie immer noch eine tolle Erscheinung. Es war erstaunlich, dass sie heute, mit achtunddreißig, mindestens genauso
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