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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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antworten, röchelte er und schloss die Augen.
    Blanches Hals wurde eng. Es war eine Sache, den Gegner mit einem sauberen Schuss zu erledigen. Ihn sterben zu sehen war etwas komplett anderes. Sie hasste es. Nella anscheinend auch, denn ihr entwich ein leiser Schluchzer. Blanche erhob sich seufzend und tätschelte ihre Schulter. Die beiden Beamten riefen sich etwas zu, einer von ihnen wedelte mit einem Fahndungsfoto. Dann hob der erste Polizist wieder die Waffe und richtete sie auf Blanche.
    „Keine Bewegung!“, rief er. „Nehmen sie die Hände hoch!“
    „Was denn jetzt, Hände hoch oder keine Bewegung?“, hakte Nella nach. Offensichtlich hatte sie zu viel Veuve geschlürft.
    Langsam streckte sie beide Hände über den Kopf. Zeit, die Biege zu machen. Enzo würde es ihr nie verzeihen, wenn er Nella bei der Gendarmerie abholen musste. Allerdings war die Waffe nun eindeutig auf sie gerichtet, was bedeutete, dass die Fahndung etwas mit ihr zu tun haben musste.
    Kraft ihres Geistes erzeugte sie eine Windhose und hüllte die beiden Beamten in eine dicke Staubwolke. Dann schnappte sie sich Nellas Hand und verschwand mit ihr im Laden. Auf Höhe der Umkleiden tauchten wie aus dem Nichts zwei weitere Typen auf. Ohne zu zögern, schoss der erste auf sie. Blanche warf Nella zu Boden und duckte sich unter dem Schuss hinweg, der ihre Schulter streifte.
    Na toll, eine Fleischwunde. Wütend warf sie sich gegen den Mann und schoss ihm mit seiner eigenen Waffe ins Knie. Als sich der zweite auf sie stürzte, wich sie seitlich aus, umrundete ihn in einer fließenden Bewegung und brach ihm rücklings das Genick. Sein blutender Kumpel fluchte auf Arabisch, humpelte Richtung Ausgang und verschwand so schnell, wie er gekommen war. Sie ließ ihn gehen.
    Lauf zurück zu deinem Herrchen , dachte sie und verschwand mit Nella in der nächsten Metrostation. Sollte er seinem Boss erzählen, dass man ihr keine Loser auf den Hals hetzte, so funktionierte das nicht.
    Das Jaulen von Sirenen drang zu ihnen in den Untergrund, doch da schlossen sich bereits die Türen der U-Bahn und sie fuhren los.
    Blanche zog ihre zitternde Freundin beschützend an sich. Nellas Zähne klapperten, in diesem Zustand konnte sie sie unmöglich zurück zu Enzo schicken.
    „D-das sollten wir unbedingt w-wiederholen“, stammelte Nella, und drückte sich enger an Blanche. „M-mit dir z-zu shoppen ist wirklich n-nicht langweilig.“
    Nein, dachte Blanche, und ihre Mundwinkel wanderten nach unten. Ihr wurde selten langweilig.

3
     
     
    O bwohl Blanche ihr vertraute, würde sie Nella zu ihrer eigenen Sicherheit nicht in ihr neues Quartier mitnehmen. Aus diesem Grund verließen die Metro an der Station La Muette und aßen im gleichnamigen Bistro eine Kleinigkeit. Blanche zwang Nella, eine Flache Pellegrino zu trinken, um den Alkohol aus ihrem System zu spülen – das Essen half auch.
    Sie kannte das Bistro. Früher war sie hier ein paar Mal mit Wayne gewesen, zuletzt an ihrem vierzehnten Geburtstag, um ihren ersten Abschuss zu feiern.
    Zum Feiern war ihr heute nicht zumute.
    Eben hatte sie fünf Männer kaltgemacht, und einer weiterer würde für den Rest seines Lebens hinken. Früher hätte sie das einen Dreck interessiert, aber heute …
    Ein Teil von ihr wünschte, dass sie zurück in ihre Scheißegal-Haltung flüchten konnte, ein anderer, versteckter Teil von ihr war erleichtert.
    Die alte Blanche hatte sie nie gemocht, die neue war ihr bestenfalls suspekt. Dass sie sich verändert hatte, war nichts Neues, allerdings fühlte es sich an, als hätte sie sich verlaufen. Nachdem Beliar sie verlassen hatte, war sie in eine Lethargie gefallen, die nicht zu ihr passen wollte. Normalerweise hätte sie Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, ihn zu finden, um ihm mit Anlauf in den Hintern zu treten. Oder sie hätte Tchort, ihren Drecksack-Vater aufgespürt, und wäre die nervige Bad-ass-Tocher, auf die er gut verzichten konnte, nur um ihm ordentlich auf den Zeiger zu gehen. Sie hätte ihre ganze schlechte Laune an ihm ausgelassen, einzig, um zu sehen, wie weit sie bei ihm gehen konnte. Was sie jedoch vor allen Dingen getan hätte, wäre sich auf den Weg zu machen, um Andrej zu finden.
    Andrej, der ihr Freund gewesen war, und den sie wie einen Bruder liebte. Von dem sie geglaubt hatte, dass er vor Jahren entführt und ermordet worden war. Dass er lebte, hatte sie kurz nach der Zerstörung der Eisernen Lady erfahren – ein weiterer Schock, nachdem Beliar sich von ihr

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