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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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fortfuhr.
    „Zuerst habe ich es selbst nicht verstanden, dabei befand sich die Lösung direkt vor meiner Nase.“ Er strich ihr eine Strähne hinters Ohr und flüsterte: „Es ist Liebe, Blanche. Meine Liebe für dich hat Saetan verbrannt und ihn so gründlich aus meinem System vertrieben, als hätte ich Weihwasser geschluckt.“
    Dass der Teufel Gefühle wie Liebe hasste, war keine Überraschung. Dass man starke Zuneigung als Waffe gegen das Böse einsetzen konnte, schon.
    Eigentlich wäre das der ideale Moment, ihm ebenfalls ihre unsterbliche Liebe zu gestehen. In der Praxis stellte sich das Bekenntnis allerdings als harte Nuss heraus. Wie sagte man jemandem, dass jeder Tag ohne ihn verloren war? Dass sie sich ein Leben ohne ihren Dämon nicht vorstellen konnte – es nicht wollte. Dass die letzten Wochen eine emotionale Achterbahnfahrt für sie gewesen waren, wobei sie sich die meiste Zeit in einer Abwärtsspirale befunden hatte. Dass sie sich jede verdammte Minute nach ihm gesehnt hatte, und den Gedanken, ihn noch einmal zu verlieren, nicht ertragen konnte.
    Sie kam nicht dazu, ihr Innerstes vor ihm auszubreiten, denn er fuhr mit leiser Stimme fort: „Weißt du, was ein Machtzirkel ist?“
    Der plötzliche Themenwechsel traf sie unvorbereitet, darum setzte sie sich aufrechter und ordnete ihre Gedanken. Im Museum hatte Tchort die gleiche Frage gestellt, konnte das ein Zufall sein? Eher nicht. Stellte sich die Frage, ob die beiden in Kontakt standen und irgendwas in dieser Richtung planten. Während sie genauer darüber nachdachte, fiel ihr auf, dass Zoey den Machtzirkel ebenfalls erwähnt hatte – kurz bevor die Eiserne Lady auseinanderbrach. Er hatte versucht, sie davon zu überzeugen, dass Beliar sie benutzen würde, um einen Machtzirkel heraufzubeschwören.
    Wie diese Beschwörungsnummer funktionierte, war ihr schleierhaft. Alles, was sie wusste , war, dass mithilfe des Zirkels ein Portal zur Hölle geöffnet wurde, was an sich nichts Besonderes war. Der Teufel öffnete dauernd Tore, nur dass sich dieses Höllentor gegen seinen Willen auftat, und zudem in die falsche Richtung. Nicht er konnte etwas in die Welt senden, sondern die Welt kam zu ihm.
    Zum Beispiel ein neuer Luzifer.
    Zoey hatte unterstellt, dass Beliar Saetans Platz einnehmen wollte, dass er sie benutzte, um an die Macht zu gelangen. Er sagte außerdem, dass Tchort die Halbdämonen entführt hatte, um sie auf Himmelsrichtungen zu testen. Mittlerweile wusste sie, dass nicht jedes Dämonenkind automatisch besondere Fähigkeiten besaß, geschweige denn eine Affinität zu einer Himmelsrichtung.
    Stammte man von mächtigen Dämonen ab, wie zum Beispiel einem Großfürsten, sah die Sache anders aus. Die Kinder dieser Dämonen erbten in der Regel deren komplementäre Kraft. Blanches Vater war Herr des Ostens, deswegen besaß sie eine Affinität zum Westen. Hätte Beliar Nachkommen, wären diese dem Süden zugeordnet.
    Wie auch immer man gepolt war, sowohl Tchort als auch Beliar konnten diese Kraft gegen Saetan wenden. Dabei brauchten sie vor allem jemanden, der das Wasser beherrschte, einen Ankerpunkt für den Süden.
    Jemanden wie Andrej.
    Offenbar waren Wasserbändiger Mangelware. Da Tchort die entführten Kids überprüft hatte, wusste er um Andrejs Gabe.
    Wie so ein Zirkel aufgebaut wurde, was genau geschah, und auf welche Weise sie in die Hölle einmarschieren wollten – all das war ihr ein Rätsel, sie hatte sich nie um die Details geschert. Das war auch bisher nicht nötig gewesen. Anscheinend hatte sich das geändert.
    Beliar vergrub seine Nase in ihrem Haar und atmete tief ein.
    „Das Öffnen des Höllenportals steht unmittelbar bevor“, sagte er und zog sie enger an sich. „Damit es funktioniert, brauchen wir dich, Blanche.“
    Unwillkürlich versteifte sie sich. War er deswegen zu ihr zurückgekommen? Damit sie ihm bei diesem blöden Tor half? Hatte Zoey am Ende recht, und ihr Dämon wollte Saetans Platz einnehmen, um Teufel zu spielen?
    Beliars Brust vibrierte von unterdrücktem Lachen, was nicht dazu beitrug, sie zu besänftigen.
    „Blanche“, wisperte er, und bescherte ihr prompt eine Gänsehaut. So, wie er ihren Namen aussprach, wirkte er voller unausgesprochener Zweideutigkeiten.
    „Ich war lange genug in der Hölle, es zieht mich gewiss nicht dorthin zurück.“ Er drehte sie auf seinem Schoß, sodass sie ihn ansehen musste – zweifellos war ihm ihre Skepsis nicht entgangen. Behutsam strich er mit einem Finger über ihre

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