Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
Vom Netzwerk:
sich ihrer unverbrüchlichen Treue versichern.
    Für seinen Geschmack gab es in ihrer Nähe zu viele Männer, dieser Marcel war nur einer davon. Was er von Andrej halten sollte, wusste er nicht, selbst Enzo schien eine gewisse Zuneigung für sie zu empfinden. Dass seine Männer Blanche fürchteten, hielt sie nicht davon ab, sie mit lüsternen Blicken zu verfolgen. Den nächsten Sterblichen, der ihren Knackpo in Augenschein nahm, würde er ausstopfen und als abschreckendes Beispiel über den Eingang ihres Hauptquartiers nageln.
    Blanches Kopf in seiner Armbeuge bewegte sich. Sie murmelte etwas und drängte ihren erschöpften Körper gegen seinen. Beruhigend fuhr er mit einer Hand über ihren Rücken und küsste ihren Scheitel.
    Von nun an würde sie nichts mehr trennen. Falls er noch Zweifel gehabt hatte, waren diese ausgeräumt. Blanche war sein, und nichts und niemand konnte sie trennen.
    Selbst Saetan nicht.

10
     
     
    E nzos Klingelton riss sie aus ihrem Mittagsschlaf, etwas, das ihr schon lange nicht mehr passiert war. Tagsüber die Nase ins Kissen zu stecken war nicht ihr Stil. Außerdem schlief sie normalerweise leicht und wachte beim geringsten Mucks auf. Doch Lily Allens Stimme säuselte jetzt schon eine volle Minute „Fuck You!“, was zeigte, wie weggetreten sie war. Nella hatte sich den Spaß gemacht, den Song auf Enzos Nummer zu legen, ein Ausdruck ihres neuen Freundinnen-Bindungs-Ding. Tatsächlich musste sie nun jedes Mal lachen, wenn Enzo anrief, was vermutlich Sinn der Sache war. Aus diesem Grund hatte sie Miceal ebenfalls einen eigenen Klingelton verpasst, „Lord Give Me A Sign“ von DMX.
    Grinsend nahm sie das Gespräch an.
    „Was willst du denn schon wieder?“, begrüßte sie ihn, was er mit einem Schnauben kommentierte.
    „Manchmal frage ich mich, wer hier der Boss ist, du oder ich?“
    „Mach dich nicht lächerlich.“ Als ob sie einen Boss akzeptieren würde.
    „Ich brauche etwas, gib mir irgendwas“, sagte er ungewöhnlich ernst. Sie hörte, wie er tief durchatmete. „Davon abgesehen, dass ich jede Woche Millionen verliere, bricht meine Stadt auseinander. Wenn ich nicht bald die Revierstreitigkeiten kläre und mein Geschäft in Ordnung bringe, übernehmen andere den Laden, weißt du, was das bedeutet?“
    Und wie sie das wusste. Chaos, Anarchie, Gewaltexzesse ungeahnten Ausmaßes.
    Außerdem wäre Nellas Leben in Gefahr. Beim letzten Mal war sie davongekommen, aber diese Pappnasen würden nicht aufhören, sie zu jagen. Dem Algerien-Kartell hatten sie und Andrej nach der letzten Aktion eine blutende Wunde zugefügt, aber die Schlange war lang. Jeder Kleinkriminelle der Stadt träumte davon, Enzos Nachfolger zu werden. Eine Castingshow für Mafiosi: g estern ein Niemand, morgen ein Irgendwer.
    „Gib mir einen Tipp, einen Wink, ist mir egal, nur gib mir etwas!“
    Sie dachte darüber nach, was Beliar ihr vor ein paar Stunden gesagt hatte. Also, nachdem sie übereinander hergefallen, und abermals auf dem Bettvorleger gelandet waren.
    Der Zirkel musste in den nächsten Tagen heraufbeschworen werden, da Saetans Kräfte ungewöhnlich schnell wuchsen. Warum, wollte er nicht verraten. Was diese Portal-Sache anging, war sie ebenfalls nicht schlauer. Sie wusste bloß, dass das Gare du Nord der Ort war, an dem das Ganze stattfinden würde. Vermutlich war das einer der Gründe, warum Miceal dort ständig herumlungerte. Er bewachte dieses Gebiet, das einmal zu Beliars Territorium gehörte, zumindest, als er noch in Saetans Diensten stand. Aus irgendeinem Grund war diese Stelle geografisch und atmosphärisch für die Kräfte der Unterwelt besonders durchlässig, was sie ein bisschen seltsam fand. Sollte nicht eher New York, Rio oder Moskau zu Saetans bevorzugten Rezeptionen gehören, also eine Stadt mit besonders hoher Kriminalitätsrate? Aber nein, ausgerechnet in der französischen Metropole musste er einchecken. Paris war ein heißes Pflaster, keine Frage. Aber die Verbrechensquote war ein Witz, verglichen mit Neapel oder Miami. Dennoch war Paris weltweit die einzige Stadt, die über zwei Portale verfügte, das Gare du Nord und das Gare de l’Est. Ob und wie diese Tore zusammenhingen, wusste sie nicht. Wenn sie genauer darüber nachdachte, wusste sie einen Dreck.
    Stellte sich die Frage, ob sie Enzo half, wenn sie ihm die wenigen Brocken hinwarf, die ihr bekannt waren, oder wäre das sein Todesstoß? Auf der anderen Seite hatte er nicht viel zu verlieren, von seinem Leben einmal

Weitere Kostenlose Bücher