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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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abgesehen.
    „Also schön“, sagte sie und biss sich auf die Unterlippe. Innerlich schüttelte sie den Kopf. Vermutlich würde sie das später bereuen, allerdings war man hinterher immer schlauer, oder?
    „Es braut sich etwas zusammen. Ich weiß nicht, wann, nur dass es bald passieren wird. Und es wird ziemlich übel werden.“
    „Wie übel?“
    „Schau aus dem Fenster und sag mir, was du siehst.“
    „Ich sehe nichts, dannatemente , was soll das?“
    „Genau, mein Freund. Der Eiffelturm ist weg, oder?“
    Die Stille am anderen Ende war ihr Reaktion genug.
    „Wo?“, fragte er, die Stimme um Festigkeit bemüht.
    „Ist die Leitung abhörsicher?“
    „Naturalmente!“
    Blanche seufzte. „Halte dich in den nächsten Tagen von den Bahnhöfen fern, okay?“
    „Geht’s ein bisschen genauer?“
    „Der Nordbahnhof.“
    Eine kurze Pause entstand. „Ist das sicher?“
    „Todsicher.“
    „Wann?“
    „Das kann ich noch nicht sagen, darum halte dich bereit.“
    „Und wann weißt du es?“
    „Kurz bevor es passiert.“
    „Ruf mich an, Blanche, ich verlasse mich auf dich.“ Es machte Klick, und die Leitung war tot.
    Dir auch einen schönen Tag, dachte sie und warf das Handy auf den Nachttisch.
     
    *
     
    Nachdem Enzo aufgelegt hatte, fühlte er sich besser. Endlich kam Bewegung in die Sache, das wurde auch Zeit. Unruhig lief er in seinem Arbeitszimmer umher und dachte nach. Sergej würde keine Ruhe geben, auch dann nicht, wenn das Dämonenpack abzog. Er wurde immer dreister, verbündete sich mit Kakerlaken wie Zoey und machte auch nicht vor Antonella Halt. Sergej musste verschwinden, und zwar so, dass sein Blut in Großbuchstaben an jeder verdammten Hauswand klebte und sein Innerstes nach außen gestülpt war. Es musste ein Exempel statuiert werden, an das sich seine Rivalen noch in der nächsten Generation erinnern würden. Zu lange hatte er dabei zugesehen, wie sich der Sankt Petersburger in seiner Stadt einnistete. Um einen Krieg zu vermeiden, hatte er geteilt, aber das war vorbei. Seine Nachgiebigkeit hat die aktuellen Probleme erst ermöglicht. Hätte er von Anfang an einen harten Kurs gefahren, würde ihm diese ganze cazzate jetzt nicht um die Ohren fliegen. Man respektierte ihn, aber sie hatten keine Angst vor ihm. Letzteres war Absicht, schließlich beschützte er seine Leute. Doch seine Feinde mussten ihn fürchten – wenn ihn die letzten Wochen etwas gelehrt hatten, dann das. Als er abermals zum Hörer griff, trat Ernesto ins Arbeitszimmer.
    „Und?“, fragte er mit gefurchter Stirn.
    „Sie schläft.“ Ernesto fuhr sich durchs Haar. „Das letzte, äh, Abenteuer, steckt ihr noch in den Knochen, aber ich glaube, sie ist bene.“
    Enzo nickte, doch der Gedanke, dass diese Hyänen hinter seinem Mädchen her waren, brachte ihn auf. Frauen und Kinder standen außerhalb des Systems. Sie waren unantastbar, jeder wusste das, selbst Killer wie Blanche.
    Er entließ seinen Mann mit einem Wink, dann tippte er eine Nummer ein, von der er nie geglaubt hätte, dass er sie je wählen würde. Aber ungewöhnliche Zeiten erforderten ungewöhnliche Maßnahmen, eh?
    Dies war seine Gelegenheit, die Konkurrenz mit einem Schlag loszuwerden, und die würde er sich nicht entgehen lassen. Im Krieg und in der Liebe war alles erlaubt, so hieß es doch, oder?
    „Äänzo, waas für eine Froide!“
    Manchmal fragte er sich, ob Sergejs unnachahmlicher Akzent echt war, oder ob er sich den für Leute wie ihn aufsparte, um dümmer rüberzukommen, als er tatsächlich war.
    „Wie laaufen die Geschääfte, main Froind?“
    Blöde Frage, du cretino. „Großartig, könnte nicht besser sein!“
    „Wundärbar. Uund die Familie?“
    Enzos Kiefer mahlte. „Alles bene!“, presste er hervor.
    „Das hört man gärn.“ Eine kurze Pause entstand, vermutlich erwartete Sergej, dass Enzo ähnliche Fragen stellte, aber auf diesen verlogenen cazzo hatte er keine Lust.
    „Aalso, Äänzo, waas kann ich für dich tun?“
    Showtime, dachte er und nahm hinter seinem Schreibtisch Platz.
     
    *
     
    Beliar landete auf dem Glasdach des Nordbahnhofs. Er hatte kein gutes Gefühl bei der Sache. Warum ließ Miceal ihn so kurz nach ihrem letzten Treffen hier antanzen, und weshalb spürte er die Anwesenheit eines anderen Dämons? Es war allerdings nicht sein Gefahren-Anzeiger, der ansprang, sondern das Bullshit-Barometer.
    Tchort landete auf der anderen Seite des Dachs und kam mit langen Schritten auf ihn zu. Verdammt, er war gut. Beliar hatte ihn kaum

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