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Die Entscheidung

Die Entscheidung

Titel: Die Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Christo
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ihr Hals an, als wäre er mit Sägespänen ausgestreut. Noch nie zuvor hatte jemand so etwas zu ihr gesagt, nicht einmal Wayne. Sie hatte nicht mal gewusst, wie viel es ihr bedeutete, bis Tchort es aussprach, doch er war noch nicht fertig.
    „Du bist das Beste, das mein Leben hervorgebracht hat, und du warst es, die mich gerettet hat.“
    Abermals machte sie Anstalten, seine Hand zu ergreifen, doch er trat kopfschüttelnd einen Schritt zurück.
    „Nein. Ich bin es nicht wert.“
    Wie war das?
    „Ich werde nicht riskieren, dich im letzten Augenblick doch noch an ihn zu verlieren.“
    Wen er mit er meinte, war klar. Dennoch hätte sie ihre Schusshand gegeben, ihn noch einmal zu umarmen.
    „W-was machen wir jetzt?“
    „Du bleibst hier, mein Kind, und tust nichts.“ Ein grimmiges Lächeln umspielte seine Lippen, als er leise fortfuhr: „Und ich werde erledigen, weshalb ich gekommen bin.“
    Nichtstun war nicht wirklich ihre Stärke. Außerdem schmeckte ihr der Gedanke nicht, dass ihr Vater allein loszog, Saetan zu erledigen. Wo war Beliar, und was trieb diese maulende Heuschrecke?
    Dann fiel ihr ein, dass sie die Hölle nicht mehr betreten konnten, zumindest nicht, ohne dortbleiben zu müssen. Aber galt das auch, wenn der Hausherr zwangsgeräumt wurde?
    Sie hasste ihre Unwissenheit, doch noch mehr hasste sie die Tatsache, wie hilflos sie hier unten war. Und mit ihrer Wut wurden die sie umgebenden Schatten deutlicher, zeigten ihr Ereignisse ihres Lebens, die sie von einem ängstlichen Kind in eine zornige junge Frau verwandelt hatten.
    Schläge, Essensentzug und öffentliche Züchtigungen waren nur die Spitze des Eisbergs. Ja, es tat weh, und natürlich war es schlimm, körperlich bestraft zu werden. Doch wahrhaft verletzt hatte sie der emotionale Ballast. Das waren die Narben, die sie mit sich herumtrug, der Schmerz, der sie in ihren Träumen heimsuchte. Die Scham darüber, vor allen anderen nackt ausgezogen und geschlagen zu werden. Die Lüge, dass ihr das nichts ausmachte, und die Kraft, die es sie gekostet hatte, nicht an den erniedrigenden Maßnahmen zu zerbrechen, deren einziger Zweck darin bestand, sie zu quälen, zu demütigen – sie zu zerstören. Die Liebe in sich und zu sich selbst.
    „Du hast ihnen Angst gemacht“, sagte Tchort unvermittelt, und riss sie aus dem emotionalen Strudel, der sich in ihr aufbaute.
    „Deine Stärke hat sie umso schwächer aussehen lassen, das konnten sie nicht erlauben.“
    Es ging noch viel weiter. Kinder waren wunderschöne Wesen, unschuldige Wesen. Ihre Reinheit hat den Hass der Nonnen auf alles Lebendige verstärkt, denn die Kinder hatten ihnen ihre eigene Hässlichkeit widergespiegelt, sowie die Tatsache, dass sie innerlich tot waren.
    Und als schwache Feiglinge, die sie waren, ließen sie ihre Ängste an den Schützlingen aus, die keine Möglichkeit hatten, sich zu wehren. Dabei gab es diejenigen, die zuschlugen, und die, die wegsahen. Und es gab viele, die wegsahen. Die schwiegen und die Täter schützten, nicht die Opfer.
    Es war nicht ihre Schuld gewesen, heute wusste sie das, doch das linderte nicht den Schmerz. Wissen half, aber es heilte nicht die Wunden.
    Langsam fand sie ihre Fassung wieder und atmete tief durch. Ihr Blick fand Tchorts und eine Weile sahen sie sich schweigend an.
    „Ich liebe dich“, flüsterte sie und wusste, dass es der Wahrheit entsprach. Sie wusste auch, dass er es aus ihrem Mund hören musste, weil er Kraft daraus schöpfte , für das, was er vorhatte. Gleichzeitig spürte sie, wie sich die Schatten zurückzogen. Liebe war hier unten eine Waffe, und in diesem Augenblick war sie erfüllt von ihrer Zuneigung zu Tchort.
    Sie kannte ihn nicht, er war ein Fremder für sie. Dennoch spürte sie eine Verbindung. Dabei war es nicht wichtig, dass er ihr biologischer Vater war, es war das Band. Bei Wayne war es ähnlich gewesen, doch das hier ging tiefer. Tchort liebte sie nicht für das, woran sie ihn erinnerte. Er liebte sie so, wie sie war. Für ihn würde sie immer ein Kind bleiben, und ein Teil von ihr war Kind geblieben, nämlich der, den sie nie hatte ausleben können.
    „Ich liebe dich“, wiederholte sie, diesmal lauter. Sie weigerte sich, noch mehr Zeit hinter einer Mauer aus Ängsten zu verbringen. Denn das würde bedeuten, dass sie in der Vergangenheit lebte, und das hatte sie lange genug getan. All die Gefühle, die sie mit sich herumschleppte, basierten auf dem, was geschehen war. Und weil sie auf ihren Zorn bestand, hatte sie

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