Die Entscheidung
von Dämonen besetzt zu werden. Denn wenn sie ehrlich war, hatte sie mehr Angst davor, sich einen dämonischen Parasiten einzufangen, als vor dem Tod.
Die Antwort von Leo war keine Überraschung gewesen, dennoch tat es gut, sich daran zu erinnern: „Um den Zugriff eines Dämons abzuwehren, darf dein Geist nicht zu bändigen sein, sonst bist du angreifbar.“
Ihr Geist war nicht zu bändigen, wenn das möglich gewesen wäre, hätten die Schwestern ihn schon vor Jahren gebrochen. Sie waren gescheitert, und zwar nicht, weil sie es nicht versucht hätten, sondern weil sie sich an ihr die Zähne ausgebissen hatten.
Plötzlich schoss ihre Hand vor. Sie packte die Oberin-Imitation am Hals und zog sie zu sich, bis sich ihre Nasenspitzen berührten.
Einatmen.
„Du hast Angst“, flüsterte sie, und sah, wie sich die reptilienartigen Pupillen der Ordensschwester weiteten. „Und ich nicht“, ergänzte sie. Nicht mehr.
Sie verstärkte den Griff um den Hals und hievte sie langsam in sie Höhe.
Ausatmen.
„Du warst ein Niemand, ein Zauberer von Oz, der Kindern vorgaukeln musste, dass er jemand sei. Und selbst das hat nicht besonders gut funktioniert, nicht wahr? Selbst wir Kinder haben dich und deine Show durchschaut.“
Blanche wusste selbst nicht genau, zu wem sie sprach, zur Mutter Oberin oder zum Teufel – vermutlich zu beiden. Denn auch wenn die Nonnen keinen Teufelspakt geschlossen hatten, so waren sie doch besessen gewesen.
Der Teufel stieß ein krächzendes Lachen aus.
„Du hast keine Chance, gib lieber auf, noch kannst du dein erbärmliches Leben retten.“
„Mein Leben ist nicht wichtig“, sagte sie überrascht, dass sie es auch so meinte. Doch es stimmte. Wenn sie heute Nacht das Zeitliche segnete, wäre das bedauerlich, doch es würde kaum jemand Notiz davon nehmen.
Starb Saetan, würde das alles verändern, denn die bestehende Ordnung wäre aufgehoben. Der Teufel musste einen Nachfolger aus dem Hut zaubern, und bis dahin würde er immer schwächer werden. Und all das hatte er seinem missratenen Sohn zu verdanken, der nicht in der Lage war, seine Erzdämonen zu halten, geschweige denn deren familiares . Dieses Wissen hob ihre Laune und ließ sie die Strapazen der letzten Wochen beinahe vergessen.
„Dein alter Herr ist mächtig sauer auf dich“, bemerkte sie mit einem süffisanten Lächeln, von dem sie hoffte, dass es ihn auf die Palme bringen würde. Interessanterweise hatte sie bis vor wenigen Sekunden nicht mal gewusst, dass Saetan nicht der Teufel war, sondern nur sein Sohn. Wie diese Information in ihren Geist gelangt war, konnte sie nicht sagen, doch sie vermutete, dass ihr Dämon seine Hände im Spiel hatte.
Niemand konnte vorhersagen, wie der Teufel die Lage einschätzte, doch es machte Spaß, Saetan in seinem eigenen Spiel zu schlagen, und dabei zuzusehen, wie er Blut und Wasser schwitzte.
„Er fragt sich, warum du einfachste Aufgaben vergeigst und trotz der Macht, die er dir übertragen hat, nicht in der Lage bist, dein Haus in Ordnung zu halten.“
Mit einiger Genugtuung nahm sie das Entsetzen wahr, das kurz in seinen Augen aufflackerte. Obwohl es nur einen Wimpernschlag dauerte, hatte sie es gesehen. Und er wusste es.
„Du musst Menschen belügen, um sie in die Falle zu locken, webst wie eine Spinne Netze, in denen sie sich verheddern, damit du sie anschließend einwickeln und aussaugen kannst.“
„Freier Wille,“ fauchte er, dann spürte sie, wie seine dunklen Ausläufer nach ihr griffen. Mit aller Kraft schmetterte sie seinen Kopf gegen die kotzgrüne Wand, bis er Sternchen sah. Er war in eine menschliche Hülle geschlüpft, und unterlag somit mehr oder weniger den Gesetzen der Schwerkraft. Zugegeben, er war zehnmal widerstandsfähiger, doch der menschliche Körper war zerbrechlich, daran konnte selbst Saetan nichts ändern.
In den zwei Sekunden, in denen er seine Deckung sinken ließ, spürte sie, wie ihn mehr und mehr Kraft verließ. Was immer sich an der Oberfläche tat, konnte nichts Gutes für ihn bedeuten. Sein schwindender Energiespiegel verriet ihr zudem, dass sich seine Brut scharenweise aus dem Staub machte. Kein Wunder. Die Hölle brach auseinander, doch anstatt seine Kreaturen vor den Eindringlingen zu schützen, hatte der Hausherr nur Rache im Kopf. Leider ging sein Plan nicht auf. Blanche war stärker, als er vermutet hatte, und während er durch die Flucht seiner Diener stetig an Macht verlor, wuchs ihre Kraft mit jedem Atemzug.
Von ihrer Standleitung zu
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